Trouble In Mind

Als Schüler des späten Robert Altman („The Player“, „Nashville“) versuchte sich Alan Rudolph Anfang der 1970er zunächst an zwei eher missglückten Horrorfilmchen („Premonition“, „Caged Women II“), ehe er 1976 mit dem romantischen Musikdrama „Willkommen in Los Angeles“ seinen Stil gefunden hatte. Mit Hauptdarsteller Keith Carradine realisierte er 1984 auch „Choose Me – Sag ja“ und ein Jahr darauf „Trouble In Mind“, bei dem es ein Wiedersehen mit zwei weiteren Stars gibt, die in vielen Rudolph-Filmen zu sehen sind: Kris Kristofferson und Geneviève Bujold.

Inhalt: 

In einer unbestimmten Zukunft wird der ehemalige Cop John „Hawk“ Hawkins (Kris Kristofferson) nach mehr als 2800 Tagen Haft aus dem Gefängnis entlassen, nachdem er einen Gauner erschossen und damit einen anderen Mafioso an die Macht gebracht hatte. Nun kehrt er nach Rain City zurück und stattet zunächst seiner alten Geliebten Wanda (Geneviève Bujold) in ihrem Frühstückscafé einen Besuch ab. Obwohl sie weiß, dass mit Hawk wieder Schwierigkeiten ins Haus stehen, gewährt sie ihm einen Unterschlupf und lässt sich wegen der alten Zeiten auf ein kurzes Tête-à-Tête ein. Während Hawk seinem alten Chief, Lieutenant Gunther (George Kirby), um einen Job bittet, landen auch der Taugenichts Coop (Keith Carradine) und seine Freundin Georgia (Lori Singer) mit ihrem Baby Spike in ihrem Wohnmobil in der Stadt. Coop ist auf der Suche nach dem schnellen Geld und lernt den Gauner Solo (Joe Morton) kennen, mit dem er gefälschten Schmuck aus Fernost an die Leute vertickt. Allerdings verprellen sie mit ihren Preisen den mächtigen Gangster-Boss Hilly Blue (Divine), doch die beiden Kleingauner sind so von ihren ersten Erfolgen berauscht, dass sie vor nichts und niemanden Angst haben. Coop verändert sich nicht nur äußerlich zu einem hip auftretenden Großkotz, sondern findet kaum noch Zeit für seine Frau, die mittlerweile als Kellnerin bei Wanda arbeitet und aus purer Not Spike in das Cabrio einer offensichtlich wohlhabenden Familie legt. Als sie ihre Verzweiflungstat bereut, bringt Hawk ihr das Baby zurück, worauf sich beide langsam näherkommen …

Kritik: 

Alan Rudolph („Mrs. Parker und ihr lasterhafter Kreis“, „Liebesflüstern“) hat wie zu den meisten seiner Filme auch zu „Trouble In Mind“ das Drehbuch verfasst und die romantische Gauner-Komödie in einer fiktiven Stadt verortet, die ihrem Namen Rain City alle Ehre macht. Dennoch schwärmt beispielsweise Wanda davon, dass es keinen schöneren Ort als ihr Frühstückscafé gebe, um die Sonne eines neuen Tages zu begrüßen. Davon bekommen die Protagonisten in „Trouble In Mind“ allerdings nichts zu sehen. Stattdessen spielt sich ein Großteil des Geschehens in der Unterwelt ab, in der Solo und Coop zu großen Nummern aufsteigen wollen und der skrupellose Gangster-Boss alle Hebel in Bewegung setzt, um einerseits Hawks Dienste für sich zu gewinnen und die größenwahnsinnigen Kleingauner wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Neben dem durchaus amüsant inszenierten, zum Finale hin auch extrem bleihaltigen Schlagabtausch zwischen den Gangstern stehen in „Trouble In Mind“ aber die allesamt gebrochenen, einsamen Figuren im Mittelpunkt der Geschichte.
Hawk findet nach der Entlassung aus dem Knast weder beruflich noch persönlich sein Glück, bevor er sich ausgerechnet in die junge Georgia verguckt, die als quasi alleinerziehende Mutter kaum noch etwas von ihrem Mann zu sehen bekommt und Job und Erziehung nicht unter einen Hut bekommt. Coop entwickelt sich dagegen von Beginn an schnell zum Arschloch, geht in dem anfänglichen Erfolg seiner kleinkriminellen Machenschaften voll auf, glaubt auf einmal, mit etwas schnell verdientem Geld jemand zu sein, genießt den Rausch von glitzerndem Schmuck, lebensfrohen leichten Mädchen und schicken Klamotten, während seine Frau sich nur nach familiärer Geborgenheit sehnt.
Zwar sorgt eine ominöse „Schutzmacht“ vermeintlich für Sicherheit auf den Straßen, doch sieht man die Uniformierten nur auf Rekrutierungsmissionen, aber nicht bei der Arbeit. Auch die Polizei bevölkert als bloße Staffage eine Kulisse, die nur den Boden für weitere Verbrechen bietet. So wirkt Rain City wie das regenverwaschene, ausgebleicht graue Pendant zum von Korruption geprägten Gotham City, die Einsamkeit und Traurigkeit der einzelnen Figuren wird hier einfach nur heller beleuchtet. Bei aller Trostlosigkeit findet Rudolph aber immer wieder witzige Töne, bevölkert seinen Film mit skurrilen Personen. Keith Carradine, Kris Kristofferson, die junge Lori Singer und auch Pop-Ikone Divine als Gangster-Boss überzeugen in einem emotional vielschichtigen Drama, das vor allem durch Mark Ishams elektronisch-jazzigen Score und den wundervollen Titelsong von Marianne Faithful berührt.
"Trouble In Mind" in der IMDb

Kommentare

Beliebte Posts