Kanonenboot am Yangtse-Kiang
Robert Wise hatte zweimal innerhalb weniger Jahre den Regie-Oscar gewonnen – für die beiden Musicals „West Side Story“ (1961) und „The Sound of Music“ (1965) – als er ein besonders ambitioniertes Projekt in Angriff nahm, für das er sich ganze vier Jahre allein für die Vorbereitung Zeit nahm. Sein dreistündiges Kriegs-Drama „Kanonenboot am Yangtse-Kiang“ (1966) schildert die fragwürdige Mission eines amerikanisches Kanonenboots und brachte Steve McQueen seine einzige Oscar-Nominierung ein.
So zeigt der Film letztlich Verständnis für das Begehren der Chinesen, sich gegen das Vordringen US-amerikanischer Boote zu wehren, was in der einen Frage an Holeman wunderbar zusammengefasst wird: „Was würden Sie sagen, wenn ein chinesisches Kanonenboot am Mississippi patrouillierte?“ Zwar ist „Kanonenboot am Yangtse-Kiang“ mit drei Stunden Spielzeit etwas lang geraten und reichert das kriegerische Geschehen unnötigerweise um zwei kleine Romanzen an, doch beschreibt das kritische Drama minutiös und vielschichtig die schwierigen Herausforderungen der San-Pablo-Besatzung in den chinesischen Gewässern.
Steve McQueen, der vor allen in seinen späteren Filmen „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ (1968), „Bullitt“ (1968) und „Getaway“ (1972) zum coolsten Schauspieler Hollywoods avancieren sollte, überzeugt durch eine angenehm zurückhaltende, besonnene Performance, aber auch seine Mitstreiter – vor allem der mit einem für seine Darstellung mit einem Golden Globe ausgezeichnete Richard Attenborough („Jurassic Park“, „Gesprengte Ketten“) - stehen ihm in nichts nach. Dazu gewinnt der achtfach für einen Oscar nominierte Film durch den kraftvollen Score von Jerry Goldsmith („Das Omen“, „Total Recall“) enorm an Dramatik.
"Kanonenboot am Yangtse-Kiang" in der IMDb
Inhalt:
1926 ist China von Machtkämpfen und Revolutionen zerrissen. Das Kanonenboot USS San Pablo patroulliert auf dem Yangtse-Fluss, um US-Bürger und ihre Besitztümer zu schützen. Als der Maschinist Jake Holeman (Steve McQueen) vom Flaggschiff der US-Asienflotte auf die San Pablo versetzt wird, soll die Besatzung eine Gruppe Missionare in Sicherheit bringen, doch auch auf dem Boot selbst kommt es zu Reibereien vor allem zwischen den chinesischen „Kulis“, die für je eine Schüssel Reis das Gepäck der Matrosen tragen, ihre Rasur und niedere Arbeiten an den Maschinen oder in der Küche übernehmen. Doch Holeman will sich selbst um die Wartung der ihm anvertrauten Maschinen kümmern und macht sich nicht nur bei den Chinesen, sondern auch Teilen der Besatzung unbeliebt. Dennoch freundet er sich mit dem Chinesen Po-Han (Mako) an, den er nach dem tragischen Unfalltod von Po-Hans Vorgänger ausbildet. Auch der Matrose „Frenchy“ Burgoyne (Richard Attenborough) freundet sich mit Holeman an. Gemeinsam gelingt es ihnen, die hübsche Maily (Emmanuelle Arsan) vor der Prostitution zu retten, als der schmächtige Po-Han einen Boxkampf gegen den größeren und schwereren Stawski (Simon Oakland) gewinnt, der zuerst Anspruch auf die junge Chinesin erhoben hatte. Obwohl es gegen die Vorschriften der Marine ist, heiratet Frenchy Maily und schwimmt nachts im eiskalten Wasser zu ihr, bis er an er Lungenentzündung stirbt. Als chinesische Nationalisten Mailys Wohnung stürmen und den toten US-Soldaten entdecken, töten sie auch Maily und schieben dem ebenfalls anwesenden Holeman den Mord in die Schuhe. Die aufgebrachten Chinesen fordern die Herausgabe Holemans von seinem Kapitän Collins (Richard Crenna), und selbst einige der anderen Matrosen fordern die Herausgabe des unbequemen Einzelgängers. Die Zwar lässt sich Collins auf die Drohgebärden der Chinesen und seiner eigenen Leute nicht ein, doch die Situation spitzt sich zu, als die Besatzung den Missionar Jameson (Larry Gates) und die Lehrerin Shirley Eckert (Candice Bergen), in die sich Holeman verliebt hat, in Sicherheit bringen soll. Doch Jameson und Eckert fühlen sich nicht bedroht und wollen bei den Chinesen bleiben …Kritik:
Robert Wise verfilmte mit „The Sand Pebbles“ einen Roman von Richard McKenna, der selbst 1936 in der US-Navy auf Patrouillenbooten in China gedient hat, wobei es allerdings nicht zu solchen wie im Roman und Film beschriebenen Zusammenstößen zwischen Chinesen und Amerikanern kam. Für einen US-amerikanischen Film kritisiert „Kanonenboot am Yangtse-Kiang“ das Vorgehen der Kontrolleure ungewohnt heftig. Das deutet sich bereits bei dem Abendessen mit Jameson, Holeman, Eckert und militanten Verfechtern der US-amerikanischen Unterdrückungspolitik an, wo die unterschiedlichen Meinungen zum Umgang mit den Chinesen deutlich zum Ausdruck kommen. Es ist tatsächlich weniger die offen gezeigte Feindseligkeit der Chinesen gegen die US-Amerikaner, die die Ambivalenz der US-amerikanischen Mission aufzeigt, sondern die Machtkämpfe auf dem Schiff einerseits, wo Captain Collins alle Mühe hat, eine Meuterei unter seinen Männern zu verhindern, und der Auftrag, den Missionar Jameson in Sicherheit zu bringen, der sich aber sicher genug fühlt und lieber bei den Chinesen bleiben will. Das fatale Ende dieser heiklen Mission zeigt schließlich, wie sinnlos das ganze Unterfangen gewesen ist.So zeigt der Film letztlich Verständnis für das Begehren der Chinesen, sich gegen das Vordringen US-amerikanischer Boote zu wehren, was in der einen Frage an Holeman wunderbar zusammengefasst wird: „Was würden Sie sagen, wenn ein chinesisches Kanonenboot am Mississippi patrouillierte?“ Zwar ist „Kanonenboot am Yangtse-Kiang“ mit drei Stunden Spielzeit etwas lang geraten und reichert das kriegerische Geschehen unnötigerweise um zwei kleine Romanzen an, doch beschreibt das kritische Drama minutiös und vielschichtig die schwierigen Herausforderungen der San-Pablo-Besatzung in den chinesischen Gewässern.
Steve McQueen, der vor allen in seinen späteren Filmen „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ (1968), „Bullitt“ (1968) und „Getaway“ (1972) zum coolsten Schauspieler Hollywoods avancieren sollte, überzeugt durch eine angenehm zurückhaltende, besonnene Performance, aber auch seine Mitstreiter – vor allem der mit einem für seine Darstellung mit einem Golden Globe ausgezeichnete Richard Attenborough („Jurassic Park“, „Gesprengte Ketten“) - stehen ihm in nichts nach. Dazu gewinnt der achtfach für einen Oscar nominierte Film durch den kraftvollen Score von Jerry Goldsmith („Das Omen“, „Total Recall“) enorm an Dramatik.
"Kanonenboot am Yangtse-Kiang" in der IMDb
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