Detour - Umleitung

Nachdem Edgar G. Ulmer (1904-1972) im Jahr 1934 für Universal die Edgar-Allan-Poe-Geschichte „Die schwarze Katze“ mit Bela Lugosi und Boris Karloff in den Hauptrollen zu einem Erfolg führte, war der umtriebige Filmemacher in ganz unterschiedlichen Genres unterwegs, ehe er 1945 mit „Stimme aus dem Jenseits“ und „Detour – Umleitung“ seine ersten beiden Film noirs vorlegte. Vor allem das in wenigen Tagen mit schmalem Budget abgedrehte letztgenannte Werk zählt heute zu den Klassikern des Genres. 

Inhalt: 

Völlig niedergeschlagen hängt der Pianist Al Roberts (Tom Neal) in einem Diner bei Reno, Nevada, an der Theke über seinem Kaffee und will weder von dem gesprächigen LKW-Fahrer belästigt werden noch den Jazz-Song „I Can’t Believe You’re in Love with Me“ hören, den der aufdringliche Mann in der Jukebox mit seiner 5-Cent-Mütze spielen lässt. Nachdem der Barbesitzer (Tim Ryan) die Gemüter beruhigt hat, sinnt Roberts darüber nach, wie er überhaupt an diesen Ort gelangt ist und wie übel ihm das Leben mitgespielt hat. Dabei war er vor gar nicht so langer Zeit noch so glücklich … Roberts erinnert sich: Mit der hübschen Jazz-Sängerin Sue Harvey (Claudia Drake) spielt er nicht nur in einem New Yorker Nachtclub, sondern ist sogar mit ihr verlobt. Doch seine Verlobte hat genug davon, Nacht für Nacht in diesem heruntergekommenen Schuppen aufzutreten und zu wenig zu verdienen, um ein sorgenfreies Leben zu führen, weshalb sie die geplante Hochzeit erst einmal aufschieben und stattdessen in Los Angeles Karriere machen will. 
Roberts bleibt jedoch fürs Erste in New York, bis ihm seine Verlobte doch so sehr fehlt, dass er per Anhalter nach Kalifornien reisen will. Nachdem er zunächst kaum Fortschritte während der Reise gemacht hat, nimmt ihn in Arizona der Handlungsreisende Charles Haskell Jr. (Edmund MacDonald) in seinem Cabrio mit. 
Während der langen Fahrt nach Los Angeles wechseln sich Haskell und Roberts ab, doch dann bemerkt Roberts, dass Haskell auf dem Beifahrersitz nicht wie erwartet nur schläft, sondern offenbar gestorben ist. Als er am Straßenrand hält und die Beifahrertür öffnet, fällt der Tote mit dem Kopf auch noch auf einen Stein, so dass die Polizei auf die Idee kommen könnte, Roberts hätte den Mann umgebracht. Also zieht Roberts die Leiche in den Straßengraben und entschließt sich während der Weiterfahrt dazu, einfach Haskells Identität anzunehmen. Wenig später nimmt Roberts an einer Tankstelle eine junge Frau namens Vera (Ann Savage) mit, die offenbar mit Haskell bekannt war und Roberts fragt, was er mit der Leiche angestellt habe. Statt Roberts aber an die Polizei zu verraten, macht sie gemeinsame Sache mit ihm. Sie mieten sich als Mr. und Mrs. Haskell in einem Apartment ein und wollen am nächsten Tag das verräterische Auto des Toten verkaufen, doch ein weiterer Zwischenfall verschärft Roberts‘ Lage dramatisch … 

Kritik:

„Detour – Umleitung“ ist nach einer Story von Martin Goldsmith („Um Haaresbreite“, „Dem Teufel auf der Spur“) entstanden, der selbst das Drehbuch zur Verfilmung verfasste und dabei auf den Clou zurückgriff, die Erzählperspektive auf die des unglückseligen Bar-Pianisten zu reduzieren, während in der zugrundeliegenden Story sowohl Roberts als auch Vera jeweils ihre Version der Geschehnisse zum Besten geben dürfen. So wird der Zuschauer gezwungen, die teils unglaubliche, vielleicht sogar unglaubwürdige Geschichte allein aus Roberts‘ Perspektive zu erleben und sich in den Strudel folgenreicher Ereignisse einzulassen, die der von allen guten Geistern verlassene Pianist erinnert. 
Die Geschichte spitzt sich vor allem durch die Begegnung von Roberts und Vera zu. Der von ihm geschilderte Umstand, dass die junge Anhalterin tatsächlich den eigentlichen Besitzer des Wagens kannte, in den sie mitten im Nirgendwo zusteigt, wirkt ebenso unglaubwürdig wie Haskells Tod auf dem Beifahrersitz seines Autos. Doch da man nur Roberts‘ Version der Geschichte zu sehen und hören bekommt, kommt sogar etwas Mitleid mit dem armen Kerl auf, der erst zusehen muss, wie seine Verlobte ihr Glück in Kalifornien sucht, um dann in äußerst seltsame Verbrechen hineingezogen zu werden, die er unter den gegebenen verdächtigen Umständen keinesfalls der Polizei melden kann. Ulmer hat dieses B-Movie mit großer Finesse realisiert und mit Tom Neal („Noch ein dünner Mann“, „Dschungel-Gangster“) und Ann Savage („Am Tode vorbei“, „Fire With Fire – Verbotene Leidenschaft“) großartig besetzt. Neal spielt den verzweifelten Pianisten mit einer fatalistischen Eindringlichkeit, die seines gleichen sucht, während Savage die unerbittliche Femme fatale verkörpert, die den armen Mann in den Abgrund zieht.  

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