Schritte in der Nacht
Während seiner 30-jährigen Karriere hat der amerikanische Filmemacher Alfred L. Werker zwar immerhin fünfzig Filme in unterschiedlichen abgedreht, aber kaum nennenswerte Spuren mit seinem Werk hinterlassen. Immerhin inszenierte er mit „Die Abenteuer des Sherlock Holmes“ (1939) und „Dick und Doof in geheimer Mission“ (1942) erfolgreiche Franchise-Produktionen und lieferte 1948 mit „Schritte in der Nacht“ einen zumindest grandios fotografierten Cop-Thriller in quasi-dokumentarischem Stil ab.
Police Officer Rawlins (John McGuire) fährt nach seinem Dienstschluss noch in Uniform gekleidet nach Hause, als er in einer verlassen wirkenden Straße einen Mann in der Nähe eines Elektrofachgeschäfts bemerkt. Als er den Unbekannten auffordert, sich auszuweisen, zieht dieser eine Pistole und schießt den Polizisten nieder. Rawlins erliegt im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen, während Marty Brennan (Scott Brady) und Chuck Jones (James Cardwell) die Ermittlungen übernehmen. Zwar wird bald das gestohlene Auto des Täters gefunden, in dessen Kofferraum ein ganzes Arsenal an Waffen und ein elektronisches Gerät aus Militärbeständen gefunden wird, aber selbst Lee Whitey (Jack Webb) findet im Labor keine Spuren, die zum Täter führen. Erst als Captain Breen (Roy Roberts) auf die Idee kommt, dass der Täter schon früher Einbrüche in Elektrofachgeschäften verübt hat, können die Zeugen ein Phantombild erstellen, das großflächig im Raum Los Angeles verteilt wird. Währenddessen bringt der einzelgängerische Roy Morgan (Richard Basehart) dem Elektronikhändler Paul Reeves (Whit Bissel) ein weiteres seiner speziell modifizierten Geräte in sein Geschäft, wo diese an Reeves‘ Kunden vermietet werden. Das Angebot einer Festanstellung lehnt Morgan ab.
Als einer der Kunden einen Fernsehprojektor sogar kaufen will, erkennt er diesen als seinen eigenen wieder, der ihm gestohlen worden ist. Der Mann informiert die Polizei, Reeves identifiziert Roy Morgan als den Mann auf dem Phantombild und von der Polizei in der Hoffnung observiert, dass er sie zu Morgan führt …
Kritik:
„Schritte in der Nacht“ ist es als eine Art Dokumentarfilm gedacht, der die Arbeit der Polizei in Los Angeles anhand eines reellen Falls begleitet. Auf der einen Seite wird das raffinierte Treiben von Roy Morgan geschildert, der der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein scheint, zurückgezogen und ganz für seine außergewöhnliche Arbeit lebt, ohne dass er dabei jemanden zu verletzen beabsichtigt. Tatsächlich ist er sogar erschrocken, als er von Reeves erfährt, dass der Polizist, den er angeschossen hat, in Lebensgefahr schwebt. Auf der anderen Seite wird der oft ermüdende Arbeitsalltag der Polizei beschrieben, der oft aus unfruchtbarer Fließarbeit besteht, aber am Ende stößt der eigentlich beurlaubte Brennan doch auf die Spur des gesuchten Täters, dem letztlich nur die Flucht in die Kanalisation bleibt. Diese Sequenz stellt fraglos den Höhepunkt des Films dar, denn hier präsentiert sich der versierte John Alton („Stadt der Verdammten“, „Der Richter bin ich“) als Meister seines Fachs, wenn er die Verfolgung Morgans durch die Polizei mit faszinierenden Schattenspielen durch die eingesetzten Taschenlampen einfängt.
Davon abgesehen präsentiert sich „Schritte in der Nacht“ als etwas plumper Versuch aufzuzeigen, dass sich Verbrechen nicht lohnt und dass die Täter ihre gerechte Strafe bekommen. Richard Basehart („Moby Dick“, „La Strada – Das Lied der Straße“) macht als raffinierter Gauner eine gute Figur in diesem reinen Männer-Drama, ansonsten bleiben die Figuren ganz ihrer Funktion verpflichtet und können darüber hinaus keine eigenen Akzente setzen.
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