Das schwarze Buch

Bevor Anthony Mann in den 1950er Jahren als profitabler Regisseur von Western mit James Stewart in der Hauptrolle („Der Mann aus Laramie“, „Winchester ´73“, „Meuterei am Schlangenfluss“) und später von Monumentalfilmen wie „El Cid“ und „Der Untergang des Römischen Reiches“ bekannt geworden ist, inszenierte er in den 1940er Jahren einige bemerkenswerte Film noirs wie „Der parfümierte Killer“ (1947), „Geheimagent T“ (1947) und „Flucht ohne Ausweg“ (1948). 1949 präsentierte er mit „Das schwarze Buch“ (deutscher Alternativtitel: „Dämon von Paris“) ein historisches Polit-Drama, dem der Oscar-prämierte Kameramann John Alton einen unwiderstehlichen Film-noir-Touch verpasste. 

Inhalt: 

Fünf Jahre nach der Revolution kommen im Juli 1794 die Gemüter in Frankreich noch immer nicht zur Ruhe, denn das Land leidet unter dem Despoten Maximilien Robespierre (Richard Basehart) und dessen Getreuen Georges Jacques Danton (Wade Crosby) und Louis Antoine de Saint-Jus (Jess Barker). Obwohl er ohnehin schon der mächtigste Mann in Frankreich ist, entmachtet er systematisch seine politischen Gegner und setzt dabei kontinuierlich die Guillotine als abschreckendes Mahnmal ein. Nun steht ihm eigentlich nur noch Paul François Barras (Richard Hart) im Weg, doch der flüchtet rechtzeitig in den Untergrund. Um seine Macht zu manifestieren, will Robespierre den mächtigen Staatsanwalt Duval (Charles Gordon) aus Straßburg kommen lassen. 
Der hat dort nämlich als Richter und Ankläger gegen die Revolutionäre hart durchgegriffen, was den opportunistischen Fouche (Arnold Moss), Chef der Pariser Geheimpolizei, tief beeindruckt hat. Währenddessen versucht der Adlige Charles D'Aubigny (Robert Cummings) das Schlimmste zu verhindern und reitet nach Österreich, um dem aus seiner Heimat verbannten und an einem verlassenen Ort lebenden Marquis de Lafayette (Wilton Graff) aufsucht, um von ihm Befehle für den Aufstand gegen dessen Erzfeind Robespierre zu empfangen. Lafayette fühlt sich jedoch nicht mehr befugt, Befehle zu erteilen, und gibt D’Aubigny nur seinen Ring mit, der ihm weitere Türen öffnen würde. 
Er sucht Duval auf, tötet ihn und nimmt seine Identität an. Direkt nach diesem riskanten Coup nimmt eine geheimnisvolle Frau noch am Tatort Kontakt zu ihm auf und entpuppt sich als seine ehemalige Geliebte Madelon (Arlene Dahl), die nun für die Revolution arbeitet. Robespierre schöpft jedoch keinen Verdacht und beauftragt den falschen Duval mit dem Auffinden eines schwarzen Buches, in dem Robespierre die Namen all seiner Feinde mit Beweisen für ihre Verfehlungen aufgelistet hat. Doch Duval/D’Aubigny hat nur 24 Stunden Zeit, bis die Nationalversammlung zusammentrifft und über Robespierres politische Ambitionen abstimmen soll … 

Kritik: 

Ähnlich wie Martin Gabels „Briefe aus dem Jenseits“ (1947) und Robert Siodmaks „Unter Verdacht“ (1944) kommt Anthony Manns B-Movie „Das schwarze Buch“ als Kostüm- bzw. Historienfilm daher, entpuppt sich aber stilistisch als lupenreiner Film noir. Dazu zählen neben dem Erzähler aus dem Off und das Spiel mit den falschen Identitäten auch die geheimnisvolle Frau, die mit dem Protagonisten eine unglückliche Vergangenheit teilt und deshalb schwer einzuschätzen ist. Anthony Mann gelingt es, die temporeiche Geschichte über Macht und Verrat jederzeit packend zu inszenieren, wobei er seine Figuren in eindringlichen Nahaufnahmen sehr plastisch wirken lässt. 
Vor allem Richard Basehart („Schritte in der Nacht“, „Moby Dick“) und Arnold Moss („Tödliche Grenze“, „Der 27. Tag“) überzeugen als Bösewichte, während Robert Cummings („Saboteure“, „Bei Anruf Mord“) eigentlich den herausforderndsten Charakter mimt, aber seine Möglichkeiten nicht voll ausschöpft, in seiner Rolle die Last der Verantwortung zur Rettung der Nation überzeugend auszudrücken. Arlene Dahl („Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, „Sumpf des Verbrechens“) bleibt als D’Aubignys Ex-Geliebte aber ohne Profil. Ohnehin besticht „Das schwarze Buch“ durch seine packende Inszenierung und die wieder einmal meisterhafte Kameraarbeit von John Alton („Tödliche Grenze“, „Vater der Braut“), der mit starken Konturen und eindringlichen Schatten- und Licht-Kompositionen zum Gelingen des Films beiträgt.  

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