Die gefürchteten Vier

Richard Brooks war in den 1940er Jahren als Drehbuchautor für etliche Film-noir-Klassiker wie „Die Killer“ (1946), „Zelle R 17“ (1947), „Hafen des Lasters“ (1948) und „Der Tote in den Dünen“ (1950) mitverantwortlich, ehe er auch ins Regiefach wechselte und großartige Werke wie „Die Saat der Gewalt“ (1955), „Die Brüder Karamasov“ (1958), „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ (1958), „Süßer Vogel Jugend“ (1962) und „Kaltblütig“ (1967) inszenierte. 1966 entstand mit „Die gefürchteten Vier“ ein kritischer Western, der mit Burt Lancaster, Jack Palance, Lee Marvin, Claudia Cardinale, Woody Strode und Robert Ryan prominent besetzt war und bereits den Übergang zum Spät-Western markierte. 

Inhalt:

Während der Revolution in Mexiko im Jahr 1917 heuert der millionenschwere Großgrundbesitzer J. W. Grant (Ralph Bellamy) vier Abenteurer mit jeweils ganz besonderen Fertigkeiten an, um seine junge und attraktive Frau Maria (Claudia Cardinale), die offenbar von dem Revolutionsführer Capitan Jesus Raza (Jack Palance) gefangen gehalten wird, aus den Fängen der Aufständischen zu befreien und heil zu ihm zurückzubringen. Angeführt wird die Truppe von dem Söldner Rico Fardan (Lee Marvin), der bereits an der Seite von Pancho Villa für die Revolution gekämpft hat. Zu dem Quartett gehören der Pferdeliebhaber Hans Ehrengard (Robert Ryan), der Fährtenleser und Bogenschütze Jake Sharp (Woody Strode) sowie der Bombenexperte Bill Dollworth (Burt Lancaster), der gegen eine Kaution von 700 Dollar erst einmal aus dem Gefängnis befreit werden muss. Neben den 1000 Dollar Aufwandsentschädigung winken den vier Männern jeweils 9000 weitere Dollar, wenn sie Maria zu ihm zurückbringen.
Doch der Weg durch die sengende Wüstenhitze fordert auch seinen Tribut. Schließlich bekommt Fardans Truppe eher Kontakt mit den Mexikanern, als ihnen lieb ist, doch dank ihrer strategischen Geschicklichkeit gelangen die vier Männer bis zu Razas Lager. Dort erkennen sie aber, dass Grants Frau mitnichten gegen ihren Willen hier festgehalten wird, sondern offenbar Razas Geliebte ist. Mit ihrem ausgefeilten Plan gelingt es ihnen, die zahlenmäßig weit überlegende Bande der mexikanischen Revolutionäre in ihre Schranken zu weisen und Maria in ihre Gewalt zu bringen, doch Raza denkt gar nicht daran, seine Geliebte aufzugeben, und macht sich mit seinen Männern und der unerschrockenen Chiquita (Marie Gomez) auf die Jagd nach ihren Entführern … 

Kritik:

Mit „Die gefürchteten Vier“ inszenierte Richard Brooks 1966 einen Western, der nach einem Roman von Frank O’Rourke entstanden ist und schon zu Beginn mit der Präsentation von Automobilen deutlich macht, dass die Zeit des klassischen Western-Helden schon vorbei und die moderne Zeit mit ihrem technologischen Fortschritt nicht mehr aufzuhalten ist. Davon abgesehen erzählt der durchaus mit einigen Längen versehene Film eine klassische Abenteuer-Geschichte, in der vier Glücksritter auf eine finanziell lohnenswerte Mission geschickt werden, um eine vermeintlich entführte Frau aus den Fängen mexikanischer Banditen zu befreien. 
Brooks, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, nimmt sich zwar kaum Zeit, um die titelgebenden „gefürchteten Vier“ näher vorzustellen, dafür aber umso mehr, um ihren beschwerlichen Weg durch die mexikanische Wüste zu begleiten. Dabei wird deutlich, dass Fardan beispielsweise zweifelsfrei zu seinem Wort steht, das er Grant gegeben hat, während sein Freund Dollworth schon überlegt, selbst das Lösegeld von 100.000 Dollar zu kassieren. Die Mission schweißt die vier unterschiedlichen Männer auf jeden Fall zusammen, wobei sie jeweils von den besonderen Fertigkeiten der jeweils anderen Teilnehmer der Befreiungsaktion profitieren. 
In strahlenden Technicolor-Farben und in epischen Panavision- Bildern, für die der Oscar-prämierte Kameramann Conrad L. Hall („American Beauty“, „Zwei Banditen“) verantwortlich gewesen ist, kommen vor allem die Szenen in den engen Schluchten und die weiten Landschaften wunderschön zur Geltung. Mit Marias Befreiung ändert sich allerdings der Charakter der Mission, denn nun kommt eine moralische Komponente ins Spiel, die entscheidet, ob sich die „gefürchteten Vier“ ihrem Auftraggeber oder doch ihrem eigenen Ehrenkodex verpflichtet fühlen. 
Die Darsteller werden in diesem Western, der bereist Elemente des Italo-Western vorwegnimmt, kaum gefordert, wirken sehr routiniert und stehen eher im Schatten der Explosionen und Feuergefechte. Die solide inszenierte Action, die prominenten Darsteller, die eindrucksvollen Bilder und die stimmungsvolle Musik von Maurice Jarre („Der Mann, der König sein wollte“, „Lawrence von Arabien“) machen „Die gefürchteten Vier“ zu einem unterhaltsamen (Spät-)Western, der immerhin für drei Oscars nominiert wurde.  

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