Casbah - Verbotene Gassen
Mit seinem 1931 veröffentlichten Roman „Pépé le Moko“ hat der französische Schriftsteller Henri La Barthe (1887–1963) die Vorlage zu gleich drei Verfilmungen geliefert, wobei die erste, 1937 von Julien Duvivier verwirklichte Adaption namens „Pépé le Moko – Im Dunkel von Algier“ mit Jean Gabin in der Hauptrolle gemeinhin als beste gilt. Nachdem John Cromwell nur ein Jahr später ein US-Remake unter dem Titel „Algiers“ folgen ließ, inszenierte John Berry 1948 mit „Casbah – Verbotene Gassen“ ein vergnügliches Gauner-Musical, bei dem vor allem Peter Lorre darstellerische Glanzpunkte setzen durfte.
Als der Reiseführer Omar (Hugo Haas) eine Gruppe von Touristen in die als Festung bezeichnete Casbah, die Altstadt der algerischen Hauptstadt Algier, führt, macht er die Reisenden sofort darauf aufmerksam, dicht bei ihm zu bleiben und nichts ohne vorherige Ankündigung zu fotografieren, denn in den engen, verschlungenen Gassen treiben sich so einige zwielichtige Gestalten herum. Stutzig macht Omar ein Tourist namens Carlo (Douglas Dick), der kurz nach der Ankunft in der Casbah direkt nach Inez‘ Tabakladen fragt. Omar verweigert dem Mann die Auskunft und schickt einen jungen Beschatter los, als sich Carlo allein auf die Suche macht. Währenddessen muss der vor drei Monaten aus Paris nach Algier versetzte Louvin (Thomas Gomez) als Polizeichef um seinen Job bangen, denn seine französischen Dienstherren erwarten, dass der berüchtigte französischstämmige Gauner Pépé le Moko (Tony Martin) endlich festgenommen wird. Dabei soll ihm vor allem der dem Distrikt der Casbah zugeteilte Inspektor Slimane (Peter Lorre) behilflich sein, der gerade erst mit dem Gangster gefrühstückt hat, wie er freigebig verkündet. Denn im Gegensatz zu seinen Vorgesetzten weiß Slimane um die besonderen Gegebenheiten in der Festung, wo Pépé als Volksheld gefeiert wird. Keiner der Einheimischen würde es zulassen, dass ihr Held von der Polizei aus seiner Schutzzone abgeführt wird. Erst als die verwöhnte Gaby (Märta Torén) mit ihrem Verlobten Claude (Herbert Rudley) die Casbah aufsucht, wird Pépé leichtsinnig – sehr zum Ärger von Inez (Yvonne de Carlo), die dem beliebten Gauner längst ihr Herz geschenkt hat …
Kritik:
Dass John Berry („Morgen und alle Tage“, „Zum Zerreißen gespannt“) in der dritten Verfilmung des Romans, den La Barthe unter dem Pseudonym Detective Ashelbe veröffentlicht hat, einen anderen Ton sucht als seine Vorgänger, ist durchaus verständlich, allerdings verliert „Casbah – Verbotene Gassen“ so die typische Film-noir-Atmosphäre, die die literarische Vorlage hergibt. Berry erweist sich zumindest der Gestaltung der hektischen Betriebsamkeit in Algiers Altstadt als wahrer Meister. Im Gegensatz zur ersten Adaption, die an Originalschauplätzen gedreht wurde, entstand „Casbah“ gänzlich im Studio, doch wirken die engen Gassen und das bunte Treiben auf den Plätzen und in den Bars absolut authentisch.
Die Jagd der Polizei unter Führung des überforderten Polizeichefs nach Pépé unterstreicht den komödiantischen Part des Films, doch kommt bei dem Kriminaldrama kaum Spannung auf. Das liegt vor allem an den vielen Gesangseinlagen (von denen der von Harold Arlen und Leo Robin komponierte bzw. getextete Song „For Every Man There’s a Woman“ immerhin für einen Academy Award nominiert wurde), die die Dramaturgie der Geschichte empfindlich stören. Zudem vermag die hübsche Schwedin Märta Torén in ihrem Schauspieldebüt nicht recht als Femme fatale überzeugen. Sie wirkt viel zu verwöhnt und zu wenig charismatisch, um glaubwürdig zu vermitteln, dass Pépé ihretwegen nicht nur die heißblütige Inez, sondern auch sein sicheres Territorium verlässt.
Höchst vergnüglich ist es allerdings, Peter Lorre („M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, „Casablanca“) dabei zu beobachten, wie er sicher zwischen seinen Polizeikollegen auf der einen Seite und dem Gauner Pépé auf der anderen sein eigenes Ding durchzieht.
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