Stalag 17

Billy Wilder hat seine Regie-Karriere in Hollywood mit ganz unterschiedlichen Filmen wie der romantischen Komödie „Der Major und das Mädchen“ (1942) und dem Kriegsdrama „Fünf Gräber bis Kairo“ (1943) begonnen, sich aber vor allem aber mit seinen erfolgreichen Film-noir-Beiträgen „Frau ohne Gewissen“ (1944), „Das verlorene Wochenende“ (1945), „Boulevard der Dämmerung“ (1950) und „Reporter des Satans“ (1951) einen Namen machen können. 1953 legte er mit „Stalag 17“ ein ungewöhnliches Kriegsdrama vor, nämlich eine kammerspielartige Satire um amerikanische Soldaten in einem deutschen Kriegsgefangenenlager. 

Inhalt: 

In dem deutschen Gefangenenlager Stalag 17 warten amerikanische Kriegsgefangene kurz vor Weihnachten 1944 vergeblich auf das Kriegsende. Als zwei Häftlinge einen zuvor ausgeklügelten Fluchtversuch wagen, nimmt der geschäftstüchtige Sefton (William Holden) Wetten auf seine Annahme entgegen, dass es die beiden Flüchtlinge nicht mal bis zum angrenzenden Wald schaffen. Wenig später gibt ihm das aufflammende Maschinengewehrfeuer der Deutschen recht. Am nächsten Morgen betont Lagerkommandant Oberst von Scherbach (Otto Preminger) beim Appell, dass er keine Fluchtversuche dulde und dass jeder Ausbruchsversuch mit dem Tod bestraft werde. Da die Deutschen wiederholt von den Fluchtversuchen in Kenntnis gesetzt waren, vermuten die amerikanischen Soldaten einen Verräter in ihren Reihen. Dabei hat sich der Einzelgänger Sefton besonders verdächtig gemacht. Schließlich betreibt er mit den deutschen Wachen einen regen Handel mit amerikanischen Zigaretten, die er seinen Mitgefangenen beim Glücksspiel oder raffinierten Ideen wie dem Angebot, für eine Zigarette zwanzig Sekunden lang durch ein Fernrohr die neu angekommenen Frauen im russischen Lager bei der Entlausung beobachten zu dürfen, abluchst. 
Etwas Abwechslung in die Lagerroutine bringen nicht nur die Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest, sondern auch die Ankunft von Leutnant Dunbar (Don Taylor), einem Sohn aus sehr reichem Hause, der stolz davon berichtet, unterwegs einen Sprengstoffzug der Deutschen in die Luft gesprengt zu haben. Als auch diese Information an die Lagerleitung übermittelt wird, spitzt sich die Situation in der Baracke zu, denn Dunbar droht nun die Auslieferung an die SS, die ihn wegen Spionage erschießen würde … 

Kritik: 

Billy Wilder inszenierte mit „Stalag 17“ eine Geschichte, die von Donald Bevan und Edmund Trzcinski bereits erfolgreich am Broadway aufgeführt worden war und die Wilder selbst zusammen mit Edwin Blum („Das Gespenst von Canterville“, „Der Tod war schneller“) als Drehbuch für seinen ungewöhnlichen Kriegsfilm adaptierte. Denn im Gegensatz zu vorherigen Kriegsfilmen, die sich auf die Schlachten auf den Kriegsschauplätzen konzentrierten, legte Wilder den Fokus bei seinem Film auf eine bis dahin wenig thematisierte Örtlichkeit, nämlich auf ein Kriegsgefangenenlager. Im Gegensatz zu John Sturges‘ zehn Jahre späteren Klassiker „Gesprengte Ketten“ spielt sich Wilders Film aber auch komplett wie auf einer Theaterbühne nur im Lager ab und lässt auch die umfangreich bebilderten Vorbereitungen für die Ausbruchsversuche komplett außen vor. Stattdessen konzentriert sich Wilder ganz auf das Geschehen in der Baracke und die Suche nach dem Verräter in den eigenen Reihen. Allerdings beschreibt er den Alltag im Lager nicht als durchweg triste Angelegenheit, sondern bemüht sich eher um einen heiteren Ton, der bereits in dem lockeren, von witzigem Geplänkel geprägten Verhältnis zwischen dem deutschen Wachmann und der amerikanischen Mannschaft in der Baracke zum Ausdruck kommt, aber vor allem aber durch die Bälle, die sich die Sgt. Kuzawa (Robert Strauss) und Sgt. Shapiro (Harvey Lembeck) zuspielen und dabei auch in witzigen Verkleidungen amüsante Tanzeinlagen hinlegen. 
Hier scheint Wilder schon mal das Feld abzustecken, das er in seinen späteren Erfolgskomödien souverän beackert. Allerdings macht diese durchgängig eingestreute Komik auch die Einordnung des Films schwer. An sich ist die Suche nach dem Verräter in den eigenen Reihen eine dramatische Angelegenheit, doch die daraus resultierende Spannung wird durch den grundsätzlich heiteren Ton des Films empfindlich ausgebremst. Dass „Stalag 17“ trotzdem eine sehenswerte Kriegs-Satire geworden ist, liegt dabei an der Oscar-prämierten Darstellung von William Holden („Network“, „Boulevard der Dämmerung“) und seinen spielfreudigen Gesellen, die leicht darüber hinwegtäuschen, unter welchen Bedingungen die US-amerikanischen Soldaten interniert waren. 

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