Noch fünf Minuten zu leben

Johnny Cash (1932-2003) ist zwar vor allem als Country-Legende bekannt, hat aber seit Mitte der 1950er Jahre immer mal wieder Gast-Auftritte als Schauspieler in TV-Serien absolviert, bevor er 1961 in dem Low-Budget-Film-noir „Noch fünf Minuten zu leben“ sein Kinodebüt als psychopathischer Killer feiern durfte. Dabei machte er eine so gute Figur, dass er immer wieder mal sowohl in Kino- und Fernsehfilmen als auch TV-Serien wie „Fackeln im Sturm“ und „Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft“ besetzt worden ist. 
Inhalt: 
Nachdem Johnny Cabot (Johnny Cash) mit seinen Kumpels Fred Dorella (Vic Tayback) und Pete (Max Manning) bei einem Überfall in Jersey City verraten worden sind und Pete von der zuvor alarmierten Polizei erschossen wurde, konnten Dorella und Johnny entkommen. Ohne zu wissen, wer der Verräter gewesen ist, taucht Johnny im 2000 Meilen entfernten Camellia Gardens in einem kleinen Motel unter. Im Gepäck hat er nicht nur seine Freundin Doris Jackson (Midge Ware), sondern auch seine Gitarre – ein Überbleibsel aus den Jahren seiner Karriere als Sänger. Als Doris schon beginnt, ihren gut bezahlten Job als Tänzerin in einem Nachtclub nachzutrauern und das triste Leben in dem winzigen Motelzimmer zu verdammen, erhält Johnny einen Anruf von dem Bowlingbahn-Besitzer Max (Merle Travis), der Dorella schon bei früheren krummen Dingern und Johnny beim Untertauchen behilflich gewesen ist. Da Fred nun einen Überfall auf eine Bank plant, braucht er einen zuverlässigen Partner, den er nur in Johnny sieht. 
Doris träumt bereits von dem vielen Geld, das Johnny und ihr ein neues Leben ermöglichen würde, und begleitet Johnny zu dem Treffen mit Fred in der Bowlingbahn. Der erkennt in Doris eine Frau, die er unter anderem Namen kennengelernt hat, doch beharrt sie darauf, dass sich Fred irrt. Als Dorella seinen alten Weggefährten in seinen Plan einweiht, die Bank Harper Federal Trust zu überfallen, winkt Johnny zunächst ab, doch Dorella hat sich einen raffinierten Coup ausgedacht: Während er selbst 70.000 Dollar vom stellvertretenden Bankdirektor Kenneth Wilson (Donald Woods) erpresst, hält Johnny solange dessen Frau Nancy (Cay Forester) in Schach. Wilson wird ein Zeitfenster von fünf Minuten gewährt, um das Geld an Dorella auszuzahlen und den erlösenden Anruf bei seiner Frau und Johnny zu tätigen … 

Kritik: 

Bill Karn („FBI räumt auf“, „Die gnadenlosen Killer“) hat 1961 mit „Noch fünf Minuten zu leben“ seinen letzten Film gedreht, damit aber ein kleines Genre-Juwel geschaffen, indem er auf geschickte Weise die Scheinheiligkeit der bürgerlichen Mittelschicht mit der skrupellosen Welt des Verbrechens konfrontiert. Nach einer Geschichte von Palmer Thompson hat die Darstellerin der biederen Hausfrau, Cay Forester, das Drehbuch verfasst, das einen klassischen Film-noir-Plot erzählt. Dabei wird der von der Polizei gefasste Bankräuber Dorella als Erzähler eingesetzt, der die Geschichte des offensichtlich gescheiterten Banküberfalls als Rückblende den Polizeibeamten zu Protokoll gibt. Karn nimmt sich viel Zeit, das Leben der spießbürgerlichen Wilsons zu beschreiben, die ewiggleiche Frühstücksroutine, die dem stellvertretenden Bankdirektor ebenso zum Hals heraushängt wie seine Frau, die die meiste Zeit in ihrem Frauenclub verbringt und nicht verhindern kann, dass ihr Mann zum Vorsitzenden des Nachbarschaftsvereins vorgeschlagen wird. Diese Fassade wird eingerissen, als klar wird, dass Wilson seine Frau eigentlich wegen einer anderen Frau verlassen will, allerdings findet er nicht den richtigen Moment, um es ihr zu sagen. 
Am meisten wird das Bild der bürgerlichen Langeweile aber durch Nancys Kidnapper zerstört, der noch die Ruhe hat, während der Wartezeit auf den vereinbarten Anruf munter auf seiner Gitarre zu spielen und dazu den Titelsong des Films zu singen, dann zerstört er aber systematisch all die dekorativen, aber unnützen Dinge im Haus, auf die Nancy doch so lange sparen musste. 
Tatsächlich macht Nancy in ihrem Bademantel und mit den Lockenwicklern im Haar nicht viel her, worauf Johnny sie mehr als dezent drauf hinweist. Es ist interessant zu beobachten, wie Nancy auch für ihren Mann wieder liebenswert macht, nachdem Johnny sie aufgepeppt hat. Der spannende Kriminalplot wird allerdings durch das unglaubwürdige Happy End für die Bürgerlichen gänzlich zunichte gemacht. Bis dahin erweist sich „Noch fünf Minuten zu leben“ nämlich als kurzweilig inszenierte Farce.  

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