Am Strand der Sünde
Nachdem Sterling Hayden bereits 1947 in John Farrows Kriegs-Drama „Blaze of Noon“ an der Seite von Anne Baxter zu sehen war, avancierte der US-Amerikaner in „Vom FBI gejagt“ (1949) und „Asphalt-Dschungel“ (1950) zum beliebten Film-noir-Darsteller und traf 1956 in Russell Birdwells Film noir „Am Strand der Sünde“ erneut mit Anne Baxter zusammen. Allerdings gehört der Film zu den weniger bemerkenswerten Arbeiten in der Werksbiografie beider Akteure.
Als die attraktive Rita Kendrick (Anne Baxter) am Strand an der mexikanischen Küste aus dem Wasser steigt, wird sie von dem Fischer und Abenteurer Dave Arnold (Sterling Hayden) angesprochen. Nach dem Austausch von ein paar Kennenlern-Floskeln küsst Arnold die offenbar gutsituierte Frau, die sich nur halbherzig dagegen wehrt und die Einladung, sein Boot zu besuchen, schon für den Abend annimmt. Doch das erhoffte romantische Tête-à-tête fällt für Dave überraschend kurz aus, denn nachdem er Rita seine Liebe gestanden hat, flüchtet sie mit der Ansage, noch eine weitere Verabredung zu haben, schon nach wenigen Minuten von Daves Boot.
Der verprellte Mann begibt sich in eine Bar, wo er überraschenderweise Rita in Gesellschaft zweier Männer antrifft. Wie sich herausstellt, entpuppt sich der eine Mann als Ritas angetrunkenen Mann Harley (John Hoyt), dem Dave eine verpasst, nachdem er seine Frau geohrfeigt hatte.
Am nächsten Tag will Rita die Situation richtigstellen und erzählt ihrem Geliebten am Strand, dass sie und Harley gar nicht verheiratet, sondern nur Geschäftspartner seien, die die Männer erpressen, die eine Affäre mit Rita beginnen wollen, so wie Larry Chalmers (Alex Gerry), der in der Bar mit am Tisch des „Ehepaars“ Kendrick saß und Rita nach der Vorstellung in der Bar einen Vorschuss von 2000 Dollar zahlt, bis sie sich von Kendrick hat scheiden lassen. Rita gesteht Dave ihre Liebe und gibt ihm das Versprechen, ihr falsches Leben aufzugeben, um mit ihm zusammenleben zu können. Allerdings will sie auch nie wieder arm sein. Da sie mit dem gesuchten Erpresser Harold King, so Harleys richtiger Name, einen Vertrag abgeschlossen hat, der im Todesfall dem Geschäftspartner das gesamte Vermögen – in diesem Fall 300.000 Dollar – zufallen lässt, beschließt Rita, ihren verhassten Kompagnon mit Dynamit auf dem Boot in die Luft zu sprengen, doch Dave will davon nichts wissen.
Derweil hat King schon längst den Privatdetektiv J.J. McGonigle (Jesse White) auf das Liebespaar angesetzt und versucht zunächst, Dave mit 10.000 Dollar abzuspeisen, wenn er das Weite sucht …
Kritik:
Russell Birdwell (1903-1977) hat nur vier Spielfilme gedreht, von denen „Am Strand der Sünde“ nach einem Roman und Drehbuch von Whitman Chambers („Vom FBI gejagt“, „Shadow of a Woman“) der weitaus bekannteste ist. Allerdings ist Birdwell damit alles andere als ein großer Wurf gelungen. Schon die Kennenlernszene am Strand zu Beginn ist nicht besonders überzeugend ausgefallen. Sowohl Anne Baxter („Alles über Eva“, „Der Glanz des Hauses Amberson“) als auch Sterling Hayden („Die Rechnung ging nicht auf“, „Der Tod kennt keine Wiederkehr“) wirken wie stereotype Abziehbilder eines Paars, das sich auf den ersten Blick unwiderruflich ineinander verguckt. Im Verlauf der Geschichte gewinnt diese schwierige Beziehung zwar an Kontur, ist aber sehr unbeholfen inszeniert. Das Wechselspiel zwischen Rita, Harold, Dave und dem Detektiv bietet an sich eine interessante Ausgangskonstellation, um dem konventionellen Plot um ein Liebespaar, das den ungeliebten Ehemann/Geschäftspartner für das eigene Glück aus dem Weg räumen will, einen gewissen Kniff zu verleihen, doch Birdwell findet nur eine recht holprige, sprunghafte und wenig überzeugende Inszenierung, um daraus eine dramatische Spannung zu erzeugen. Vor allem das reißerische Finale wirkt völlig überzogen und macht das B-Movie endgültig zu dem, was es ist, nämlich ein unsinnig komplexes, mäßig überzeugend gespieltes Liebes- und Krimi-Drama, das kaum einen zweiten Blick wert ist, zumal die Chemie der Hauptdarsteller nicht stimmt.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen