Haben und Nichthaben

Humphrey Bogart und Lauren Bacall zählen fraglos zu den berühmtesten Hollywood-Paaren. Ihre Zusammenarbeit und Liebe begann mit Howard Hawks‘ meisterhaften Adaption von Ernest Hemingways Roman „Haben und Nichthaben“ (1944), einer Liebesgeschichte vor dem Hintergrund politischer Auseinandersetzungen auf der von Frankreich beherrschten karibischen Insel Martinique. 

Inhalt: 

Nachdem Frankreich gegen Nazi-Deutschland unter die Räder gekommen ist, steht im Sommer 1940 das politische Klima auf der karibischen Insel Martinique ganz im Zeichen der Auseinandersetzungen zwischen den lokalen Vertretern des Vichy-Regimes und der französischen Résistance. Der US-Amerikaner Harry „Steve“ Morgan (Humphrey Bogart) verdient sich hier seinen Lebensunterhalt als Anbieter von Bootstouren für Touristen, doch wegen des Zweiten Weltkriegs läuft das Geschäft eher schleppend. Sein aktueller Klient Johnson (Walter Sande), den Harry fast täglich zum Fischen rausfährt, schuldet ihm noch 825 Dollar, die er ihm aber erst zahlen könne, wenn die Bank am kommenden Tag aufmacht. Als Frenchy (Marcel Dalio), der Besitzer des Hotels, in dem Harry residiert, ihn anfleht, französische Widerstandskämpfer zu schmuggeln, will er aber nichts davon wissen. 
Schließlich musste er sich für die Ausübung seines Geschäfts mit den Vertretern der Vichy-Regierung arrangieren. 
Im Hotel lernt Harry eines Abends die Amerikanerin Marie Browning (Lauren Bacall) kennen, die abgebrannt in Martinique zwischenlanden musste und nun Geld für die Rückreise in die USA zusammenkratzen will. Als Harry sie dabei erwischt, wie sie Johnsons Brieftasche stiehlt, zieht er sie zur Rechenschaft und erfährt so, dass Johnson nicht nur Traveller-Schecks über 1400 Dollar bei sich führt, sondern auch ein Flugticket für die frühen Morgenstunden. Harry und Marie beschließen, Johnson zwar die Brieftasche zurückzugeben, ihn aber auch auf sein mieses Verhalten anzusprechen. Bei einem Schusswechsel zwischen den regierungstreuen Polizisten und den flüchtigen Widerstandskämpfern wird Johnson tödlich getroffen, Harry werden beim Verhör durch die Polizei Geld und Ausweis abgenommen. Harry, der sich mittlerweile in Marie verliebt hat, entscheidet sich nach diesem Zwischenfall, Frenchy in seinem Engagement für die Résistance doch zu unterstützen, um so Geld für Maries Rückreise zu verdienen, doch Marie will die Insel nicht ohne Harry verlassen … 

Kritik: 

Für die Adaption von Ernest Hemingways Roman für die Leinwand wurde neben Jules Furthman („Meuterei auf der Bounty“, „Rio Bravo“) auch Hemingways renommierter Schriftsteller-Kollege William Faulkner („Das Sklavenschiff“, „Land der Pharaonen“) engagiert. Vor der exotischen Kulisse der Karibik-Insel Martinique, von der man aber nur das Meer und die Hafenstadt Fort-de-France zu sehen bekommt, haben sie eine Geschichte politischer Konflikte, riskanter Schmuggel-Manöver und Liebe geschaffen, die unter der meisterhaften Regie von Howard Hawks („Scarface“, „Sein Mädchen für besondere Fälle“) vor allem von der wunderbar stimmigen Chemie zwischen Bogart und Bacall ihren Reiz entfaltet. Hawks hatte die damals 19-jährige Lauren Bacall auf dem Titelblatt von „Harper’s Bazaar“ entdeckt, sich von ihren schauspielerischen Qualitäten überzeugt und ihr so einen famosen Start für ihre Hollywood-Karriere ermöglicht. 
Es ist einfach großartig mitanzusehen, wie sich Bogarts und Bacalls Figuren umschmeicheln, dass sie einander ihre ursprünglichen Ansichten und Pläne der Liebe wegen aufgeben und die Herausforderungen, am Feind vorbei die Widerstandskämpfer in Sicherheit zu bringen, fortan gemeinsam angehen. Ähnlich wie zwei Jahre zuvor in Michael Curtiz‘ Klassiker „Casablanca“ überzeugt auch hier Humphrey Bogart als zunächst unparteiischer, nahezu gleichgültiger Fremder, den die Liebe Partei ergreifen lässt. Lauren Bacall, die mit Bogart nach den Dreharbeiten ein Paar wurde und mit ihm auch noch „Tote schlafen fest“, „Die schwarze Natter“ und „Gangster in Key Largo“ drehte, fesselt durch ihre sinnliche Ausstrahlung, die sie durch ihren charakteristischen Augenaufschlag und ihre heisere Gesangseinlagen noch verstärkte. 
Unter den Nebenrollen überzeugt auch Walter Brennan („Panik am roten Fluss“, „Rio Bravo“) als Harrys trinksüchtiger Freund Eddie. Die grandiosen Darsteller und die packende Inszenierung der vielschichtigen Story machen „Haben und Nichthaben“ zu einem der interessantesten Liebes- und Abenteuerfilme überhaupt.  

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