Ariane - Liebe am Nachmittag

Seit Billy Wilder in den USA Mitte der 1930er Jahre seine Exilheimat gefunden hatte, inszenierte er zwar mit „Der Major und das Mädchen“ (1942) und „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ (1948) und „Eine auswärtige Affäre“ (1948) schon einige Komödien, machte sich aber vor allem mit stilbildenden Film noirs wie „Frau ohne Gewissen“ (1944), „Das verlorene Wochenende“ (1945) und „Boulevard der Dämmerung“ (1950) einen Namen. Mit „Sabrina“ (1954), seiner ersten Zusammenarbeit mit Audrey Hepburn, kehrte Wilder wieder zum Komödienfach zurück, dem er bis zu seinem letzten Film „Buddy, Buddy“ (1981) auch weitgehend treu blieb. 1957 gelang Wilder bei der romantischen Komödie „Ariane – Liebe am Nachmittag“ ein feiner Besetzungscoup, als er die 28-jährige Hepburn mit dem bereits 55 Jahre alten Hollywood-Star Gary Cooper vor die Kamera zusammenbrachte. 

Inhalt: 

Während die talentierte Musikstudentin Ariane (Audrey Hepburn) zuhause fleißig an ihrem Cello übt, bekommt sie immer wieder mit, wie ihr Vater Claude Chavasse (Maurice Chevalier), der in der Wohnung auch sein Büro als Privatdetektiv unterhält, mit seinen Klienten über die Seitensprünge spricht, wegen der er angeheuert wird. Ariane gibt sich aber nicht mit den Gesprächen zufrieden, die sie von ihrem nebenan gelegenen Musizierzimmer heraus verfolgt, sondern stöbert auch in Papas Akten. Als Monsieur X (John McGiver) Claude damit beauftragt, seine Frau (Lise Bourdin) bei ihrem heimlichen Treffen mit dem schwerreichen Playboy Frank Flannagan (Gary Cooper) in dem Pariser Ritz-Hotel zu überraschen, entdeckt Ariane auf einem Foto, das ihr Vater von dem Playboy geschossen hat, wie attraktiv der Mann ist, und beschließt, ihn vor der Bloßstellung zu retten, indem sie kurzerhand von der Nachbarsuite über den Balkon in das Rendezvous hineinplatzt, das von vier Zigeunern musikalisch begleitet wird, und Flannagan warnt, dass der Ehemann von Madame unterwegs sei. Ariane nimmt den Platz der Frau von Monsieur X ein, bedeckt ihren Kopf mit deren Hut und bringt den vermeintlich betrogenen Ehemann so dazu, über die offensichtliche Verwechslung zu lachen. 
Während Monsieur X froh ist, dass der Detektiv einen Fehler gemacht zu haben scheint, beginnt sich Ariane nachmittags mit Flannagan zu treffen, der keinen Hehl aus seinen Liebschaften auf der ganzen Welt macht. Um ihn eifersüchtig zu machen, will sich Ariane selbst als erfahrene Liebhaberin präsentieren und tischt dem Unternehmer eine ganze Liste von Liebhabern auf. Der Trick scheint zu funktionieren, doch dann plant Flannagan schon wieder, Paris in Richtung Riviera zu verlassen … 

Kritik:

Nach dem 1920 veröffentlichten und bereits erstmals 1930 verfilmten Roman „Ariane, jeune fille russe“ von Claude Anet hat Billy Wilder zusammen mit seinem langjährigen Co-Autor I.A.L. Diamond („Das Appartement“, „Manche mögen’s heiß“, „Das Privatleben des Sherlock Holmes“) ein Drehbuch verfasst, das ganz auf das altersmäßig so gegensätzliche Leinwandpaar Gary Cooper und Audrey Hepburn zugeschnitten ist. Dabei haben Cary Grant und Yul Brunner die Rolle des alternden Playboy zuvor abgelehnt. Cooper („Zwölf Uhr mittags“, „Wem die Stunde schlägt“) überzeugt als überaus selbstbewusster Unternehmer, der überall seine Geliebten hat und sich überhaupt nicht in der Liebe festlegen lassen will. Zwar hat Ariane in ihrem Kommilitonen Michel (Van Doude) auch einen Freund, doch scheint diese Beziehung eher auf die gemeinsame Liebe zur Musik gegründet zu sein. Wilder gelingt es souverän, das ungleiche Liebespaar auf eine Wellenlänge zu bringen. 
Während Coopers Flannagan routiniert die vier Zigeuner als ständige Begleitung – auch bei Ausflügen auf dem Wasser – dafür sorgen lässt, dass die Frauen in seiner Obhut dahinschmelzen, und auch sonst auf die ewig gleichen wie erfolgreichen Methoden zurückgreift, seine Ankunft in der nächsten Stadt mit dem Vorausschicken von Blumen bei seinen Damen anzukündigen, ist Ariane in der komfortablen, aber auch schwierigen Lage, ihre Jugend und Unerfahrenheit, aber auch ihren Erfindungsreichtum ins Spiel zu bringen, um das Herz des Playboys für sich zu gewinnen. 
Audrey Hepburn, die für ihre großartige Darstellung mit einer Golden-Globe-Nominierung bedacht wurde, spielt die jung und verzweifelt Verliebte mit der richtigen Mischung aus Leidenschaft, schmachtenden Blicken und Humor, aber auch Maurice Chevalier („Gigi“, „Liebesparade“) überzeugt als fürsorglicher Vater und engagierter Detektiv. Die musikalische Aufbereitung der von The Gypsies dargebotenen Songs durch Franz Waxman und die gediegene Schwarzweiß-Fotografie von William C. Mellor („Giganten“, „Ein Platz an der Sonne“) tun ihr Übriges, „Ariane – Liebe am Nachmittag“ zu einem etwas verkannten Schmuckstück in Billy Wilders Werksbiografie zu machen. 

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