Das verflixte 7. Jahr

Wie so viele seiner Filme (u.a. „Stalag 17“, „Sabrina“, „Eins, zwei, drei“ und „Das Mädchen Irma la Douce“) beruht auch Billy Wilders Komödie „Das verflixte 7. Jahr“ (1955) auf einem Theaterstück, diesmal auf George Axelrods „The Seven Year Itch“, das auch auf deutschen Theaterbühnen unter dem Titel „Meine Frau erfährt kein Wort“ lief. Es war der erste Film von Billy Wilder, in dem Marilyn Monroe die weibliche Hauptrolle spielte, aber der eigentliche Star des Films ist Tom Ewell, der bereits die männliche Hauptrolle auf dem Broadway verkörperte. 

Inhalt: 

Wie viele seiner männlichen Zeitgenossen schickt auch der Verlagsangestellte Richard Sherman (Tom Ewell) seine Frau Helen (Evelyn Keyes) mit ihrem gemeinsamen Sohn in den Sommerferien aufs Land nach Maine, während er selbst weiterhin für das Einkommen sorgt, indem er für seinen Verlag Brady & Company reißerische 25-Cent-Ausgaben von Klassikern auf den Markt betreut. 
Während er sich auf die ungewohnte Ruhe in seiner Wohnung des 3-Parteien-Hauses freut, hat er sich zur Lektüre das Manuskript des Psychiaters Dr. Brubaker mit nach Hause genommen, mit dem er es sich auf dem Balkon gemütlich macht, nachdem er – auf ärztlichen Rat hin – die Zigaretten und den Alkohol weggesperrt hat, und auf den Anruf seiner Frau wartet, der für 22 Uhr angekündigt war. Sherman erhebt sich gerade von seinem Ruheplatz, als von dem über ihm liegenden Balkon ein Tomatenpflanzentopf auf die Liege kracht, worauf er die Dame über ihn zur Rechenschaft ziehen will. Doch da erkennt er die attraktive Blondine (Marilyn Monroe), die er zuvor erst im Treppenhaus kennengelernt hat und übergangsweise in der Wohnung über ihn verweilt, während die eigentlichen Bewohner für drei Monate verreist sind. 
Der 38-jährige Sherman lädt die 22-jährige Blondine auf einen Cocktail bei sich ein und muss feststellen, dass er durchaus lüsterne Gedanken hegt. Wie in Brubakers Buch beschrieben fühlt auch Sherman sich wie einer der offenbar typischen Männer um die 40, die sich im 7. Jahr ihrer Ehe nach erotischen Abenteuern sehnen. Derweil stellt sich Sherman allerdings auch seine Frau vor, wie sie ihrerseits eine Affäre mit seinem Freund, dem Schriftsteller Tom MacKenzie (Sonny Tufts), auf einem Heuwagen beginnt … 

Kritik: 

Billy Wilders Adaption des erfolgreichen Broadway-Stücks ist eine wunderbar vergnügliche Auseinandersetzung mit mehr oder weniger ausgeprägten und vor allem auch ausgelebten sexuellen Fantasien von ganz gewöhnlichen Männern in ihren besten Jahren. Im Gegensatz zum Theaterstück, in dem die Affäre auch vollzogen wird, musste sich Wilder angesichts des rigiden Hays Code darauf beschränken, es bei den erotischen Fantasien seines Protagonisten zu belassen, was dem Film allerdings keinen großen Abbruch tut. Wilder tat auch gut daran, mit Tom Ewell einen bis dahin recht unbekannten und vor allem durchschnittlich aussehenden Schauspieler für die männliche Hauptrolle zu verpflichten (und nicht wie zuvor geplant James Stewart oder Gary Cooper), denn Ewell bietet als biederen Enddreißiger die ideale Identifikationsfigur für den gewöhnlichen verheirateten Mann, der sich nach jahrelanger Eheroutine nach Abenteuern sehnt. 
Es ist vergnüglich anzusehen, wie Sherman nach der Abreise seiner Frau und seines Sohnes zunächst alle sinnlichen Versuchungen wegzuschließen versucht, dann aber nach und nach schwächer und anfälliger wird, sobald die fremde Blondine in sein Leben getreten ist. Bezeichnenderweise hat sie keinen Namen, verfügt aber scheinbar über Vermögen, ist als Fotomodel und Darstellerin in Fernsehspots für eine Zahnpasta beschäftigt und in ihrer formbetonenden Garderobe die ideale Projektionsfläche für männliche erotische Fantasien. 
Der Reiz des Films liegt letztlich darin, inwieweit Sherman und seine vorübergehende Nachbarin ihre Bekanntschaft gestalten, ob es bei nächtlichen Cocktails in Shermans Wohnzimmer bleibt oder ob sie den entscheidenden nächsten Schritt unternehmen. Dabei versucht Sherman in seiner Vorstellung seiner abwesenden Frau zu schildern, dass er durchaus ein Mann ist, dem die Frauen zu Füßen liegen, andererseits plagt ihn ständig sein schlechtes Gewissen. Im Mittelteil ist „Das verflixte 7. Jahr“ durchaus geschwätzig und mit Längen versehen. Tom Ewell führt den Zuschauer zunächst als Alleinunterhalter durch die Geschichte, indem er in amüsanten Monologen seine Gedanken darlegt. Marilyn Monroe ist weniger gefordert, muss nur die blonde Versuchung spielen und bleibt vor allem wegen der ikonischen Szene in Erinnerung, als die Abluft der U-Bahn ihren Rock aufwirbelt. 
Von Billy Wilders Komödien stellt „Das verflixte 7. Jahr“ allerdings ein eher schwächeres Werk dar. Vier Jahre später inszenierte Wilder mit „Manche mögen’s heiß“ eine weitere Komödie mit Marilyn Monroe.  

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