Das Mädchen Irma la Douce

Billy Wilder hatte schon sehr erfolgreich mit Jack Lemmon in der Hauptrolle die beiden Komödien „Manche mögen’s heiß“ und „Das Appartement“ verwirklicht, so dass er auch bei seinem nachfolgenden Film „Das Mädchen Irma la Douce“ (1963) auf die spielfreudige Darstellung seines Lieblingsstars zurückgriff. An seiner Seite brilliert dessen „Das Appartement“-Leinwandpartnerin Shirley MacLaine als gefragte Prostituierte im Pariser Rotlichtviertel. 

Inhalt: 

Der erst seit sechs Monaten im Polizeidienst stehende Nestor Patou (Jack Lemmon) hat sich durch seinen lebensrettenden Einsatz auf einem Kinderspielplatz für höhere Aufgaben qualifiziert und geht im Rotlichtbezirk des Pariser Quartier des Halles Streife. In der berüchtigten Rue Casanova macht er die Bekanntschaft der Prostituierten Irma La Douce (Shirley MacLaine), ohne zu wissen, welchem Gewerbe sie nachgeht. Allerdings vermutet er, dass in dem Hotel Casanova, vor dem sie steht, verbotene Prostitution betrieben wird, worauf er eigenmächtig eine Razzia veranlasst. 
Durch einen von ihm ausgelösten Feueralarm stürmen die leicht bekleideten Mädchen und ihre Freier panisch die Treppe hinunter, wo sie von Patou und seinen Kollegen in Empfang genommen werden. Leider befinden sich unter diesen Zeugen und Freudenmädchen auch Irma und der Polizeichef, der nicht lange zögert, Patou nach dieser Bloßstellung aus dem Polizeidienst zu entfernen. In der gegenüberliegenden Kneipe „Chez Moustache“ spült Patou seinen Kummer hinunter und legt sich dabei mit Irmas Zuhälter an, von dem er zunächst ordentlich Prügel einstecken muss, doch mit Glück und Mut wendet sich das Blatt für Patou, der auf einmal den Respekt der gesamten Zuhälter-Bande genießt. Er wird nicht nur Irmas Zuhälter, sondern findet in ihrer kleinen Wohnung auch sein neues Zuhause. 
Allerdings kommt er nicht damit klar, dass Irma für seinen Lebensunterhalt aufkommt, und da sie ihn so sehr liebt und ihm die schicksten Sachen schenken möchte, legt sie sich für ihn besonders ins Zeug. Das lässt Patou wiederum eifersüchtig auf ihre Freier werden, weshalb er sich als reicher englischer Lord X ausgibt und Irma für jedes Treffen 500 Franc gibt, mit ihr allerdings nur Gespräche führt und Patiencen legt. Diese 500 Franc, die er zweimal die Woche Irma zusteckt, müssen allerdings erst einmal heimlich und schwer auf dem Großmarkt verdient werden, weshalb Patou tagsüber so kaputt ist, dass unter seiner ständigen Erschöpfung die Beziehung zu seiner geliebten Irma leidet. Irma ist wiederum so enttäuscht von Patou, dass sie ernsthaft in Erwägung zieht, mit Lord X zu seinem Schloss nach England zu gehen … 

Kritik: 

Obwohl Wilders Film auf dem Musical „Irma la Douce“ von Marguerite Monnot und Alexandre Breffort beruht, hat der Drehbuchautor, Produzent und Regisseur auf Gesangseinlagen wie noch bei „Manche mögen’s heiß“ verzichtet. Dafür legt er sich zusammen mit seinem Stamm-Co-Autoren I.A.L. Diamond bei den witzigen Dialogen und den temporeichen Täuschungsmanövern, die bereits die Transvestie-Komödie „Manche mögen’s heiß“ ausgezeichnet haben, mächtig ins Zeug. 
Während Jack Lemmon bravourös sowohl die Rolle des pflichtbewussten Flics als auch die des Zuhälters und dann des englischen Lords verkörpert, verzückt Shirley MacLaine mit ihrer vielschichtigen Darstellung einer selbstbewussten Prostituierten, die das Rauchen nicht lassen kann und sich über die Trinkerei ihres Schoßhündchens echauffiert. 
Einmal mehr persifliert Wilder in „Das Mädchen Irma la Douce“ die Rollenklischees, macht Irma zur Verantwortlichen für den Lebensunterhalt, was der an sich so pflichtbewusste Nestor Patou überhaupt nicht auf sich sitzen lassen kann, weshalb er sich mit Unterstützung des überraschend vielseitigen Kneipiers Moustache (Lou Jacobi) einen raffinierten Plan ausdenkt. 
In dem Spiel mit den vertauschten Rollen, mit Liebe, Täuschung, Eifersucht und Doppelmoral erweist sich Wilder einmal mehr als Meister seines Fachs. Wie Jack Lemmon sich im betrunkenen Zustand mit Irmas riesigen Zuhälter Hippolyte (Bruce Yarnell) anlegt und ihn geschickt in die Schranken weist, ist einfach höchst amüsant und unterstreicht nur, wie vielseitig Jack Lemmon als Schauspieler ist. 
Die wunderbar funktionierende Chemie zwischen ihm und der bezaubernden Shirley MacLaine machen „Das Mädchen Irma la Douce“ trotz einiger Längen zu einem höchst vergnüglichen Film, für den Komponist André Previn mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.  

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