Sabrina (1954)

Nachdem Billy Wilder seit Beginn seiner Regie-Karriere vor allem stilbildende Film-noir-Dramen wie „Frau ohne Gewissen“ (1944), „Das verlorene Wochenende“ (1945), „Boulevard der Dämmerung“ (1950) und „Reporter des Satans“ (1951) inszeniert hatte, bedeutete seine Adaption von Samuel A. Taylors Theaterstück „Sabrina Fair“ den Beginn seiner komödiantischeren Phase, die er bereits mit seinen früheren Filmen „Das Major und das Mädchen“ (1942), „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ (1948) und „Eine auswärtige Affäre“ (1948) erkundet hatte und der er bis zum Ende seines Filmschaffens fast ausnahmslos treu bleiben sollte. 

Inhalt:

Seit ihrer Kindheit schwärmt Sabrina (Audrey Hepburn), Tochter des Larrabee-Chauffeurs Fairchild (John Williams), für den leichtlebigen David Larrabee (William Holden) und beobachtet stets von einem Versteck hinter den Bäumen die rauschenden Gesellschaften der wohlhabenden Industriellen-Familie, die nicht nur über ein riesiges Anwesen auf Long Island verfügt, sondern auch über etliche exklusive Wagen, Boote, Indoor- und Outdoor-Sportanlagen und entsprechend spezialisiertes Personal. Da Sabrinas Vater nicht länger mit ansehen kann, wie seine Tochter nach unerreichbaren Sternen greift, schickt er sie für zwei Jahre nach Paris auf eine Kochschule. Nach ihrer Rückkehr ist sie zu einer eleganten jungen Frau herangereift, die mit kurzen Haaren und schicken Kleidern von ihrem Schwarm David zunächst nicht wiedererkannt, als er sie nach Hause bringt, aber er ist so fasziniert von ihr, dass er sie zur abendlichen Party zuhause einlädt. 
Für Sabrina erfüllt sich ein Kindheitstraum. Doch während Sabrina und David glücklich verliebt miteinander tanzen, verfolgen sowohl Sabrinas Vater als auch die Larrabees diese Entwicklung mit großer Besorgnis. Schließlich soll David in einer Woche mit Elizabeth (Martha Hyer) die Tochter eines Zuckerfabrikanten heiraten, der als wichtiger zukünftiger Geschäftspartner für das Larrabee-Unternehmen gilt. Um diese Liaison nicht zu gefährden, setzt der tüchtige Geschäftsführer Linus Larrabee (Humphrey Bogart) seinen liebestollen Bruder durch ein geplantes Missgeschick außer Gefecht und kümmert sich selbst um Sabrina, geht mit ihr zum Essen und Theater aus, unternimmt Bootstouren und beginnt Gefühle für die junge Frau zu entwickeln. Um die Familien- und Unternehmensgeschicke wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, will er Sabrina aber wieder nach Paris schicken … 

Kritik: 

Sowohl das Theaterstück, das am 11. November 1953 in New York uraufgeführt wurde, als auch Billy Wilders Verfilmung leben zunächst von der klar definierten Rollen-Verteilung, aus der der muntere Liebesreigen entsteht. Im Mittelpunkt steht die titelgebende Chauffeurs-Tochter, die wie Aschenputtel von einer unscheinbaren Bediensteten-Tochter zum Liebesobjekt zweier ganz unterschiedlicher Männer heranreift. Die Verwandlung, die Audrey Hepburn während ihrer zweijährigen Kochausbildung in Paris durchmacht, lässt sich an ihren kürzeren Haaren und eleganten Kostümen, aber auch an ihrem selbstsicheren Auftreten festmachen, auch wenn die Veränderungen letztlich nicht so gravierend ausfallen, dass sie ihr Schwarm David Larrabee nach ihrer Rückkehr nicht mehr wiedererkennen könnte. 
Dieser Umstand illustriert nur, dass der bereits dreimal verheiratete Playboy ohne jegliche berufliche Ambitionen bislang überhaupt kein Auge auf Sabrina geworfen hatte, solange sie nur eine Angestellten-Tochter gewesen ist. Allerdings hat David seinem Vater zufolge schon zuvor wenig Glück bei der Wahl seiner Angetrauten bewiesen. Die Figuren von Humphrey Bogart, der erst kurz vor Produktionsstart für Cary Grant eingesprungen war, und William Holden werden fast karikaturhaft in ihrer absoluten Gegensätzlichkeit gezeichnet. Tiefere Dimensionen werden dabei kaum ausgeleuchtet. Bogarts Linus Larrabee scheint zwar einst so unglücklich verliebt gewesen zu sein, dass er sogar mal mit dem Gedanken gespielt hatte, sich aus dem Fenster seines hoch gelegenen Büros im Larrabee Building zu stürzen, wie er Sabrina anvertraut, aber wirkt er sonst eher wie ein Mann, der gar keine Zeit für allzu persönliche Bindungen hat. Allerdings scheint er auch nicht allein am Geld interessiert zu sein, das ihm seine zahlreichen Unternehmen einbringen, sondern auch daran, den Menschen durch die wissenschaftlichen Errungenschaften, zu denen er beiträgt, zu einem besseren Leben verhelfen zu können. 
Dass sich Sabrina in diesen so tiefernsten Mann verlieben könnte, scheint zwar etwas unglaubwürdig, wenn man ihre anhaltende Schwärmerei für den Luftikus David in Betracht zieht, doch speist sich aus dieser ungewöhnlichen Dreier-Konstellation natürlich die Dramatik der Geschichte. Das funktioniert vor allem durch das bezaubernde Spiel von Audrey Hepburn in einer ihrer Paraderollen. Mit ihrem verträumten Blick, dem strahlenden Lächeln und ihrer eleganten Erscheinung ist sie der Dreh- und Angelpunkt des Films (obwohl ihre Gage um ein Vielfaches geringer ausfiel als die der beiden männlichen Hauptdarsteller). Ihr ist es zu verdanken, dass die allzu vorhersagbare Liebesgeschichte zu einem Klassiker des Genres avanciert ist und mit einem Oscar für das beste Kostümdesign ausgezeichnet wurde (obwohl Hepburn zumeist in ihrer eigenen Garderobe von Hubert de Givenchy zu sehen war) und fünf weitere Nominierungen (u.a. für Audrey Hepburn und Billy Wilder) erhielt. 

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