Gilda
Wenn jemand als Prototyp für die Femme fatale im Film noir gelten darf, dann Rita Hayworth, die durch ihre unnachahmlich verführerische wie diabolische Darstellung der Titelfigur in Charles Vidors „Gilda“ (1946) nicht nur ihre berühmteste Rolle verkörperte, mit der sie zum Sexsymbol und Pin-Up-Star der 1940er Jahre avancierte, sondern auch so präsent die undurchsichtige Kriminalgeschichte dominiert, dass das wunderbar fotografierte und exzellent inszenierte Drama zu den Klassikern des Genres zählt.
Inhalt:
Der passionierte Glücksspieler Johnny Farrell (Glenn Ford) hat in Argentinien mit seinen gezinkten Würfeln gerade ein paar Matrosen abgezockt, als er in einer dunklen Gasse überfallen wird. Doch bevor er sein leicht verdientes Geld dem Dieb übergeben muss, kommt ihm ein Mann namens Ballin Mundson (George Macready) zur Hilfe und lädt ihn in ein illegales Casino in Buenos Aires ein, wo er sich auch beim Black Jack höchst geschickt anstellt. Als er daraufhin zum Casino-Chef gebracht wird, erkennt Farrell in ihm seinen Retter und nutzt die Gunst der Stunde, ihm seine Dienste anzubieten. Tatsächlich macht sich der Glücksspieler sehr gut und arbeitet sich zu Mundsons rechter Hand hoch. Als Mundson von einer Geschäftsreise zurückkehrt, hat er auch gleich eine Frau im Gepäck, die sich als Farrells frühere Geliebte Gilda (Rita Hayworth) entpuppt. Spätestens beim gemeinsamen Abendessen wird auch Mundson klar, dass sich die beiden von früher kennen. Tatsächlich ist das Scheitern ihrer Beziehung für Farrell der Grund gewesen, sein Glück in Südamerika zu suchen und sein pessimistisches Frauenbild zu prägen, aus dem er auch die Erkenntnis gewonnen hat, dass Frauen und Glücksspiel nicht zusammenpassen. Da er Mundson gegenüber loyal ist, verbietet er sich, auf Gildas neuerlichen Annäherungsversuche einzugehen, worauf sie ihn damit bestraft, dass sie mit jedem Mann flirtet und mitgeht, der auf Gildas oberflächlichen Charme hereinfällt.
Währenddessen bekommt es Mundson sowohl mit einer zwielichtigen deutschen Organisation und dem für die Regierung arbeitenden Detective Maurice Obregon (Joseph Calleia) zu tun, die sein Kartell für Wolframschmuggel auffliegen lassen wollen, weshalb er seinen Tod vortäuscht, nachdem er zudem beobachten musste, wie sich Farrell und Gilda küssend in den Armen lagen.
Mit Mundsons mutmaßlichem Ableben ist der Weg für Farrell frei, Gilda zu heiraten, doch nutzt er seine neue Position gnadenlos auf, um Gilda einzusperren und sie so für ihre vorherige Untreue zu bestrafen. Gilda gelingt es, nach Montevideo zu fliehen, wo sie eine Karriere als Nachtclub-Sängerin einschlägt und den Anwalt Thomas Langford (Donald Douglas) kennenlernt, der sie zur Scheidung überreden kann, allerdings in Farrells Auftrag unterwegs ist und Gilda zu ihrem Mann zurückbringt. Im seinem Casino legt sie im schulterfreien schwarzen Kleid eine verführerische Gesangs-Performance hin, um aller Welt zu zeigen, was für eine ruchlose Frau der Casino-Boss geheiratet hat …
Kritik:
Nach einer Story von E.A. Ellington haben Jo Eisinger („Geheimauftrag für John Drake“, „Die Ratte von Soho“), Marion Parsonnet („Gefährliche Partnerschaft“, „Blonde Inspiration“) und Ben Hecht („Berüchtigt“, „Scarface“) zwar einen leidlich spannenden und zudem etwas verworrenen Krimiplot kreiert, bei dem das von Mundson geführte Casino nur als Fassade für seine zwielichtigen Geschäfte mit Wolfram dient, aber im Mittelpunkt von Charles Vidors („Aufruhr der Gesetzlosen“, „Nachtclub-Affären“) meisterhaften Film noir „Gilda“ steht vor allem die für das Genre typische Dreiecksverhältnis zwischen der betörend schönen und verführerischen Gilda und den beiden miteinander befreundeten Männern, deren Eifersucht natürlich in einem tragischen Ende gipfelt.
Vidor und sein fünffach Oscar-nominierter Kameramann Rudolph Maté („Der Auslandskorrespondent“, „Geächtet“) nutzen jede Gelegenheit, Rita Hayworth („Die Lady von Shanghai“, „Spiel mit dem Feuer“) als verruchte Männerverschlingerin zu inszenieren, wobei gerade ihre (von dem Double Anita Ellis gesungenen) Performances von „Put the Blame on Mame“ und „Amado Mio“ eine sinnliche Komponente besitzen, die die Männer scharenweise um den Verstand bringt.
Legendär ist die Szene, in der die Hayworth in schwarzem Satinkleid im Casino nicht nur singt und tänzelt, sondern äußerst lasziv ihre schwarzen Handschuhe abstreift. Zwar wird hier vor allem der männliche Blick repräsentiert, doch auf der anderen Seite verkörpert Gilda einen selbstbewussten Umgang mit der weiblichen Sexualität, wie er sonst kaum zu sehen gewesen ist.
„Gilda“ überzeugt neben der erinnerungswürdigen Darstellung von Rita Hayworth vor allem als Charakterstudie dreier Menschen, die nicht so recht an die Liebe glauben, aus Eifersucht die verletzendsten Dinge anstellen und an ihrem falschen Spiel nahezu zugrunde gehen. Neben Hayworth brillieren auch Glenn Ford („Abgekartetes Spiel“, „Die große Lüge“) und George Macready („Wege zum Ruhm“, „Eine Göttin auf Erden“) als Freunde/Rivalen um Gildas Gunst.
Schließlich waren Hayworth und Ford noch in vier weiteren Filmen gemeinsam vor der Kamera zu sehen.
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