Solange ein Herz schlägt

Hardboiled-Autor James M. Cain („Frau ohne Gewissen“, „Im Netz der Leidenschaften“) hat mit „Mildred Pierce“ ein düsteres Drama um Betrug, Verrat und Gier verfasst, das für eine Hollywood-Produktion natürlich entsprechend entschärft werden musste. „Casablanca“-Regisseur Michael Curtiz inszenierte mit „Solange ein Herz schlägt“ schließlich ein Melodram über eine Frau, die sich zwischen häuslichen Pflichten, beruflichem Ehrgeiz, Erziehung und den Männern in ihrem Leben aufreibt. Joan Crawford („In goldenen Ketten“, „Ich tanze nur für dich“), die mit 40 Jahren bei MGM keine interessanten Rollen mehr angeboten bekam, überzeugt in dieser Warner-Produktion von 1945 in einer vielschichtigen Frauenrolle, die ihren männlichen Kollegen locker die Show stiehlt. 

Inhalt: 

In einem Strandhaus an der kalifornischen Pazifikküste bricht ein Mann nach mehreren Schüssen tödlich getroffen zusammen, bringt nur noch ein geflüstertes „Mildred“ über seine sterbenden Lippen hervor. Am Pier des Hafens will sich Mildred Pierce Beragon (Joan Crawford) ins Wasser stürzen, als sie gerade rechtzeitig von einem Polizisten zur Besinnung gebracht werden kann. Sie geht an der Bar ihres ehemaligen Geschäftspartners und langjährigen Verehrers Wally Fay (Jack Carson) vorbei und wird von ihm zu einem Drink eingeladen, doch Mildred verlegt das Treffen mit dem Versprechen auf bessere Drinks in ihr Strandhaus. Fay ist ebenso erfreut wie misstrauisch, dass Mildred ihn zu sich nach Hause genommen hat, muss aber schnell feststellen, dass sie sich nicht wie angekündigt umzieht, sondern alle Türen verschlossen und das Haus verlassen hat. Er entdeckt die Leiche von Monte Beragon (Zachary Scott) und wird beim Verlassen des Hauses von der Polizei in Empfang genommen. Auch Beragons Frau Mildred wird aufs Revier gebracht, wo sie von Inspektor Peterson (Moroni Olsen) allerdings informiert wird, dass der Täter bereits gefasst wurde – Mildreds Ex-Mann Bert Pierce (Bruce Bennett)! Mildred versichert dem Kommissar, dass Bert es nicht gewesen sein könne, und erzählt ihm die Geschichte ihres Lebens: Als Frau des erfolglosen und schließlich arbeitslosen Immobilienmaklers Bert Pierce kümmerte sie sich vor allem um den Haushalt, wo sie mit dem Backen von Torten für Nachbarn Geld hinzuverdiente und sich darum kümmerte, dass es ihren Töchtern Veda (Ann Blyth) und Kay (Jo Ann Marlowe) an nichts mangelte. Gerade die ältere Tochter Veda strebt nach einem besseren Leben. 
Als Bert seine Frau wegen einer anderen Frau verlässt, sieht sich Mildred gezwungen, sich eine Arbeit zu suchen, und fängt schließlich als Kellnerin im Restaurant von Ida Corvin (Eve Arden) an, wo sie sich schnell unentbehrlich macht. Als sie ihr eigenes Restaurant eröffnen will, kann sie auf die Unterstützung von Wally Fay zählen. Durch sein Verhandlungsgeschick gelingt es ihr, ein leer stehendes Haus des finanziell angeschlagenen Playboys und Müßiggängers Monte Beragon zu erwerben, in den sich Mildred verliebt. Doch der scheint nur hinter Mildreds Geld her zu sein, das sie mit ihrer Restaurantkette verdient – und hinter ihrer materialistischen Tochter Veda … 

Kritik: 

Michael Curtiz lässt „Solange ein Herz schlägt“ wie einen klassischen Film noir beginnen. Bereits mit der ersten Einstellung wird ein tödlich getroffener Mann präsentiert, dessen Mörder zwar unerkannt bleibt, aber der gerade noch geflüsterte Name Mildred steht im Raum – wenig später versucht eine Frau dieses Namens sich umzubringen. Dass die Dinge natürlich nicht so einfach liegen, wird auf dem Polizeirevier deutlich, als Mildred nicht als Verdächtige behandelt und stattdessen ihr Ex-Mann ein Geständnis abgelegt haben soll. Natürlich wird in der klassischerweise als Rückblende erzählten Geschichte auch Beragons Mörder/Mörderin entlarvt, aber Ranald MacDougall („Der Held von Burma“, „Sturm über dem Pazifik“) legt in seiner Adaption von Cains Romanvorlage eher den Fokus auf die Charakterstudie von Mildred Pierce Beragon und erzählt ausführlich sowohl ihren beschwerlichen Weg von der mitverdienenden Ehefrau bis zur erfolgreichen Geschäftsführerin einer Restaurantkette als auch die übertriebene Verwöhnung ihrer Tochter Veda, die von der bis dahin unerfahrenen Ann Blyth herrlich diabolisch gespielt wird. 
Hin- und hergerissen zwischen ihrem bodenständigen Ex-Mann und dem raffgierigen Müßiggänger Beragon verkörpert die für ihre vielleicht beste Darstellung ihrer Karriere mit einem Oscar ausgezeichnete Joan Crawford eine ebenso taffe wie gutmütige Frau, die für das Wohl ihrer Tochter auch unliebsame Kompromisse für sich selbst eingeht. 
Der in Hollywood überaus produktive und in allen Genres beheimatete Michael Curtiz hat den mühseligen Kampf seiner Titelheldin um Erfolg und (elterliche) Liebe mit einer gelungenen Mischung aus Melodram und Krimi inszeniert und dabei auf Stilmittel zurückgegriffen, die für den Film noir typisch sind, vor allem die ausgeprägte, expressionistisch anmutende Lichtsetzung mit starken Schatten. Auch wenn sich Curtiz und Crawford anfangs nicht so gut verstanden, drehten sie 1949 noch „Die Straße der Erfolgreichen“ zusammen.  

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