Assault - Anschlag bei Nacht

Als John Carpenter mit „Dark Star“, seinem 1974 für 60.000 Dollar produzierten Abschlussfilm an der Universität, einen unerwarteten Publikums- und Kritiker-Hit landete, standen ihm für sein Nachfolgeprojekt bereits 200.000 Dollar Budget zur Verfügung. Die nutzte Carpenter, um sich nicht nur vor Howard Hawks‘ Western-Klassiker „Rio Bravo“ zu verbeugen, sondern einen ganz eigenen, bedrückenden Großstadt-Thriller zu schaffen, der bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat. 

Inhalt: 

Als der Polizist Ethan Bishop (Austin Stoker) am Samstagabend seinen Dienst antritt, wird er von seinem Einsatzleiter zum Revier 13 geschickt, wo ihn eigentlich eine ruhige Nachtschicht erwartet, denn da das Revier bereits in neue Räumlichkeiten umgezogen ist, halten nur noch wenige Leute den Rumpfbetrieb aufrecht. Während sich Bishop mit dem Polizisten Chaney (Henry Brandon) und den beiden Zivilangestellten Julie (Nancy Loomis) und Leigh (Laurie Zimmer) einrichtet, treibt auf den Straßen eine Gang ihr Unwesen, nachdem sechs ihrer Mitglieder bei einer Schießerei von Polizisten getötet wurden. Mehrere Bandenführer haben zuvor bei einem blutigen Ritual Rache geschworen. Auf einer kaum belebten Wohnstraße überfallen sie einen Eiswagen und töten erst den Fahrer, dann ein kleines Mädchen, dessen Vater sich die Pistole des Eisverkäufers schnappt und einen der Täter erschießt. Unter Schock kann er sich in das nahezu stillgelegte Polizeirevier 13 retten, aber keine Aussage zu dem machen, was ihn dorthin geführt hat. 
Schließlich wird die Aufmerksamkeit der Diensthabenden auf einen Gefangenentransport gelenkt. Da einer der drei Männer, die unter Starkers (Charles Cyphers) Aufsicht verlegt werden sollen, schwer krank zu sein scheint, will der Aufseher vom nächsten Polizeirevier einen Arzt schicken lassen. Bishop hat die drei Männer – darunter den zum Tode verurteilten Napoleon Wilson (Darwin Joston) – gerade in Zellen gesperrt, da versucht eine Bande, mit gestohlenen Automatikwaffen das Revier zu stürmen. Da die Täter Schalldämpfer benutzen, ist von dem Überfall in der kaum noch vorhandenen Nachbarschaft nichts zu hören. Bishop bleibt nichts anderes übrig, als die Gefangenen aus ihren Zellen zu holen und zu bewaffnen. Zunächst können sie sich des Ansturms erwehren, doch dann geht ihnen die Munition aus … 

Kritik: 

Wie schon Carpenters großes Western-Vorbild „Rio Bravo“, aber auch George A. Romeros Zombie-Klassiker „Die Nacht der lebenden Toten“ bezieht „Assault on Precinct 13“, so der Originaltitel, seine Spannung aus dem Belagerungszustand, dem sich die Menschen, die in dem kurz vor der Schließung stehenden Polizeirevier auf verlorenem Posten stehen, ausgesetzt sehen. Dabei lässt es Carpenter, der auch wieder für das Drehbuch und die musikalische Untermalung verantwortlich zeichnete, erst einmal ruhig angehen. 
Sein Protagonist, der sympathische schwarze Cop Bishop, lässt sich über Funk seinen Einsatzort durchgeben und fährt entspannt bei untergehender Sonne zum Revier, wo er sich vor allem mit den beiden jungen Damen bekannt macht, die die Telefonzentrale und die Bürotätigkeiten verwalten. Nebenbei stellt Carpenter sowohl den Vater mit seiner Tochter vor, die unterwegs anhalten müssen, um telefonisch nach dem Weg zu fragen, den Eisverkäufer, der skeptisch nach dem mit vier Männern besetzten Wagen Ausschau hält, der immer wieder langsam die Straße rauf und runter fährt, sowie den Gefangenentransport und die Bande rachsüchtiger Krimineller. 
Die bewaffneten Gangster werden danach zunehmend zu einer gesichtslosen, bedrohlichen Masse, die trotz schwerer Verluste nicht davon ablassen, immer wieder durch die Fenster des Polizeireviers kommen zu wollen. Gerade hier werden die Bezüge zu Romeros Zombie-Film deutlich, erscheinen die Eindringlinge doch als anonyme, nicht besonders intelligente Masse, die letztlich als Synonym für eine unbekannte Bedrohung steht. Carpenter beschränkt sich in der Inszenierung auf das Wesentliche, lenkt nicht mit filmischen Tricks von der Story und den Figuren ab, sondern schildert den puren Überlebenskampf der Revier-Leute, immer wieder untermalt von Carpenters rhythmischen Hauptthema, das in der deutschen Synchronisation nur wenig variiert zum Tragen kommt. 
So einflussreich Hawks‘ Western „Rio Bravo“ mit John Wayne und Dean Martin in den Hauptrollen für Carpenters Film gewesen ist, so blieb auch Carpenters minimalistischer Suspense-Thriller nicht ohne Auswirkung auf die Filmwelt. Neben dem Remake von Jean-François Richet von 2005 mit Ethan Hawke und Laurence Fishburne unter dem Titel „Das Ende – Assault on Precinct 13“ wird Carpenters Film auch als eines der Lieblingswerke von Quentin Tarantino erwähnt.  

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