Cry Macho

Als wortkarger Revolverheld in Sergio Leones meisterhaften „Dollar“-Trilogie avancierte Clint Eastwood Mitte der 1960er Jahre zum Western-Star – eine Rolle, die er schließlich auch in Hollywood verkörperte und schließlich auf das Action-Genre erweiterte. Seit Anfang der 1970er verfolgte „Dirty Harry“ Eastwood auch konsequent seine Regie-Karriere, die allerdings erst 1992 wirklich anerkannt wurde, als er für seinen auch als Besten Film Oscar-prämierten Spätwestern „Erbarmungslos“ seinen ersten Regie-Oscar in Empfang nehmen durfte. Und auch wenn Eastwood mittlerweile die 90 Lebensjahre überschritten hat, wird er doch nicht müde, weiter Filme zu machen – als Regisseur ebenso wie als Darsteller. Mit „Cry Macho“ hat er eine ungewöhnliche Road-Trip-Ballade kreiert. 

Inhalt: 

Mike Milo (Clint Eastwood) war einst ein gefeierter Rodeo-Star und hat nach einem gebrochenen Rücken als Pferdezüchter für Howard Polk (Dwight Yoakam) in Galveston, Texas, gearbeitet. Doch der Reitunfall, der Unfalltod seiner Frau und seines Kindes sind nicht spurlos an Milo vorübergegangen. Ende der 1970er Jahre verliert er auch seinen Job an einen jüngeren Züchter. Ein Jahr später taucht Polk überraschend bei Milo auf und bittet ihn um einen ungewöhnlichen Gefallen, schließlich schulde ihm Milo noch einen Gefallen. Er soll Polks dreizehnjährigen Rafo (Eduardo Minett) aufspüren, der offenbar Dank seiner alkoholsüchtigen, wohlhabenden und wohl auch verrückten Mutter Leta (Fernanda Urrejola) auf die schiefe Bahn geraten sei. Milo macht sich zunächst etwas widerwillig auf den Weg, genießt aber letztlich die lange Fahrt und fragt sich am Ziel seiner Reise, was einen Jungen dazu bewegen könnte, von hier wegzukommen. Leta scheint es indes nur um ihr eigenes Wohl zu gehen. Wo sich ihr Sohn aufhalte, wisse sie nicht, wahrscheinlich bei den Hahnenkämpfen. Tatsächlich findet Milo ihn dort. Er kann den skeptischen Jungen dazu überreden, mit ihm zu kommen, denn sein Vater sehne sich nach ihm, und er habe eine riesige Ranch mit unzähligen Rindern und Pferden. 
Doch die Rückfahrt gestaltet sich alles andere als problemlos. Nicht nur Letas Männer, auch die Polizei ist auf der Suche nach dem ungewöhnlichen Duo. Milo weiß nämlich nicht, dass Polk seinen Sohn entführen will, um in einem Gerichtsstreit mit seiner Ex-Frau die besseren Karten in der Hand zu haben. Unterwegs freundet sich Milo auch noch mit der verwitwete Cafébetreiberin Marta (Natalia Traven) an … 

Kritik: 

Bereits die von der langsamen Western-Ballade „Find a New Home“ unterlegte Eröffnungssequenz macht deutlich, wo die Reise hingeht. Milo fährt entspannt mit seinem Pick-Up zur Ranch seines Arbeitgebers und komplettiert ein Treffen sehr alter Männer. Allein Milos Nachfolger drückt den Altersdurchschnitt nach unten. Entspannt nimmt sich Milo erst einmal einen Kaffee und lässt ebenso ruhig seinen Rausschmiss über sich ergehen. In diesem Tempo setzt sich „Cry Macho“ auch die restliche Laufzeit fort. Eastwood sieht man sein Alter merklich an, und er steht offen dazu. Dass er einem seiner Verfolger mal die Faust ins Gesicht schlägt, ist schon die einzige Action-Szene, die man von ihm erwarten darf. Ansonsten konzentriert sich die Geschichte ganz auf das Kennenlernen von Milo und seinem 13-jährigen Schützling, der es gar nicht abwarten kann, den Amerikanischen Traum eines Cowboys im Wilden Westen zu leben und endlich seinen Vater wiederzusehen. 
Eastwood verwendet die meiste Zeit seines Films auf die Entwicklung der Beziehung zwischen dem Jungen und dem Alten, auch wenn er dabei nicht besonders in die Tiefe geht. Das trifft auch auf die zarte Romanze zwischen Marta und Milo zu. Immer dann, wenn die bewusst inszenierte Ruhe in Langeweile umzuschwenken droht, tauchen Konfliktsituationen auf, die allerdings ebenso unkompliziert und schnell gelöst werden, wie sie entstanden sind. Ab und zu hilft ihnen sogar Rafos Hahn Macho aus der Klemme. 
So mäandert der Film recht spannungsbefreit dahin, wenn Milo und Rafo in immer neuen „ausgeborgten“ Autos durch Mexikos Wüstenlandschaft fahren. Hier ist definitiv schon der Weg das Ziel, auch wenn die einzelnen Motive und manche Szenen nicht schlüssig wirken. „Cry Macho“ ist zwar kein großes Kino und auch ganz unspektakulär inszeniert, aber ein ganz entspanntes Road Movie und interessantes Alterswerk eines großartigen Schauspielers und Regisseurs.  

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