Dark Star - Finsterer Stern

Zwar ist John Carpenter vor allem für Horror-Filme wie „Halloween“, „The Fog“, „Das Ding aus einer anderen Welt“ und „Fürsten der Dunkelheit“ bekannt geworden, doch das Science-Fiction-Genre spielte bereits zu seinen Studienzeiten eine wichtige Rolle. Nach in den 1960er entstandenen Kurzfilmen wie „Terror from Space“, „Sorcerer from Outer Space“ und „Gorgon, the Space Monster“ inszenierte er 1974 seinen Abschlussfilm an der Filmhochschule, für den er zusammen mit Dan O’Bannon („Alien“, „Total Recall“) das Drehbuch schrieb und der gerade mal 60.000 Dollar kostete. Selbst nach fast fünfzig Jahren strahlt die Science-Fiction-Parodie einen Charme aus, der den Kultstatus von Carpenters Debüt rechtfertigt. 

Inhalt: 

Seit zwanzig Jahren befindet sich das Raumschiff „Dark Star“ auf einer Mission, instabile Planeten aufzuspüren und mittels intelligenter Atombomben zu zerstören, um so den Weg freizumachen für später zu kolonisierende Planeten. Die lange Reise hat allerdings ihren Tribut gefordert. So ist Kommandant Powell (Joe Saunders) durch einen Kurzschluss in seinem Sitz getötet worden und fristet seitdem ein wenig beneidenswertes Dasein in einer Gefrierkammer des Schiffes. 
Durch die Zerstörung einer Vorratskammer ist zudem der komplette Vorrat an Toilettenpapier vernichtet worden. Die Eintönigkeit ihrer Mission schlägt den verbliebenen vier Astronauten aufs Gemüt. Während Doolittle (Brian Narelle) als neuer Kommandant Zerstreuung beim Musizieren selbstgebastelter Instrumente sucht, kümmert sich der nur per Zufall auf die „Dark Star“ gekommene Pinback (Dan O'Bannon) um den sogenannten „Exoten“, der der Crew als Maskottchen dient. Boiler (Cal Kuniholm) kanalisiert seine Aggressionen mit Schießübungen, und Talby (Dre Pahich) hat sich in die Beobachtungskapsel abgesetzt, von der er hofft, die legendären Phönix-Asteroiden zu entdecken. 
Als die Bombe 20 beginnt, über den Sinn ihres Daseins zu philosophieren, und der Exot rebellische Züge entwickelt, stehen die Mission und die Crew vor lebensbedrohlichen Herausforderungen … 

Kritik: 

Bereits die ersten Szenen von „Dark Star“ räumen mit dem Mythos auf, dass Astronaut ein Traumberuf sei, der nur einer Elite zugänglich sei. Wie die drei Raumfahrer Doolittle, Pinback und Boiler auf engstem Raum im Cockpit zusammengepfercht sind und verzweifelt nach neuen instabilen Planeten suchen, die sie auslöschen können, bringt die Verzweiflung der gelangweilten und einander überdrüssig gewordenen Astronauten wunderbar auf den Punkt. Durch ihr hippie-mäßiges Aussehen mit vollen Bärten und das provisorische, unordentliche Schlaflager, das wie eine beengte Männer-WG wirkt, unterlaufen Carpenter und O’Bannon konsequent jede Publikumserwartung. Nicht zuletzt durch den intelligenten Bordcomputer mit sinnlich weiblicher Stimme wird klar, dass „Dark Star“ eine Parodie auf Stanley Kubricks Meisterwerk „2001: A Space Odyssey“ (1968) darstellt, aber darüber hinaus bietet der Film weitaus mehr. 
Vor allem die humorvollen Dialoge verleihen Carpenters Langfilm-Regiedebüt (das für die spätere Kinoauswertung um 15 Minuten aufgebauscht wurde) eine ganz eigene Note und präsentieren die Protagonisten als ganz normale Menschen aus Fleisch und Blut mit ganz natürlichen Emotionen und Gedanken. Wie wenig erstrebenswert die Karriere eines Astronauten erscheint, machen nicht nur die beengten Verhältnisse in den Arbeits- und Ruhebereichen deutlich, sondern auch die künstliche, wenig appetitanregende Nahrung. 
Die an sich recht schlichte Geschichte gewinnt letztlich durch die mehr oder weniger intelligenten Begleiter der Astronauten an Dynamik. Wenn der Exot etwa sich nicht ohne weiteres in der für ihn vorgesehenen Kammer einsperren lassen will und seinen Betreuer Pinback in eine lebensgefährliche Situation bringt und die Bombe 20 eine Diskussion mit dem Bordcomputer über unter Umständen fehlerhaft programmierte Missionen anfängt, scheinen die Astronauten völlig überfordert mit ihrer Aufgabe. 
Dass der Film nur 60.000 Dollar gekostet hat, sieht man ihm übrigens nicht unbedingt an. Carpenter hat sich gar nicht erst bemüht, billig aussehende Spezialeffekte in den Vordergrund zu rücken, sondern setzt die unterhaltsamen Effekte eher sparsam ein. Dafür sorgen die intelligente Geschichte mit den gut aufgelegten Darstellern und die wunderbar witzigen Dialoge für kurzweilige Unterhaltung. Das konsequent inszenierte Finale rundet ein äußerst gelungenes Debüt ab, das Carpenter ermöglichte, mit seinen nächsten Filmen „Assault – Anschlag bei Nacht“ (1976) und vor allem „Halloween“ (1978) in Hollywood voll durchzustarten.  

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