Von der Polizei gehetzt
Seit André De Toth 1942 nach Amerika emigrierte, machte er schnell Karriere als Regisseur harter Western oder Krimis. In seinen produktiven 1950er Jahren nahm das Jahr 1953 eine Sonderstellung an, entstanden hier neben den Western „Dürstende Lippen“, „Donnernde Hufe“ und „Der schweigsame Fremde“ sowie dem Vincent-Price-Horror „Das Kabinett des Professor Bondi“ auch der packende Film noir „Von der Polizei gehetzt“ mit Sterling Hayden in der Haupt- und einem noch jungen Charles Bronson in einer Nebenrolle.
Inhalt:
Seit die drei Häftlinge aus dem Staatsgefängnis San Quentin ausgebrochen sind Doc Penny (Ted de Corsia), Ben Hastings (Charles Bronson) und Gat Morgan (Nedrick Young) sind, halten sie sich mit kleineren Überfällen über Wasser. Doch als sie eines Nachts in Los Angeles eine Tankstelle ausrauben wollen und bereits den Tankwart Gus Snider (Dub Taylor) niedergeschlagen haben, fährt eine Motorradstreife vorbei und fragt Morgan nach dem Verbleib von Snider. Bei der nachfolgenden Schießerei wird der Polizist getötet, aber auch Morgan wird von einer Kugel getroffen. Während seine Mitstreiter ihm einen Packen Bargeld und das Auto überlassen, fliehen Penny und Hastings zu Fuß. Als der Tankwart wieder zu Bewusstsein kommt und die Polizei informiert, kann er ihnen eine recht gute Täterbeschreibung liefern, worauf Detective Lieutenant Sims (Sterling Hayden) aus den bisherigen Überfällen schließt, dass die Bande auf dem Weg nach Mexiko ist.
Als der gestohlene Wagen, in denen die drei Männer unterwegs gewesen sind, gefunden wird, lässt Sims überprüfen, welche ehemaligen Straftäter in der Gegend wohnen, wo Morgan unterkommen könnte. Dabei gerät ihm ihr ehemaliger Mitgefangene Steve Lacey (Gene Nelson) ins Visier, der mittlerweile einen guten Job als Flugzeugmonteur hat und glücklich mit seiner Frau Ellen (Phyllis Kirk) in einer kleinen Wohnung lebt. Morgan hatte zwischenzeitlich den Veterinär Dr. Otto Hessler (Jay Novello) zu Laceys Wohnung bestellt, erlag aber seinen Verletzungen, kurz nachdem er Laceys Wohnung aufgesucht hatte. Sims glaubt, dass Lacey mit seinen ehemaligen Mithäftlingen gemeinsame Sache gemacht hat, und drängt ihn dazu, seine Kameraden an die Polizei auszuliefern …
Kritik:
Nach dem Drehbuch von Crane Wilbur („Schritte in der Nacht“, „Das Biest“) hat André De Toth mit „Crime Wave“ einen packenden Film noir inszeniert, der noch inmitten der McCarthy-Ära deutliche Kritik an den freiheitsraubenden Mechanismen einer Gesellschaft übt, in der die Lebensentwürfe jedes einzelnen streng überwacht und kontrolliert werden. Dabei geraten selbst so geläuterte Verbrecher wie Lacey, der seine Strafe verbüßt hat und ein ganz bürgerliches Leben führt, unter Generalverdacht, sobald ein Verbrechen verübt wird, das mit seinen früheren Verfehlungen in Verbindung steht.
Sterling Hayden („Asphalt-Dschungel“, „Vom FBI gejagt“) verkörpert den unnachgiebigen und harten Cop sehr überzeugend, aber auch das übrige Ensemble weiß zu punkten. So ziehen Gene Nelson („Sieben Sekunden zu spät“, „Oklahoma“) und Phyllis Kirk („Im Banne des Teufels“, „Das Kabinett des Professor Bondi“) als ebenso glückliches wie unter den Umständen verzweifeltes Ehepaar sofort die Sympathien des Publikums auf sich, während Ted de Corsia als Gentleman-Gauner überzeugt. Zusammen mit Sterling Hayden war de Corsia 1956 auch in Stanley Kubricks Meisterwerk „Die Rechnung ging nicht auf“ zu sehen.
Mit „Von der Polizei gehetzt“ hat De Toth einen temporeichen Noir kreiert, der einerseits die Jagd nach den Verbrechern thematisiert, aber ebenso die Hilflosigkeit gesetzestreuer Bürger gegenüber einem tyrannischen System. Wäre das gezwungen wirkende Happy End nicht, würde die Aussage des Films allerdings noch stärker nachwirken.
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