Das Ding aus einer anderen Welt

Welch großen Einfluss das Werk von Meisterregisseur Howard Hawks auf den jungen Filmemacher John Carpenter ausübte, demonstrierte der Bewunderer bereits mit seinem Zweitwerk „Assault – Anschlag bei Nacht“ (1976), einer modernen Variante von Hawks‘ Western-Klassiker „Rio Bravo“ mit John Wayne und Dean Martin in den Hauptrollen. Sechs Jahre später drehte er mit „Das Ding aus einer anderen Welt“ ein direktes Remake von Hawks‘ gleichnamigen Science-Fiction-Drama aus dem Jahr 1951, setzte in seiner ersten Major-Produktion aber mehr auf Splatter-Effekte als auf atmosphärischen Grusel. 

Inhalt: 

Die Langeweile in einer US-amerikanischen Forschungsstation in der Antarktis findet jäh ihr Ende, als sich ihnen ein Hubschrauber nähert, der Jagd auf einen Schlittenhund macht. Nach der Landung sprengt einer der beiden norwegischen Insassen versehentlich sich und den Helikopter in die Luft, während sein Partner weiter auf den Hund feuert und dabei einen der amerikanischen Forscher verletzt, worauf der kommandierende Stations-Offizier Garry (Donald Moffat) den Schützen liquidiert. Die amerikanischen Forscher löschen das Wrack und nehmen den Hund in ihre Obhut. Der Pilot MacReady (Kurt Russell) und der Mediziner Dr. Copper (Richard Dysart) fliegen zur norwegischen Station, die sie allerdings menschenleer und völlig zerstört vorfinden. Besondere Aufmerksamkeit widmen sie einem seltsamen Eisblock und einen merkwürdig deformierten Leichnam, den sie – zusammen mit den ebenfalls dort sichergestellten Videoaufnahmen - zur Autopsie mit zu ihrer Station nehmen. 
Die Autopsie der Leiche gibt zunächst keinen Aufschluss über die Ursache der Deformation, die Auswertung der Videobänder ergibt allerdings, dass die Norweger offenbar ein Raumschiff freigesprengt haben, das vermutlich seit über hunderttausend Jahren im Eis verborgen war. Offensichtlich wurde mit dem Raumschiff auch ein Alien freigesetzt, das sich in ein anderes Lebewesen einnisten kann, dessen Zellen assimiliert und schließlich das Aussehen seines Wirts übernimmt. Währenddessen bricht eine monströse Kreatur aus dem zugelaufenen Schlittenhund im Zwinger aus und macht sich über die anderen Hunde her. 
Die alarmierte Forschungscrew kann das Monster zwar mit einem Flammenwerfer vernichten, doch geht nun die Angst um, dass das Alien mittlerweile auch die Menschen infiziert hat. Der Forscher Dr. Blair (Wilford Brimley) befürchtet sogar, dass die gesamte Menschheit bedroht sein könnte, wenn es dem Alien gelingt, die Station zu verlassen. Tatsächlich beginnt die Kreatur, die Crew nach und nach zu dezimieren … 

Kritik: 

John W. Campbell Jr. veröffentlichte bereits 1938 seine Kurzgeschichte „Who Goes There?“ in der Anthologie „Astounding Science Fiction“, wurde 1951 erstmals von Howard Hawks und Christian Nyby verfilmt und stand Mitte der 1970er Jahre bei Universal zur Wiederverfilmung an. Die beiden Produzenten Lawrence Turman und David Foster konnten ihren bevorzugten und damals noch nicht so bekannten Regisseur John Carpenter allerdings nicht bei dem Studio durchbringen, weshalb zunächst Tobe Hooper ins Boot geholt wurde. Doch erst als Hoopers Drehbuchautoren nicht so recht überzeugen konnten und Carpenter mit dem überraschenden Erfolg von „Halloween“ auch für Major-Studios interessant wurde, entwickelte sich das Projekt in die richtigen Bahnen. Das Drehbuch von Bill Lancaster („Die Bären sind los“) orientierte sich mehr an Campbells Original-Geschichte als die Verfilmung von 1951, verlegte die Handlung vom Nord- wieder an den Südpol, setzt aber wie bei früheren Werken auch mehr auf Spannung als auf ausgefeilte Charakterisierungen. 
So beginnt sein Film mit der Jagd auf einen Schlittenhund, um dann zügig in einer Explosion des Hubschraubers und Schusswechseln mit tödlichem Ausgang zu münden. Über die Untersuchung der norwegischen Forschungsstation und der Autopsie der deformierten Leiche baut Carpenter sukzessive die Spannung auf, bis die Entdeckung des zerstörerischen Aliens vor allem das Misstrauen unter den Überlebenden zu schüren beginnt. Da niemand sicher sein kann, wer das Alien vielleicht schon in sich hat, schwanken die Beteiligten zwischen dem Verlangen, sich möglichst voneinander abzuschotten, um sich möglichst nicht zu infizieren, bzw. beieinander zu bleiben, um sich gegenseitig beobachten zu können, ob bei jemanden das Alien zutage tritt.  
Carpenter nutzt die Momente, in denen das Alien von innen nach außen bricht, zur wirklich ekelerregenden Demonstration von blutig-schleimigen Körperverformungen, die bis heute nichts von ihrer abstoßend-faszinierenden Wirkung verloren haben. Allerdings überlassen diese Splatter-Effekte der Phantasie des Zuschauers überhaupt nichts mehr, rücken die pure Lust am Zerstören (meist durch das reinigende Feuer) und die Zurschaustellung unvorstellbaren Grauens in den Vordergrund. Für die einzelnen Figuren bleibt da wenig Raum zur Entwicklung. Kurt Russell, Carpenters Held aus „Die Klapperschlange“, wütet mit dem Flammenwerfer, als müsse er alles um sich herum alles ausrotten, was sich zuvor nicht als unbedenklich herauskristallisiert hat. Mit der ungewöhnlichen Mischung aus Eis, Feuer und blutigen Innereien etablierte sich Carpenter auch bei den Major Studios. 
Besonders gelungen muss auch der Umstand erwähnt werden, dass Carpenter die musikalische Untermalung diesmal nicht selbst beisteuern durfte, sondern mit Ennio Morricone ein Meister seines Fachs engagiert wurde, der sich mit seinem Score allerdings sehr zurückhaltend präsentierte. Carpenter selbst steuerte dazu noch ein paar atmosphärisch gelungene Sequenzen bei, die die bedrohliche Stimmung des Films noch verstärken. 2011 erschien mit „The Thing“ noch ein Sequel, das die Ereignisse im Camp der Norweger nachzeichnete.  

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