Sherlock Holmes

Nachdem Guy Ritchie mit seinen ersten beiden Filmen „Bube, Dama, König, grAs“ und „Snatch: Schweine und Diamanten“ zur neuen Regie-Hoffnung avanciert war, stürzte er mit dem Madonna-Vehikel „Stürmische Liebe“ fürchterlich ab, um dann mit „Revolver“ und „RocknRolla“ wieder vertrauten Pfaden der Gangster-Komödie zu folgen, die allerdings längst nicht mehr den erfrischenden Esprit seiner beiden Erstlingswerke versprühten. Dafür meldete sich Ritchie 2009 mit einem Paukenschlag zurück und präsentierte mit „Sherlock Holmes“ eine moderne Version der nach wie vor populären, aber recht angestaubten Geschichten um den berühmtesten Detektiv der Literaturgeschichte. 

Inhalt: 

Im Jahr 1891 können Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) und sein Partner Dr. Watson (Jude Law) im letzten Moment verhindern, dass ein Ritualmörder eine junge Frau tötet. Inspektor Lestrade (Eddie Marsan) von Scotland Yard und seine Männer treffen erst am Tatort ein, als der berühmte Detektiv und sein Kompagnon den Mann überwältigt und ihn unter seiner schwarzen Kutte als Lord Blackwood (Mark Strong) identifiziert haben. Der zeigt sich auch von seiner Verurteilung zum Tode durch den Strick wenig beeindruckt und prophezeit Holmes vor seiner Hinrichtung, dass er, der mit den dunklen Mächten in Verbindung stehe, auch nach seinem Tod noch drei weitere Menschen töten werde. 
Da Dr. Watson selbst die Feststellung von Blackwoods Ableben übernimmt, scheint der Spuk zunächst vorbei zu sein. Watson zieht aus der Baker Street aus und bereitet seine Hochzeit mit Mary Morstan (Kelly Reilly) vor, Holmes betäubt sich monatelang mit Drogen und hält sich mit Boxkämpfen fit. Seine Ex-Geliebte, die Meisterdiebin Irene Adler (Rachel McAdams), beauftragt ihn mit der Suche nach einem rothaarigen Kleinwüchsigen namens Reordan. Als Scotland Yard informiert wird, dass Lord Blackwood aus seinem Grab gestiegen sein soll, suchen Lestrade, Holmes und Watson die Grabstelle auf und finden Reordans Leiche in dem Sarg. 
Die Uhr, die Watson an der Leiche entdeckt, führt die beiden Ermittler über einen Pfandleiher zu einem Haus, indem dem das Opfer chemische Experimente durchgeführt hat. Bei der Durchsuchung des Labors geraten Holmes und Watson in einer Schlägerei, die mit dem Versenken eines Schiffes an der Werft endet und die beiden Detektive ins Gefängnis bringt. 
Watson wird von seiner Verlobten ausgelöst, für Holmes wird wenig später die Kaution von der Geheimgesellschaft Tempel der vier Orden hinterlegt. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wird Holmes in das Hauptquartier der Gesellschaft gebracht, wo er Innenminister Lord Coward (Hans Matheson), US-Botschafter Standish (William Hope) und Sir Thomas Rotheram (James Fox) kennenlernt, der zugibt, Blackwood bei einem rituellen Akt gezeugt zu haben. Als Sir Rotheram unter mysteriösen Umständen in seiner kupfernen Badewanne stirbt, scheint sich Blackwoods Prophezeiung zu erfüllen … 

Kritik: 

Guy Ritchie scheint aus seiner bisherigen Werksbiografie gelernt zu haben, dass ein aufregender Inszenierungsstil allein nicht ausreicht, um einen Film erfolgreich zu machen. Nachdem er sonst auch stets für die Drehbücher seiner Filme verantwortlich gewesen war, adaptierte er für „Sherlock Holmes“ die Vorlage der Autoren-Trios Michael Robert Johnson („Pompeii“, „Late Shift“), Anthony Peckham („Sag kein Wort“, „Invictus“) und Simon Kinberg („Mr. & Mrs. Smith“, „X-Men: Der letzte Widerstand“) und hat mit Robert Downey Jr. und Jude Law zwei zugkräftige Hollywood-Stars als recht junge Verkörperungen des berühmten Detektiv-Gespanns engagiert. 
Mit der deutlichen Verjüngung der beiden Protagonisten gehen auch interessante Aspekte ihrer Persönlichkeit einher, die in früheren Sherlock-Holmes-Verfilmungen kaum zum Tragen gekommen sind. So kleiden sich die beiden Gentlemen nicht nur moderner, sondern frönen auch bedenklicher Laster. Während Holmes ausgiebig Drogen konsumiert, leidet Watson unter einer Spielsucht. Das Duo ist zudem so sportlich, dass sie sich bei körperlichen Auseinandersetzungen hervorragend aus der Affäre ziehen. 
Ritchies „Sherlock Holmes“ wartet mit einer ungewöhnlich satten Portion Action auf, doch im Gegensatz zu seinen früheren Filmen erschlägt die packende Inszenierung nicht die Geschichte. Der Film bietet bei allem Tempo doch genügend typische Elemente, die Holmes‘ deduktiven Fähigkeit fordern und unter Beweis stellen. Hier brilliert Downey Jr. („Iron Man“, „Stichtag“) als mal depressiver, dann kämpferischer und im richtigen Moment genialer Mann, der durch die Begegnung mit seiner ehemaligen Geliebten noch auf eine andere Weise herausgefordert wird. 
Jude Law („Hautnah“, „Grand Budapest Hotel“) hat fraglos den undankbareren Part als Holmes‘ Gehilfe, doch bekommt seine Figur genügend Kontur, dass er Dr. Watson eine eigene Persönlichkeit verleihen kann. Die beiden weiblichen Rollen sind zwar weit weniger präsent, doch sorgen sowohl Rachel McAdams („Red Eye“, „Wie ein einziger Tag“) als auch Kelly Reilly („Eden Lake“, „Flight“), dass sie ihre Parts als Gefährtinnen von Holmes und Watson mit Humor und Raffinesse ausfüllen. 
Neben den starken Darsteller-Leistungen sorgen aber auch Ritchies nach wie vor packender Inszenierungsstil, das grandiose Set-Design und der ungewöhnlich instrumentierte Score von Hans Zimmer für ein kurzweiliges Krimi- und Action-Vergnügen, das sogar zwei Jahre später mit „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ eine Fortsetzung bekam.  

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