Jagd auf einen Unsichtbaren
Nach den vier Major-Produktionen „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982), „Christine“ (1983), „Starman“ (1984) und „Big Trouble in Little China“ (1986) wandte sich John Carpenter mit „Die Fürsten der Dunkelheit“ (1987) und „Sie leben“ (1988) zwischenzeitlich wieder den für ihn eher typischen Themen zu, um dann nach vier Jahren Pause mit „Jagd auf einen Unsichtbaren“ ein charmanten, aber wenig erfolgreiches Science-Fiction-Drama zu präsentieren, in dem Chevy Chase leider vergeblich versuchte, einen Imagewechsel vom Comedian zum ernsthaften Darsteller zu vollziehen.
Der unambitionierte Yuppie Nick Halloway (Chevy Chase) schlägt sich mit allen möglichen Tricks und Schummeleien durch seinen Berufsalltag, überlässt lieber seiner Sekretärin die wesentlichen Aufgaben und verlässt das Büro gern frühzeitig, um flotte Weiber aufzureizen. In seinem Club wird er von seinem alten Kumpel George (Michael McKean) entdeckt und auf einen Drink an dessen Tisch eingeladen, wo Nick die attraktive Dokumentarfilmerin Alice Monroe (Daryl Hannah) kennenlernt. Da sie noch eine andere Verabredung für den Abend hat, gönnt sich Nick mehr Drinks, als er vertragen kann, und wacht am nächsten Morgen mit einem entsprechenden Kater auf. Dumm nur, dass er bereits in der Frühe eine geschäftliche Verabredung wahrnehmen muss. Die Wartezeit verbringt er mit einem Nickerchen in der Sauna der Forschungseinrichtung, als ein Kurzschluss zu einer Katastrophe führt. Teile des Gebäudes verschwinden einfach, und Nick wacht als unsichtbarer Mann auf. Als das CIA am Tatort eintrifft, wird CIA-Agent Jenkins (Sam Neill) sofort auf die Bewegung eines Huts am Fenster aufmerksam und beschließt kurzerhand auf eigene Faust, den Unsichtbaren in seine Gewalt zu bringen, auch gegen die Anweisung seines Sektionschefs Warren Singleton (Stephen Tobolowsky). Nachdem Jenkins Nicks Identität festgestellt hat, sieht Nick keine andere Möglichkeit, als sich im Strandhaus seines Freundes George zu verstecken. Dort kommen allerdings auch George und Richard (Gregory Paul Martin) vorbei, um Alice das Haus für einige Zeit zum Entspannen zu überlassen.
Als sich Nick Alice gegenüber offenbart, hilft sie ihm, eine Maske zu modellieren, damit er sich unauffällig in der Öffentlichkeit bewegen kann, doch Jenkins ist dem Duo stets dicht auf den Fersen …
Kritik:
Nachdem Carpenter bereits mit seinem Regiedebüt „Dark Star“ (1974) und „Big Trouble in Little China“ (1986) parodistische Ansätze zu den Genres Science Fiction und Abenteuerfilm präsentiert hatte, hinterlässt auch „Jagd nach einem Unsichtbaren“ zunächst einen ähnlichen Eindruck, denn Chevy Chase wird sofort als Yuppie auf höherer Management-Ebene eingeführt, der seinem Job aber nicht allzu ernsthaft nachgeht, sondern sich eher mit hübschen Frauen vergnügt. Dass Carpenters Film allerdings mehr ist, macht schon der aus dem Film noir vertraute Kniff deutlich, dass Nick seine Geschichte im Rückblick erzählt und im weiteren Verlauf auch als unschuldig Verfolgter um sein Überleben kämpfen muss. Nur stellt Daryl Hannah („Staatsanwälte küsst man nicht“, „Wall Street“) eben keine Femme fatale dar, sondern eine sexy wie hilfsbereite Frau, die Nick dabei hilft, sich mit den ungewöhnlichen Umständen vertraut zu machen. Hier hat Carpenters Film auch seine besten Momente, wenn Nick sich vergegenwärtigen muss, wie er als Unsichtbarer ein Taxi anhält, ohne seine Hände zu sehen Stäbchen zum Nudelessen benutzt oder klare Flüssigkeiten zu sich nimmt, damit sein Mageninhalt ihn nicht gegenüber seinen Verfolgern verrät. Die feinen Tricks aus George Lucas‘ „Industrial Light and Magic“-Effektschmiede sind hier absolut sehenswert.
Während Harry F. Saint in seinem dem Film zugrunde liegenden Roman H. G. Wells‘ „Der Unsichtbare (The Invisible Man)“ verulkt, gewinnt Carpenter dem Stoff durchaus nachdenkliche Momente ab, die allerdings nicht weiter vertieft werden. Dafür steht die actionreiche „Jagd auf einen Unsichtbaren“ viel zu sehr im Fokus, was wieder einmal damit einhergeht, dass die einzelnen Figuren kaum tiefer charakterisiert werden.
Chevy Chase („Fletch – Der Troublemaker“, „Drei Amigos!“) macht seine Sache als Opfer eines missglückten Experiments ebenso gut wie Sam Neill („Jurassic Park“, „Mächte des Wahnsinns“) als diabolischer CIA-Agent. Leider spielte der 40 Millionen Dollar teure Film weltweit nicht mal die Hälfte seines Budgets wieder ein, worauf Carpenter erst einmal wieder kleinere Brötchen backen musste. Dabei ist „Jagd auf einen Unsichtbaren“ doch besser gelungen als sein Ruf und kann für sich in Anspruch nehmen, als erste große Hollywood-Produktion eine Frau – Shirley Walker – als Komponistin engagiert zu haben.
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