Das Dorf der Verdammten
Trotz einiger Flops an den Kinokassen mit Major-Produktionen wie „Jagd auf einen Unsichtbaren“ oder „Big Trouble in Little China“ hatte der Name John Carpenter als Regisseur von Klassikern wie „Assault - Anschlag bei Nacht“, „Halloween“ und „Die Klapperschlange“ noch einen so guten Ruf, dass er bis in die 1990er Jahre hinein gelegentlich Großproduktionen filmen durfte. Nachdem er 1982 mit dem Remake von „Das Ding aus einer anderen Welt“ noch voll überzeugen konnte, fiel die Kritik bei der Neuverfilmung von „Das Dorf der Verdammten“ (1995) nicht so freundlich aus. In Deutschland kam der Film nicht mal in die Kinos.
Inhalt:
Während der Vorbereitungen für ein Jubiläumsfest auf dem Schulgelände der kleinen Küstenstadt Midwich fallen alle Einwohner und Tiere um Punkt 10 Uhr in Ohnmacht und wachen geschlossen um genau 16 Uhr wieder auf. In der Zwischenzeit fährt der Arzt Dr. Alan Chaffee (Christopher Reeve) zu einer weiter entfernten Tankstelle, wo er auch Frank (Michael Paré) trifft, der für seine Frau, die Schuldirektorin Jill McGowan (Linda Kozlowski), noch ein paar Besorgungen tätigen soll. Als Frank auf dem Rückweg die Stadtgrenze erreicht, fällt auch er in Ohnmacht und kommt bei dem darauffolgenden Autounfall ums Leben. Er ist allerdings nicht der einzige, der bei dem mysteriösen sechsstündigen Blackout getötet wird.
Doch damit hat der Schrecken in Midwich noch kein Ende gefunden. Wenige Zeit später stellt Dr. Chaffee fest, dass zehn Frauen aus der Gemeinde an jenem verhängnisvollen Tag eine Empfängnis hatten - darunter auch seine eigene Ehefrau Barbara (Karen Kahn) und Melanie, die noch Jungfrau gewesen ist. Neun Monate später werden alle Kinder zur gleichen Zeit entbunden, fünf Jungen und vier Mädchen kommen gesund zur Welt, einzig Melanies Mädchen wird tot geboren.
Dr. Susan Verner (Kirstie Alley) von der National Science Foundation, die von Anfang an die Ereignisse in der Stadt mitverfolgt und den Eltern jeweils eine Prämie von dreitausend Dollar monatlich in Aussicht gestellt hat, wenn sie die Babys zur Welt bringen, lässt den totgeborenen Säugling untersuchen. Ein DNA-Test macht deutlich, dass die Kinder genetisch nicht mit ihren vermeintlichen Eltern verwandt sind. Dr. Verner vermutet, dass die Föten durch Implantation in den Mutterleib gelangt sind. Die Kinder lernen sehr schnell, sind durch ihre silberblonden Haare gekennzeichnet und verspüren überhaupt keine typisch menschlichen Regungen wie Freude, Mitleid oder Trauer. Dafür verfügen sie über starke mentale Kräfte, mit denen sie die Erwachsenen zu selbstzerstörerischen Handlungen treiben. Dr. Chaffee weiß nur noch einen Ausweg, das Grauen in Midwich zu beenden …
Kritik:
Nach dem Roman „The Midwich Cuckoos“ haben Stirling Silliphant und Wolf Rilla bereits 1960 ein Drehbuch geliefert, das die für die Zeit des Kalten Krieges typische Paranoia vor fremden Mächten in einem packenden Science-Fiction-Horror-Drama thematisierte. Warum John Carpenter sich dieses Thema Mitte der weltpolitisch relativ entspannten 1990er Jahre erneut annahm, ist schwer nachzuvollziehen, zumal er der Geschichte keine neuen Elemente hinzuzufügen vermag. Die Story plätschert dann auch recht uninspiriert und vorhersehbar dahin.
Eine wirklich bedrohliche Stimmung, wie sie Carpenter so meisterhaft in „Assault – Anschlag bei Nacht“, „Halloween“, „The Fog – Nebel des Grauens“ und zuletzt auch in „Die Mächte des Wahnsinns“ zu kreieren verstand, kommt hier nie auf. Dafür konzentriert sich der alternde Filmemacher, der selbst einen kleinen Auftritt an der Telefonzelle bei der Tankstelle hat, auf vordergründige Spektakel, wie den Selbstverstümmelungen und tödlichen Unfällen beispielsweise am Grill. Die stereotyp wirkenden Kinder mit ihren silbernen Haarschopf und bunt aufleuchtenden Augen verbreiten aber alles andere als Gruselstimmung. Viel erschreckender erscheint hier eher die Art und Weise, wie sich Christopher Reeve („Superman“), Mark Hamill („Star Wars“), Kirstie Alley („Kuck‘ mal, wer da spricht!“) und Michael Paré („Das Philadelphia-Experiment“) zum Ende ihrer schauspielerischen Karriere hier verkaufen.
Aber das trifft vor allem auch auf Carpenter selbst zu, der nach dem kurzen Zwischenhoch mit „Die Mächte des Wahnsinns“ leider bis heute nicht mehr an seine früheren Großtaten anschließen konnte. Einzig die von ihm im Zusammenhang mit dem Kinks-Sänger und -Gitarristen Dave Davies entstandene Filmmusik knüpft an vergangene ruhmreichere Tage an und bewahrt „Das Dorf der Verdammten“ vor dem kompletten Absturz.
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