Bube, Dame, König, grAs

Auch wenn der britische Drehbuchautor und Regisseur Guy Ritchie im Laufe seiner Karriere so unterschiedliche Neuverfilmungen bzw. Kinoadaptionen wie das von Publikum und Kritikern gleichermaßen verrissene Liebesdrama „Swept Away – Stürmische Liebe“, „King Arthur: Legend of the Sword“, „Aladdin“, „Sherlock Holmes“ und „Codename U.N.C.L.E.“ abgeliefert hat, bleibt er doch noch immer für seine herzerfrischenden Gauner-Komödien und -Thriller bekannt. Großen Anteil an diesem Image hat Ritchies Langfilm-Regiedebüt „Bube, Dame, König, grAs“ aus dem Jahre 1998, das gleichzeitig Jason Stathams („The Transporter“, „The Mechanic“) Weg zum Hollywood-Star ebnete. 

Inhalt: 

Im Londoner Arbeiterviertel East End verdienen sich die Kleinganoven Eddy (Nick Moran), Tom (Jason Flemyng), Soap (Dexter Fletcher) und Bacon (Jason Statham) ihren Lebensunterhalt damit, gestohlenen Schmuck und Elektrogeräte günstig loszuschlagen, doch drohen diese illegalen Straßenverkäufe immer wieder von der Polizei unterbunden zu werden. Da kommt es dem Quartett gerade recht, dass der örtliche Pornokönig und Mafiaboss Harry „Hackebeil“ Lonsdale (P. H. Moriarty) zu einem illegalen Poker-Turnier einlädt, bei dem der Einsatz allerdings bei saftigen 100.000 Pfund liegt. 
Die Freunde kratzen ihr Erspartes zusammen, damit Eddy, der als begnadeter Poker-Spieler bekannt ist, dort mächtig absahnt. Doch der Mafiaboss hat natürlich seine eigenen Tricks parat und zieht den bluffenden Jungen nicht nur bis auf die Hosen aus, sondern lässt ihn am Ende mit Schulden einer halben Million Pfund und der Warnung aus dem Spiel gehen, die Schulden in einer Woche zurückgezahlt zu haben, sonst werden ihm und seinen drei Freunden jeden Tag jeweils ein Zeh abgehackt. Während die verzweifelten Kleinganoven mit Hochdruck an Ideen arbeiten, wie sie auf die Schnelle eine halbe Million Pfund auftreiben können, belauscht Eddy in der Nachbarwohnung Kriminelle dabei, wie sie ein paar Kiffern, die für den Drogenboss Rory Breaker (Vas Blackwood) arbeiten, eine große Menge Gras und Geld abnehmen wollen. 
Als Eddy seinen Kumpels davon erzählt, schmieden sie einen Plan, den Gangstern die Diebesbeute abzunehmen und damit ihre Schulden zu begleichen. Nach dem erfolgreichen Überfall wenden sich Eddy & Co. an den Hehler Nick, der Grieche (Stephen Marcus), der den Jungs einen Kontakt zu Rory Breaker herstellen soll. Als dieser aber erfährt, dass ihm sein eigenes – gestohlenes – Gras zum Kauf angeboten wird, zieht er mit seinem Killerkommando los, sich sein Gras und Geld zurückzuholen … 

Kritik: 

Dass Guy Ritchie nach dem Erfolg seines Regiedebüts als britische Antwort auf Quentin Tarantino abgefeiert wurde, überrascht nicht, schließlich lassen sich das rasante Tempo, der verschachtelte Plot, die brutale Gewalt und der derbe Humor in Tarantinos vier Jahre zuvor entstandenen Meisterwerk „Pulp Fiction“ ebenso wiederfinden. Allerdings hat Ritchie seit seiner Kindheit, als er Robert Redford und Paul Newman in „Zwei Banditen“ sah, den Wunsch verspürt, Filme zu machen. 
Der Grundstein für das Gangster-Genre, in denen Ritchie seine nach wie vor besten Arbeiten abliefert, war also früh gelegt. Ritchie, der auch das Drehbuch zu seinem Debüt schrieb, gelingt es, nicht nur die dreckige, hoffnungslose Atmosphäre des ärmlichen Großstadt-Arbeiterviertels stimmig abzubilden, sondern in diesem trüben Umfeld auch eine vielschichtige Ganovenkomödie zu inszenieren, in der viele, wenn auch kleine Gangster-Banden im Spiel sind, die sich bislang kaum in die Quere gekommen sind. Wie sich nach dem Debakel beim Pokern die Wege der verschiedenen Interessengruppen kreuzen und dabei immer neue Rivalitäten entstehen, ist ebenso ausgeklügelt wie witzig herausgearbeitet. Dabei kommt vor allem Vinnie Jones („Midnight Meat Train“, „Snatch: Schweine und Diamanten“) als „Hackebeil“ Lonsdales Vollstrecker eine tragende Rolle zu. Bei so viel Coolness ist es kein Wunder, dass Jones danach immer wieder in ähnlichen Rollen besetzt worden ist. 
Der geschickt konstruierte Plot, die kompromisslose Action und die coolen Sprüche werden nicht nur von einem gut aufgelegten Ensemble getragen, sondern auch von einem launigen Soundtrack mit Songs von The Stooges, James Brown, The Stone Roses, Robbie Williams und Dusty Springfield untermalt. Die gelb schimmernden Sepia-Töne, ungewöhnliche Kameraperspektiven und stimmungsvolle Pub-Szenen (mit Sting als cooler Pubbesitzer und Barkeeper) runden einen höchst vergnüglichen Film ab, der zwei Jahre später auch als Serie umgesetzt wurde. Jason Statham gibt sich hier – das wird schon in der Eröffnungsszene klar – so redselig wie später in kaum seiner anderen Filme.  

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