Starman

Der Weltraum und seine möglichen Bewohner lassen John Carpenter nicht los. Nach seinem aufsehenerregenden Debüt mit der Science-Fiction-Parodie „Dark Star“ (1974) und dem Remake des Klassikers „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) präsentierte er 1984 mit „Starman“ einen für ihn ganz und gar untypischen Film, ein Science-Fiction-Märchen in der Tradition von Spielbergs „E.T. – Der Außerirdische“ für die ganze Familie. 

Inhalt: 

Die Raumkapsel Voyager 2 ist seit 1977 mit mehrsprachigen Begrüßungen und einem Potpourri an klassischer und populärer Musik im Weltall unterwegs, um außerirdische Lebewesen über die Erde zu informieren und sie zu einem Besuch einzuladen. Als eines Tages aber tatsächlich ein unbekanntes Flugobjekt in die Erdatmosphäre eintritt und über dem Hoheitsgebiet der USA zu landen versucht, wird es auf Befehl des Oberkommandoführers George Fox (Richard Jaeckel) von Kampfjets der Air Force beschossen und so von seiner ursprünglichen Flugbahn abgelenkt. Das Raumschiff landet unweit des abgelegenen Hauses der attraktiven Witwe Jenny Hayden (Karen Allen), die den Abend damit verbracht hat, Filmaufnahmen mit ihrem bei einem Unfall verstorbenen Mann Scott (Jeff Bridges) anzuschauen. Während sie auf ihrem Sessel einschläft, findet ein außerirdisches Wesen Zugang zum Haus, verschafft sich einen Überblick, schaut sich Szenen des Filmes an, der im Projektor eingelegt ist und blättert das Fotoalbum durch, in dem auch eine Haarsträhne von Scott Hayden eingeklebt ist. Während das Wesen die DNA von Scotts Haar assimiliert, wacht Jenny auf und wird Zeuge, wie aus einem nackten Baby auf dem Wohnzimmerfußboden ein Mann wird, der Scott verblüffend ähnlich sieht. 
Nach dem anfänglichen Schrecken über die wundersame Verwandlung des Wesens, das zunächst nur Begrüßungen in verschiedenen Sprachen von sich geben kann, die es durch die Voyager 2 gelernt hat, bleibt Jenny allerdings nicht viel Zeit, sich mit der Situation anzufreunden. Scotts außerirdisches Ebenbild soll nämlich in zwei Tagen von seinen Artgenossen vom Barringer-Krater in Arizona abgeholt werden. Was zunächst – vor allem für die Polizeibehörden und die Air Force – wie eine Entführung durch einen Außerirdische wirkt, entwickelt sich zu einem Road Trip quer durch die Vereinigten Staaten, bei dem der Außerirdische sehr schnell die englische Sprache und die nicht immer leicht nachzuvollziehenden Verhaltensweisen der Menschen lernt. 
Während Jenny allmählich ihre Angst vor dem Wesen verliert, setzen Fox und seine Männer alles daran, das Wesen zu zerstören. Allein der Forscher Mark Shermin (Charles Martin Smith) will im Dienst der Wissenschaft Schlimmeres verhindern … 

Kritik: 

Nachdem John Carpenter mit der Adaption von Stephen Kings Roman „Christine“ für Columbia ordentlich Geld in die Kassen gespült und mehr als das Doppelte der knapp zehn Millionen Dollar Produktionskosten eingespielt hatte, durfte er bei „Starman“ aus dem Vollen schöpfen, lieferte aber letztlich einen Film an, der kaum als Carpenter-Schöpfung zu erkennen ist. Im Gegensatz zu den tödlichen Gefahren im und aus dem Weltraum, die der Filmemacher in „Dark Star“ und „The Thing“ thematisierte, erzählt er hier die berührende Geschichte einer ungewöhnlichen Romanze. Zwar spickt Carpenter den Road Trip mit einigen netten Effekten, doch stehen im Gegensatz zu seinen früheren Werken die Protagonisten im Vordergrund, nicht die Spannung und die dazu nötige Atmosphäre. 
Dabei gestaltet sich die Chemie zwischen Karen Allen („Jäger des verlorenen Schatzes“, „Die Glasmenagerie“) in der Rolle der noch wie ihrem verunglückten Ehemann nachtrauernden Jenny und Jeff Bridges („The Big Lebowski“, „Fearless – Jenseits der Angst“) als zunächst etwas steif wirkender, dann aber sehr einfühlsamer Außerirdischer als sehr stimmig. 
Während des gefährlichen Road Trips lernt der „neue“ Scott nicht nur die verschiedenen Wesenszüge der menschlichen Spezies kennen, sondern Jenny auch die zunehmend menschlichen Züge ihres vermeintlichen Entführers. 
Die Geschichte von „Starman“ entwickelt sich zwar sehr vorhersehbar, versprüht durch die beginnende Romanze zwischen den beiden Hauptfiguren aber einen Charme, dem man sich nicht entziehen kann. Das ist zwar kein echter Carpenter – auch wegen der elektronischen Musik, die er diesmal nicht selbst beisteuern durfte, sondern seinem prominenteren Komponisten-Kollegen Jack Nitzsche („Das siebte Zeichen“, „Ein Offizier und Gentleman“) überlassen musste. Auf jeden Fall bewies Carpenter mit „Starman“, dass er auch gefälliges Mainstream-Kino inszenieren kann, auch wenn er dabei seine persönliche Handschrift vermissen lässt. 

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