Die Klapperschlange

John Carpenter hat bereits seit seinen Regie-Anfängen Mitte der 1970er Jahre eine große Bandbreite an Genres abgedeckt. Nach der Low-Budget-Sci-Fi-Parodie „Dark Star“ (1974) präsentierte er zwei Jahre darauf den urbanen Belagerungs-Thriller „Assault – Anschlag bei Nacht“, den einflussreichen Slasher „Halloween“ (1978) und den atmosphärisch dichten Geister-Grusel „The Fog – Nebel des Grauens“ (1980). Auch bei „Escape From New York“ (1981), der in den deutschen Kinos unter dem missratenen Titel „Die Klapperschlange“ anlief, erwies sich Carpenter als Meister der effizient inszenierten Spannung. 

Inhalt: 

Nachdem die Kriminalitätsrate Ende der 1980er Jahre um 400 Prozent gestiegen war, wurde der New Yorker Stadtteil als Ganzes zum Hochsicherheitsgefängnis umfunktioniert. Innerhalb der zwanzig Meter hoch errichteten Stadtmauer werden die hier eingelieferten Schwerverbrecher nach ihrer Sterilisation sich selbst überlassen und mit regelmäßigen Vorratslieferungen aus der Luft versorgt. Jegliche Flucht über das Wasser ist zum Scheitern verurteilt, da die Brücken vermint sind und das Wasser von Hubschraubern überwacht wird. Im Jahr 1997 steht die westliche Zivilisation im Krieg mit der Sowjetunion. Um einen nuklearen Holocaust zu verhindern, reist der US-Präsident (Donald Pleasance) mit der Air Force One zu Friedensverhandlungen mit China und der Sowjetunion, doch ein terroristisches Selbstmordkommando bringt die Maschine gezielt über der Gefängnisinsel zum Absturz. Der Präsident konnte sich zuvor in einer roten Flugkapsel mitsamt seinem Aktenkoffer und einer mit wesentlichen Informationen für die Verhandlungen bestückten Audio-Cassette in Sicherheit bringen, doch wird er nach dem Aufprall der Kapsel von den Häftlingen als Geisel genommen. Nachdem erste Rettungsversuche gescheitert sind, setzt Gefängnisleiter Hauk (Lee Van Cleef) den Sträfling und Ex-Elite-Soldaten Snake Plissken (Kurt Russell) auf eine gefährliche Rettungsmission an. Ihm bleiben 22 Stunden Zeit, um den Präsidenten aus der Gefangenschaft zu befreien. Um diesem Auftrag Nachdruck zu verleihen, bekommt Plissken zwei kleine Sprengkapseln in seinen Hals injiziert, die nach Ablauf dieser Zeit explodieren, wenn sie nicht vorher mit Röntgenstrahlen neutralisiert werden. Als Gegenleistung bekommt Plissken nach erfolgreicher Erledigung der Aufgabe die Freiheit geschenkt. Mit einem Segelflugzeug landet Plissken unbemerkt auf dem Dach des World Trade Centers, und findet heraus, dass sich der Präsident in der Gewalt des Duke (Isaac Hayes) befindet, der die Kontrolle über die Gefängnisinsel besitzt. Mit dem Präsidenten als Schutzschild will der Duke über die Queensboro Bridge in die Freiheit gelangen, wobei ihm seine rechte Hand, Harold „Brain“ Helman (Harry Dean Stanton), eine Landkarte zur Umgehung der Minen anfertigen soll. Zusammen mit Brain, seiner Gefährtin Maggie (Adrienne Barbeau) und dem Taxifahrer Cabbie (Ernest Borgnine) versucht Plissken, den Präsidenten aus den Fängen des Duke zu befreien, doch dabei geht zunehmend die Kommunikation mit Direktor Hauk in die Brüche … 

Kritik: 

Es wirkt heute ein wenig prophetisch an, dass Carpenter 1981 bereits ein Flugzeug durch Terroristen in ein Hochhaus steuern ließ, und auch in seiner Machart wirkt „Escape From New York“ in vielerlei Hinsicht zukunftsweisend. Mit einem Budget von 6 Millionen Dollar stand Carpenter schon eine weitaus höhere Summe zur Verfügung als bei seinen vorangegangenen Produktionen. Natürlich ging ein Großteil des Budgets für die imponierende Gefängnisinsel drauf, deren Kulissen zum Großteil in einem Teil von St. Louis, Missouri, entstanden sind, wo nach einem Feuer im Jahr 1976 etliche zerstörte Häuser nicht wieder aufgebaut wurden. 
Der dystopische Charakter der Gefängnis-Kolonie wurde mit der durchgängigen Dunkelheit und der geschickten Lichtsetzung mit harten Schatten geschickt verstärkt. In dieser trostlosen wie gewalttätigen Atmosphäre kämpft Kurt Russell nicht nur erfolgreich gegen sein bisheriges Image als Darsteller in familienfreundlichen Disney-Produktionen, sondern als kerniger Ex-Elite-Soldat mit Augenklappe auch um sein eigenes Überleben, wobei der rot blinkende Countdown auf seiner Uhr die Spannungsschraube kontinuierlich anzieht. Während Russell, der zuvor bereits in Carpenters Fernsehfilm „Elvis – The King“ die Titelfigur verkörperte, durch seine coole („Call me Snake“) und physische Performance überzeugt, bleibt das übrige Ensemble leider recht blass. In dieser Hinsicht knüpft Carpenter, dem es eher um Atmosphäre und Spannung geht, an seine früheren Filme an. Am ehesten kann noch Ernest Borgnine als grinsende Frohnatur Akzente setzen, während Harry Dean Stanton als Snake Plisskens früherer Kumpel „Brain“ ebenso blass bleibt wie Carpenters Frau Adrienne Barbeau, die allenfalls etwas mehr Haut als in „The Fog“ zeigen darf. Die düstere elektronische Musik, die Carpenter erstmals mit seinem kongenialen Partner Alan Howarth komponierte, trägt einmal mehr dazu bei, dass „Die Klapperschlange“ zu einem Meisterwerk geworden ist, das 1996 mit „Flucht aus L.A.“ noch eine – weit weniger erfolgreiche – Fortsetzung mit Kurt Russell nach sich zog. 

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