James Bond 007 - Spectre

In der Ära des neuen James-Bond-Darstellers Daniel Craig katapultiert sich das über 50-jährige Franchise von einem Superlativ zum nächsten. Das trifft nicht nur auf die zunehmend größeren Produktionsbudgets und die dazu imponierenden Einspielergebnisse zu, sondern auch auf die zunehmend komplexere Mischung aus halsbrecherischer Action und glaubwürdigem Plot, in dem nicht immer gleich erkennbar ist, wer zu den Guten und wer zu den Bösen zählt. Nachdem bereits in „Skyfall“ James Bond mit seiner frühesten Kindheit konfrontiert wurde und dabei seine Chefin M ihr Leben lassen musste, geht es für Bond in „Spectre“ nicht nur um ein weiteres Puzzlestück seiner Biografie, sondern auch um die Zukunft der Doppel-00-Sektion des britischen Geheimdienstes.
Auch beim britischen Geheimdienst sind die Herausforderungen des Informationszeitalters angekommen. So hält der junge wie ambitionierte Max Denbigh (Andrew Scott) als neuer Leiter des Centre for National Security Agenten mit der Lizenz zu töten für ein Relikt, das durch ein umfassenderes Überwachungssystem absolut überflüssig wird. Davon ist Geheimdienst-Chef M (Ralph Fiennes) alles andere als überzeugt. Allerdings befindet sich sein Top-Agent 007 (Daniel Craig) mal wieder auf einer nicht autorisierten Mission in eigener Sache. In einer persönlichen Videobotschaft hat seine kürzlich verstorbene Ex-Chefin Bond darum gebeten, den Schurken Marco Sciarra (Alessandro Cremona) ausfindig zu machen und zu töten, was Bond schließlich in Mexico City am Tag der Toten gelingt. Auf dessen Beerdigung lernt er dessen Witwe Lucia (Monica Bellucci) kennen, der bewusst ist, dass ihre Tage gezählt sind, und Bond auf die Spur der mächtigen Geheimorganisation Spectre bringt. Ein Ring, den er dem toten Sciarra abgenommen hat, verschafft ihm in Rom Zutritt zu seiner Versammlung der Verbrecherorganisation, wobei Bond in deren Anführer den totgeglaubten Franz Oberhauser (Christoph Waltz) erkennt, der Bond überraschend direkt anspricht, als die anderen Mitglieder am Tisch von ihren weltweit organisierten Terror-Aktivitäten berichten.
Bond kann gerade rechtzeitig fliehen und bittet Moneypenny (Naomie Harris) und Q (Ben Whishaw) Informationen zu Oberhauser und dem „blassen König“ zu recherchieren, was ihn schließlich zu Mr. White (Jesper Christensen) führt. Der hatte seinem Anführer den Gehorsam verweigert, wurde mit Thallium vergiftet und wartet nun in einer einsam gelegenen Hütte am Altaussee in Österreich auf seinen Tod. Bevor Bond ihm Gelegenheit gibt, sich mit seiner Dienstpistole das Leben zu nehmen, verrät White Bond noch den Aufenthaltsort seiner Tochter Madeleine Swann (Léa Seydoux), mit der er schließlich ins Hotel „L’Américain“ in Marokko fährt. Bond entdeckt dort ein Geheimzimmer mit einer Liste von Koordinaten, die ihn schließlich an einen Ort mitten in der Wüste führen. Hier gelangen Bond und Swann zur Schaltzentrale von Oberhauser, der ein weltweit funktionierendes Überwachungssystem installiert hat, für das er offensichtlich auch Max Denbigh begeistern konnte …
Nachdem Sam Mendes mit „Skyfall“ so grandiose Arbeit geleistet und auf stimmige Weise den grimmig entschlossenen Bond auf eine sehr persönliche Mission geschickt hat, an dessen Ende leider M ihr Leben lassen musste, schien es nur folgerichtig, ihn auch für die Fortsetzung zu engagieren. Satte 245 Millionen US-Dollar standen dem Ausnahme-Regisseur („American Beauty“, „Road To Perdition“) dafür zur Verfügung, dazu das „Skyfall“-Autoren-Team Neal Purvis, Robert Wade und John Logan sowie sein Haus-Komponist Thomas Newman. Gemeinsam haben sie eine vielschichtige Geschichte entwickelt, die nicht nur die Frage nach der Funktion und Zukunft der Geheimdienste in einer zunehmend vernetzten Welt stellt, sondern sich wieder auf eine sehr persönliche Ebene begibt, die James Bond mit unbequemen Wahrheiten seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Dieser Aspekt wird zwar nicht besonders überzeugend als Motiv für Oberhausers Rachefeldzug ausgeführt, folgt aber der neuen Ausrichtung des Franchise, dass vor allem die Figur von 007 mehr Tiefe gewinnt. Dies wird erneut mit atemberaubender Action voller wilder Verfolgungsjagden vor wunderschönen, exotischen Kulissen von Mexiko Stadt über Rom und das österreichische Altaussee bis zum marokkanischen Tanger und der britischen Hauptstadt bebildert, wobei der innere Kern des MI6 ebenso wie Bond selbst bedroht wird.
Ralph Fiennes macht als neuer M ein wirklich gute Figur und weiß auch im Außeneinsatz zu überzeugen, während die Frauen an Bonds Seite immer öfter austauschbar sind. Allein Léa Seydoux („Blau ist eine warme Farbe“, „Midnight In Paris“) darf nicht nur mehr Leinwandzeit als ihre Vorgängerinnen in „Spectre“ einnehmen, sondern auch schauspielerische Akzente setzen. Und schließlich kehren mit der Verbrecherorganisation Spectre und Blofeld zwei sehr vertraute Komponenten aus dem Bond-Universum zu Sean Connerys Zeiten zurück.
„Spectre“ ist nach dem riesigen Erfolg von „Skyfall“ bemüht, weiterhin alles richtig zu machen, übernimmt sich allerdings bei der Inszenierung einer glaubwürdigen Geschichte für die Motivation von Bonds Gegenspieler, der von Christoph Waltz („Inglourious Basterds“, „Der Gott des Gemetzels“) überzeugend lässig gespielt wird. Dafür sorgt die wuchtige Action für anhaltend kurzweilige Unterhaltung, die neugierig auf Daniel Craig wohl letztem Auftritt als James Bond in „Keine Zeit zu sterben“.
"James Bond 007 - Spectre" in der IMDb

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