James Bond 007 - Ein Quantum Trost

Die kritische Frage, ob Daniel Craig wirklich die richtige Wahl als Nachfolger für die bisherigen Bond-Darsteller Sean Connery, George Lazenby, Roger Moore, Timothy Dalton und Pierce Brosnan sei, hat der britische Schauspieler mit einer eindrucksvollen Performance in seinem 007-Debüt „Casino Royale“ (2004) zu seinen Gunsten beantwortet. Vier Jahre später setzt Regisseur Marc Forster („Monster’s Ball“, „Drachenläufer“) in „Ein Quantum Trost“ vor allem auf eins: Action!
Nachdem James Bond (Daniel Craig) nach dem Tod seiner Geliebten Vesper Lynd den dafür verantwortlichen Mr. White (Jesper Christensen) in seine Gewalt gebracht hat, will der MI6 den mysteriösen Strippenzieher in Siena einem Verhör unterziehen, um mehr über die Verbrecher-Organisation zu erfahren, für die White tätig ist. Doch die angedrohte Folter quittiert der Gefangene nur mit wissendem Gelächter, schließlich wisse der MI6 nicht das Geringste über die Organisation, die ihre Leute überall habe. Da zieht auch schon Mitchell (Glenn Foster), der langjährige Leibwächter von MI6-Chefin M (Judi Dench) seine Waffe, eröffnet das Feuer und ermöglicht White so die Flucht. M und Bond treffen sich schließlich auf der Suche nach weiteren Hinweisen in der Wohnung des Verräters, stoßen aber erst durch die Rückverfolgung markierter Geldscheine auf eine Spur in Haiti, wo er durch eine Verwechslung die Bekanntschaft mit der bolivianischen Agentin Camille (Olga Kurylenko) macht, die über ihren Geliebten, den skrupellosen Geschäftsmann Dominic Greene (Mathieu Amalric), an den ehemaligen bolivianischen Diktator General Medrano (Joaquín Cosio) kommen will, den sie für den Tod ihrer Eltern verantwortlich macht. Doch wie Bond und der MI6 herausfinden, ist Greene nicht nur ein wohlwollender Bewahrer des ökologischen Gleichgewichts, sondern nutzt seine wirtschaftliche Macht aus, um die Wasservorräte in Bolivien knapp zu halten und ein lukratives Monopol auf die Wasserversorgung zu erhalten. Für M gehen Bonds Alleingänge aber zu weit, weshalb sie ihn kaltstellen will. Doch Bond hat schließlich noch eine persönliche offene Rechnung zu begleichen und den Tod seiner Geliebten zu rächen, von der er noch immer nicht weiß, ob sie ihn verraten hat oder sich für ihn geopfert hat. Um an eine neue Identität zu kommen, setzt sich Bond mit seinem alten Kollegen, den Doppelagenten Mathis (Giancarlo Giannini), in Verbindung und kann auch auf die Mithilfe seines CIA-Kollegen Felix Leiter (Jeffrey Wright) zählen …
Nachdem Martin Campbell 2004 das James-Bond-Reboot mit „Casino Royale“ wunderbar in die Spur gebracht und den am Anfang seiner Karriere stehenden James Bond mit charismatischem Profil ausgestattet hat, führt Marc Foster den neuen Bond-Spirit konsequent fort. Dabei präsentiert er bereits in der krachenden Eröffnungssequenz bei der schießwütigen Verfolgungsjagd am Westufer des Gardasees, auf welch adrenalintreibenden Level die Action-Szenen angesiedelt sind. Tatsächlich setzt Forster weit mehr auf halsbrecherische Action als sein Vorgänger, was leider zu Lasten der Figurenzeichnung geht. Obwohl Mathieu Amalric („München“, „Grand Budapest Hotel“) einen überzeugend realistischen Bösewicht abgibt, steht Bonds persönliche Vendetta im Zentrum der Geschichte und führt auch zu der spannenden Vertrauensfrage zwischen Bond und M. Letztlich kann Bond seine Chefin nur durch die erfolgreiche Beendigung der Mission von seiner Tauglichkeit als Doppel-Null-Agent überzeugen, aber bis dahin ist es ein steiniger Weg. Bond musste bereits in „Casino Royale“ Folter und ordentlich Prügel einstecken, was dem Franchise insgesamt einen glaubwürdigeren Touch verliehen hat und Bonds Figur den Nimbus des unbesiegbaren Superhelden genommen hat. Zwar werden die beruflichen Beziehungen zu Felix Leiter und Rene Mathis fortgesetzt, aber sie bleiben meist sehr oberflächlich, was leider auch auf die Beziehung zwischen Bond und Camille zutrifft. Olga Kurylenko („Hitman“, „Oblivion“) kann im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin Eva Green schauspielerisch leider nicht aus dem Vollen schöpfen und nähert sich in ihrer Rolle eher den früheren Bond-Girls an, die eher mit ihrem Sex-Appeal als ihrer Darstellungskunst überzeugen konnten. Dafür überzeugt Daniel Craig („München“, „Road To Perdition“) wieder mit einer physisch eindrucksvoll präsenten Darbietung, die die richtige Mischung aus kompromissloser Härte, knackigen Sprüchen und Verletzlichkeit bietet. Die politisch nach wie vor aktuelle Thematik, die immer noch offene Identität der mächtigen Verbrecher-Organisation, Daniel Craigs überragende One-Man-Show und die perfekt choreografierten Action-Szenen bescheren „Ein Quantum Trost“ einen hohen Unterhaltungsfaktor, auch wenn der Film gegenüber seinem Vorgänger etwas abfällt.
"James Bond 007 - Ein Quantum Trost" in der IMDb

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