Offenes Geheimnis
Der iranische Drehbuchautor und Regisseur Asghar Farhadi ließ mit seinen beiden Filmen „Nader und Simin – Eine Trennung“ (2011) und „The Salesman“ (2017) auch international aufhorchen, schließlich gewannen beide Dramen den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Mit „Offenes Geheimnis“ bot sich ihm die Gelegenheit, erstmals außerhalb seines Landes und in einer fremden Sprache mit den beiden Weltstars Penélope Cruz und Javier Bardem zu drehen, doch das Familiendrama um eine Kindesentführung fällt sehr durchwachsen aus.
Anlässlich der Hochzeit ihrer jüngeren Schwester Ana (Inma Cuesta) kehrt die mittlerweile in Buenos Aires mit ihrem wohlhabenden Mann Alejandro (Ricardo Darín) lebende Laura (Penélope Cruz) mit ihren beiden Kindern Diego (Iván Chavero) und Irene (Carla Campra) in ihr spanisches Heimatdorf zurück, während Alejandro wegen beruflicher Verpflichtungen unabkömmlich ist. Es wird ausgelassen gefeiert, doch die Stimmung kippt rasant, als die Gäste bereits nach Hause gegangen sind und Laura entdeckt, dass Irene weder im abgeschlossenen Badezimmer ist noch in ihrem Bett liegt. Die von ihrer Jugendliebe Paco (Javier Bardem) sofort initiierte Suchaktion in der Nacht bleibt ergebnislos. Schließlich erhalten sowohl Laura als auch Pacos Frau Bea (Bárbara Lennie) eine SMS von Irenes Entführern und verlangen 300.000 Euro Lösegeld. Zwar schalten Laura und ihre Familie wie gefordert nicht die Polizei ein, holen sich aber Rat bei einem befreundeten pensionierten Polizisten. Als Alejandro von Laura über Irenes Entführung informiert wird, fliegt er natürlich umgehend nach Spanien. Mit seiner Ankunft brechen alte Animositäten auf, als es um das Aufbringen des Lösegeldes geht.
Da Lauras Familie die geforderte Summe nicht aufbringen kann und Alejandro zugeben muss, dass er arbeitslos ist, drängt Laura Paco, die Finca zu verkaufen, die er ihr damals aus einer Notlage heraus abgekauft hatte. Seither hat Paco dort ein gut laufendes Weingut errichtet, das meist von Wanderarbeitern bewirtschaftet wird, was vor allem bei Lauras Vater Antonio (Ramón Barea) noch immer sauer aufstößt. Dabei hat er durch seine Spielsucht erst dafür gesorgt, dass die Familie damals gezwungen wurde, das einst wertlose Land an Paco zu verkaufen. Paco fällt die Entscheidung zum Verkauf allerdings alles andere als leicht …
Zumindest in den ersten 90 Minuten erweist sich Farhadi als geschickter Inszenator der vielschichtigen Befindlichkeiten einer spanischen Großfamilie, die eigentlich nur eine schöne Hochzeit feiern will, dann aber von einer Minute auf die andere mit einem Entführungsfall konfrontiert wird. Farhadi, der wiederum sein eigenes Drehbuch adaptiert, nimmt sich viel Zeit, seine Figuren einzuführen, das Leben auf dem Dorfplatz und auf Pacos Weingut einzufangen, wobei vor allem der Konflikt zwischen dem Bediensteten-Sohn Paco, der es aus eigener Kraft zu etwas gebracht hat, und dem ehemaligen Patriarchen Antonio, der gesundheitlich und finanziell am Ende ist, vorgezeichnet wird. Interessant ist aber natürlich auch die Dreier-Konstellation zwischen Laura, ihrem Ex-Lover Paco und ihrem Ehemann Alejandro. Auf dieser Grundlage entwickelt der Plot ein lange Zeit spannendes Whodunit-Szenario, das sich allerdings größtenteils auf die praktische Frage reduziert, wie das Lösegeld aufgetrieben werden kann. So wie Laura zwischen Paco und ihrem Mann steht, muss auch Paco seine Entscheidung nicht nur vor seinem Gewissen, sondern auch vor seiner Jugendliebe Laura und seiner Frau Bea rechtfertigen. Dieses umfassende moralische Dilemma wird von allen tragenden Darstellern großartig und glaubwürdig transportiert.
Umso enttäuschender fällt die plötzliche Auflösung des Krimi-Plots und die lapidar in einem Satz untergebrachte Motivation der Entführer aus. Die während der Wartezeit auf die wegweisenden Entscheidungen zu Tage tretenden Familiengeheimnisse hätten durchaus Stoff für weitere dramatische Momente geboten, doch unterbindet Farhadi diese durch einen enttäuschend abrupten Schluss, der nicht nur die beteiligten Filmfiguren etwas ratlos zurücklässt.
"Offenes Geheimnis" in der IMDb
Anlässlich der Hochzeit ihrer jüngeren Schwester Ana (Inma Cuesta) kehrt die mittlerweile in Buenos Aires mit ihrem wohlhabenden Mann Alejandro (Ricardo Darín) lebende Laura (Penélope Cruz) mit ihren beiden Kindern Diego (Iván Chavero) und Irene (Carla Campra) in ihr spanisches Heimatdorf zurück, während Alejandro wegen beruflicher Verpflichtungen unabkömmlich ist. Es wird ausgelassen gefeiert, doch die Stimmung kippt rasant, als die Gäste bereits nach Hause gegangen sind und Laura entdeckt, dass Irene weder im abgeschlossenen Badezimmer ist noch in ihrem Bett liegt. Die von ihrer Jugendliebe Paco (Javier Bardem) sofort initiierte Suchaktion in der Nacht bleibt ergebnislos. Schließlich erhalten sowohl Laura als auch Pacos Frau Bea (Bárbara Lennie) eine SMS von Irenes Entführern und verlangen 300.000 Euro Lösegeld. Zwar schalten Laura und ihre Familie wie gefordert nicht die Polizei ein, holen sich aber Rat bei einem befreundeten pensionierten Polizisten. Als Alejandro von Laura über Irenes Entführung informiert wird, fliegt er natürlich umgehend nach Spanien. Mit seiner Ankunft brechen alte Animositäten auf, als es um das Aufbringen des Lösegeldes geht.
Da Lauras Familie die geforderte Summe nicht aufbringen kann und Alejandro zugeben muss, dass er arbeitslos ist, drängt Laura Paco, die Finca zu verkaufen, die er ihr damals aus einer Notlage heraus abgekauft hatte. Seither hat Paco dort ein gut laufendes Weingut errichtet, das meist von Wanderarbeitern bewirtschaftet wird, was vor allem bei Lauras Vater Antonio (Ramón Barea) noch immer sauer aufstößt. Dabei hat er durch seine Spielsucht erst dafür gesorgt, dass die Familie damals gezwungen wurde, das einst wertlose Land an Paco zu verkaufen. Paco fällt die Entscheidung zum Verkauf allerdings alles andere als leicht …
Zumindest in den ersten 90 Minuten erweist sich Farhadi als geschickter Inszenator der vielschichtigen Befindlichkeiten einer spanischen Großfamilie, die eigentlich nur eine schöne Hochzeit feiern will, dann aber von einer Minute auf die andere mit einem Entführungsfall konfrontiert wird. Farhadi, der wiederum sein eigenes Drehbuch adaptiert, nimmt sich viel Zeit, seine Figuren einzuführen, das Leben auf dem Dorfplatz und auf Pacos Weingut einzufangen, wobei vor allem der Konflikt zwischen dem Bediensteten-Sohn Paco, der es aus eigener Kraft zu etwas gebracht hat, und dem ehemaligen Patriarchen Antonio, der gesundheitlich und finanziell am Ende ist, vorgezeichnet wird. Interessant ist aber natürlich auch die Dreier-Konstellation zwischen Laura, ihrem Ex-Lover Paco und ihrem Ehemann Alejandro. Auf dieser Grundlage entwickelt der Plot ein lange Zeit spannendes Whodunit-Szenario, das sich allerdings größtenteils auf die praktische Frage reduziert, wie das Lösegeld aufgetrieben werden kann. So wie Laura zwischen Paco und ihrem Mann steht, muss auch Paco seine Entscheidung nicht nur vor seinem Gewissen, sondern auch vor seiner Jugendliebe Laura und seiner Frau Bea rechtfertigen. Dieses umfassende moralische Dilemma wird von allen tragenden Darstellern großartig und glaubwürdig transportiert.
Umso enttäuschender fällt die plötzliche Auflösung des Krimi-Plots und die lapidar in einem Satz untergebrachte Motivation der Entführer aus. Die während der Wartezeit auf die wegweisenden Entscheidungen zu Tage tretenden Familiengeheimnisse hätten durchaus Stoff für weitere dramatische Momente geboten, doch unterbindet Farhadi diese durch einen enttäuschend abrupten Schluss, der nicht nur die beteiligten Filmfiguren etwas ratlos zurücklässt.
"Offenes Geheimnis" in der IMDb
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