Tulpenfieber

Der britische Filmemacher Justin Chadwick hat über viele Jahre hinweg bei einzelnen Folgen von Fernsehserien wie „EastEnders“, „The Vice“, „Spooks – Im Visier des MI5“ und „Bleak House“ die Regie übernommen, ehe er mit dem prominent besetzten Historien-Drama „Die Schwester der Königin“ (2008) sein Filmdebüt feiern durfte. Nach den beiden biografischen Dramen „The First Grader“ (2010) und „Mandela: Der lange Weg zur Freiheit“ (2013) wandte er sich 2017 erneut einer Literaturverfilmung zu, doch überzeugt „Tulpenfieber“ zwar mit einem erneut vielversprechenden Cast und toller Ausstattung, nicht aber durch eine packend erzählte Geschichte.
Im Amsterdam des frühen 17. Jahrhunderts hat es der Kaufmann Cornelis Sandvoort (Christoph Waltz) durch den Handel mit Tulpen zu Wohlstand gebracht, doch nachdem seine erste Frau es nicht geschafft hatte, ihm überlebensfähige Kinder zu schenken, und bei der Geburt des dritten Kindes selbst verstarb, ist der nicht mehr ganz taufrische Kaufmann noch immer auf der Suche nach einer Frau, die ihm einen Erben schenken kann. Er holt die junge Sophia (Alicia Vikander) aus dem Waisenhaus und heiratet sie. Doch die unermüdlichen Bemühungen, einen Erben zu zeugen, wollen einfach nicht fruchten. Während Sophia geduldig die allabendliche Erfüllung ihrer Ehepflichten über sich ergehen lässt, engagiert Cornelis den jungen Maler Jan Van Loos (Dane DeHaan), um ein Portrait von sich und seiner schönen Frau anfertigen zu lassen. Sophia erwidert die Liebe des gleichaltrigen Malers und geht eine heimliche Affäre mit ihm ein. Doch für ein gemeinsames Leben fehlt noch das nötige Eigenkapital. Van Loos will ebenfalls in den Tulpenhandel einsteigen und erwirbt von der Äbtissin (Judi Dench) des Waisenhauses die Zwiebel einer wertvollen Admiral Maria, die er wiederum meistbietend an der Tulpenbörse verkaufen will. Währenddessen erwartet Sophias Magd Maria (Holliday Grainger) ein uneheliches Kind. Die beiden Frauen entwickeln einen riskanten Plan, um beide heil aus de verhängnisvollen Lebenssituation herauszukommen …
Eigentlich verfügte Regisseur Chadwick über beste Voraussetzungen für eine überzeugende Literaturverfilmung. Das Budget von 25 Millionen US-Dollar wurde in einen guten Cast mit Weltstar Christoph Waltz („Inglourious Basterds“, „James Bond 007 – Spectre“), tolle Kostüme und vor allem in ein grandioses, detailverliebtes Produktionsdesign investiert, das die stark bevölkerten und schmutzigen Grachten und Straßen des alten Amsterdam authentisch zum Leben erweckt. Das trifft auf die Figuren leider nicht zu. Christoph Waltz‘ kluger, aber selbstverliebter Kaufmann wird nahezu der Lächerlichkeit preisgegeben und kann in der Affäre zwischen dem Maler und seiner Frau keine starken Gegenakzente setzen, die für eine dramatische Spannung sorgen könnten.
Alicia Vikander („Tomb Raider“, „The Danish Girl“) sieht zwar wunderschön aus, bleibt in ihrer Rolle aber merkwürdig blass. Dass die Affäre zwischen dem mittellosen Maler und der jungen Sophia von Leidenschaft erfüllt ist, lässt sich nur an dem Wälzen ihrer nackten Leiber im Atelier des Malers erkennen. Allein Holliday Grainger („Cinderella“, „Jane Eyre“) vermag ihre Rolle mit überzeugender Leidenschaft auszufüllen.
„Tulpenfieber“ überzeugt vor allem in den Szenen, die das wilde Spekulieren mit den Tulpen zeigen, was zum ersten Börsencrash der Geschichte geführt hat, aber das Interagieren der Figuren wirkt zu hölzern, als dass diese Sympathien beim Zuschauer wecken könnten. So bietet die Verfilmung von Deborah Moggachs gleichnamigen Roman zwar wunderbare Schauwerte, die durch einen sehr zurückhaltend instrumentierten Score von Danny Elfman („The Circle“, „Spider-Man“) untermalt werden, schwächelt aber in der Inszenierung einer glaubwürdig inszenierten Geschichte und zu nachlässig charakterisierten Figuren.
"Tulpenfieber" in der IMDb

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