Sully
Bis auf wenige Ausnahmen hat sich Regie-Altmeister Clint Eastwood in seinen letzten Arbeiten vor allem wahren Geschichten angenommen und sie auf seine eigene, nüchterne Art neu erzählt. Nach den jeweils aus japanischer und US-amerikanischer Sicht erzählten Ereignissen der Schlacht um Iwo Jima („Flags of Our Fathers“, „Letters from Iwo Jima“), Mandelas Bemühungen, durch die Rugby-WM im eigenen Land die Kluft zwischen Schwarzen und Weißen zu überwinden („Invictus – Unbezwungen“), der Biografie des mächtigen FBI-Direktors J. Edgar Hoover („J. Edgar“) und der Biografie des zum Helden stilisierten US-Navy-SEAL-Snipers Chris Kyle („American Sniper“) hat sich Eastwood 2016 mit „Sully“ einer außergewöhnlichen Helden-Geschichte angenommen.
Am 15. Januar 2009 kommt es in New York zu einer Beinahe-Katastrophe. Kapitän Chesley B. „Sully“ Sullenberger (Tom Hanks) sein Co-Pilot Jeff Skiles (Aaron Eckhart) sind gerade mit ihrem Airbus A320 vom New Yorker Flughafen LaGuardia auf dem Inlandflug nach Charlotte abgehoben, als sie mit einem Schwarm Vögel konfrontiert werden, die beide Triebwerke lahmlegen. Der Notfallplan sieht eine Rückkehr zum LaGuardia-Flughafen vor, doch Sully gelangt zu der Entscheidung, dass weder dieser Flughafen noch der sieben Meilen entfernte Flughafen Teterboro angeflogen werden kann, und landet mit der 155-köpfigen Maschine im eiseskalten Hudson River. Wie durch ein Wunder können alle Passagiere und Crew-Mitglieder gerettet werden. Sully wird in den Medien schon als Held gefeiert, doch die US-amerikanische Flugsicherheitsbehörde NTSB (National Transportation Safety Board) kommt während ihrer routinemäßigen Untersuchung der Ereignisse zu dem Schluss, dass Sully durchaus einen der beiden Flughäfen hätte anfliegen können. Verschiedene Computer-Simulationen wären bei Berücksichtigung aller verfügbaren Parameter immer wieder zu diesem Ereignis gekommen …
Obwohl es sich bei dem Wunder vom Hudson River um eine weltbekannte Geschichte handelt, ist es Clint Eastwood in seiner 35. Regiearbeit gelungen, sie auf erfrischend packende Weise neu zu erzählen. Dabei unterläuft er bereits in der Anfangssequenz geschickt die Erwartungen des Publikums, als er ein Passagierflugzeug in den Häuserschluchten von New York abstürzen lässt – um kurz darauf zu zeigen, dass es sich nur um einen Alptraum seines Protagonisten Sully gehandelt hat, damit aber auch schaurige Erinnerungen an die traumatischen Vorfälle von 09/11 wachruft. In der Folge werden die Ereignisse, die zur Notlandung der A320 auf dem Hudson geführt haben, nicht etwa chronologisch rekapituliert, sondern häppchenweise als Rückblicke in die im Zentrum des Plots stehenden Untersuchung durch die Flugsicherheitsbehörde mit eingeflochten. Der Film setzt nämlich erst nach der erfolgreichen Rettung aller Personen von US-Airways-Flug 1549 und der bevorstehenden minutiösen Aufarbeitung der Ereignisse ein. Dabei wird schon im Hotelzimmer, in dem Sully nach der Notlandung untergebracht wird, klar, dass Sully überhaupt nicht mit der ihm zugedachten Rolle als Held zurechtkommt. Schließlich hat er nur seinen Job gemacht. Viel eher macht er sich Sorgen um seine Frau Lorrie (Laura Linney) und die Kinder, die zuhause von den Medien belagert werden.
Um der Geschichte Aspekte abzugewinnen, die vielleicht nicht allgemein bekannt sind, konzentriert sich Eastwood vor allem auf die NTSB-Untersuchung, die wie eine Hexenjagd wirkt. Statt in die allseits herrschende Begeisterung über Sullys großartige Notlandung einzufallen, schließen sich die Inspekteure der Behörde schnell der Ergebnisse der Simulationen an und drängen den sehr erfahrenen Piloten zunehmend in die Defensive. Da die Positionen hier von Beginn an klar definiert sind und lange Zeit wenig Bewegung in die Untersuchung kommt, sorgt Eastwood für Spannungsspitzen, indem er dann doch noch die dramatische Landung und die Rettungsaktion der zur Hilfe eilenden Passagierschiffe und Seerettungshubschrauber einbindet. Am Ende steht aber die nicht überraschende Erkenntnis, dass keine Computer-Simulation nachbilden kann, was Menschen in wenigen Augenblicken in unerwarteten Krisensituationen entscheiden müssen.
Tom Hanks („The Da Vinci Code“, „Die Verlegerin“) erweist sich als perfekte Besetzung des ebenso talentierten wie erfahrenen und besonnenen Piloten, der sich eher aus Situationen der Heldenverehrung irritiert zurückzieht, statt den öffentlichen Zuspruch zu genießen. An seiner Seite macht auch Aaron Eckhart („The Dark Knight“, „The Core“) eine gute Figur als Sullys Co-Pilot, der freundschaftlich und loyal an Sullys Seite steht. So präsentiert sich „Sully“ als zutiefst menschliche Geschichte, bei der alle Aufregung eigentlich umsonst scheint, denn außer einem verlorenen Flugzeug gibt es nichts zu beklagen. Stattdessen haben die Ereignisse – worauf im Abspann noch einmal hingewiesen wird – dazu geführt, innerhalb von 25 Minuten das Beste in den Menschen von New York hervorzukehren.
"Sully" in der IMDb
Am 15. Januar 2009 kommt es in New York zu einer Beinahe-Katastrophe. Kapitän Chesley B. „Sully“ Sullenberger (Tom Hanks) sein Co-Pilot Jeff Skiles (Aaron Eckhart) sind gerade mit ihrem Airbus A320 vom New Yorker Flughafen LaGuardia auf dem Inlandflug nach Charlotte abgehoben, als sie mit einem Schwarm Vögel konfrontiert werden, die beide Triebwerke lahmlegen. Der Notfallplan sieht eine Rückkehr zum LaGuardia-Flughafen vor, doch Sully gelangt zu der Entscheidung, dass weder dieser Flughafen noch der sieben Meilen entfernte Flughafen Teterboro angeflogen werden kann, und landet mit der 155-köpfigen Maschine im eiseskalten Hudson River. Wie durch ein Wunder können alle Passagiere und Crew-Mitglieder gerettet werden. Sully wird in den Medien schon als Held gefeiert, doch die US-amerikanische Flugsicherheitsbehörde NTSB (National Transportation Safety Board) kommt während ihrer routinemäßigen Untersuchung der Ereignisse zu dem Schluss, dass Sully durchaus einen der beiden Flughäfen hätte anfliegen können. Verschiedene Computer-Simulationen wären bei Berücksichtigung aller verfügbaren Parameter immer wieder zu diesem Ereignis gekommen …
Obwohl es sich bei dem Wunder vom Hudson River um eine weltbekannte Geschichte handelt, ist es Clint Eastwood in seiner 35. Regiearbeit gelungen, sie auf erfrischend packende Weise neu zu erzählen. Dabei unterläuft er bereits in der Anfangssequenz geschickt die Erwartungen des Publikums, als er ein Passagierflugzeug in den Häuserschluchten von New York abstürzen lässt – um kurz darauf zu zeigen, dass es sich nur um einen Alptraum seines Protagonisten Sully gehandelt hat, damit aber auch schaurige Erinnerungen an die traumatischen Vorfälle von 09/11 wachruft. In der Folge werden die Ereignisse, die zur Notlandung der A320 auf dem Hudson geführt haben, nicht etwa chronologisch rekapituliert, sondern häppchenweise als Rückblicke in die im Zentrum des Plots stehenden Untersuchung durch die Flugsicherheitsbehörde mit eingeflochten. Der Film setzt nämlich erst nach der erfolgreichen Rettung aller Personen von US-Airways-Flug 1549 und der bevorstehenden minutiösen Aufarbeitung der Ereignisse ein. Dabei wird schon im Hotelzimmer, in dem Sully nach der Notlandung untergebracht wird, klar, dass Sully überhaupt nicht mit der ihm zugedachten Rolle als Held zurechtkommt. Schließlich hat er nur seinen Job gemacht. Viel eher macht er sich Sorgen um seine Frau Lorrie (Laura Linney) und die Kinder, die zuhause von den Medien belagert werden.
Um der Geschichte Aspekte abzugewinnen, die vielleicht nicht allgemein bekannt sind, konzentriert sich Eastwood vor allem auf die NTSB-Untersuchung, die wie eine Hexenjagd wirkt. Statt in die allseits herrschende Begeisterung über Sullys großartige Notlandung einzufallen, schließen sich die Inspekteure der Behörde schnell der Ergebnisse der Simulationen an und drängen den sehr erfahrenen Piloten zunehmend in die Defensive. Da die Positionen hier von Beginn an klar definiert sind und lange Zeit wenig Bewegung in die Untersuchung kommt, sorgt Eastwood für Spannungsspitzen, indem er dann doch noch die dramatische Landung und die Rettungsaktion der zur Hilfe eilenden Passagierschiffe und Seerettungshubschrauber einbindet. Am Ende steht aber die nicht überraschende Erkenntnis, dass keine Computer-Simulation nachbilden kann, was Menschen in wenigen Augenblicken in unerwarteten Krisensituationen entscheiden müssen.
Tom Hanks („The Da Vinci Code“, „Die Verlegerin“) erweist sich als perfekte Besetzung des ebenso talentierten wie erfahrenen und besonnenen Piloten, der sich eher aus Situationen der Heldenverehrung irritiert zurückzieht, statt den öffentlichen Zuspruch zu genießen. An seiner Seite macht auch Aaron Eckhart („The Dark Knight“, „The Core“) eine gute Figur als Sullys Co-Pilot, der freundschaftlich und loyal an Sullys Seite steht. So präsentiert sich „Sully“ als zutiefst menschliche Geschichte, bei der alle Aufregung eigentlich umsonst scheint, denn außer einem verlorenen Flugzeug gibt es nichts zu beklagen. Stattdessen haben die Ereignisse – worauf im Abspann noch einmal hingewiesen wird – dazu geführt, innerhalb von 25 Minuten das Beste in den Menschen von New York hervorzukehren.
"Sully" in der IMDb
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