Zwei rechnen ab

In seiner 30-jährigen Hollywood-Karriere hat Regie-Legende John Sturges so einige Klassiker inszeniert, von „Der alte Mann und das Meer“ (1958) über „Die glorreichen Sieben“ (1960) und „Gesprengte Ketten“ (1963) bis zu „Verschollen im Weltraum“ (1969) und „Sinola“ (1972). Nachdem bereits Allan Dwan in „Frontier Marshal“ (1939) die Geschichte von Wyatt Earp und Doc Holliday im Kampf gegen die Clanton-Bande mit Randolph Scott in der Hauptrolle verfilmt und John Ford 1946 mit „Faustrecht der Prärie“ (und Henry Fonda in der Hauptrolle) nachgezogen hatte, kreierte John Sturges 1957 mit „Zwei rechnen ab“ die bis heute vielleicht beste Verfilmung der wahren Ereignisse.
1881 lässt sich Marschall Wyatt Earp (Burt Lancaster) mit seiner Geliebten Laura (Rhonda Fleming) in Dodge City nieder, nachdem er seinen alten Weggefährten, den ehemaligen Zahnarzt und leidenschaftlichen Kartenspieler Doch Holliday (Kirk Douglas) in Fort Griffin vor einem Lynchmob retten konnte. Holliday hatte dort in Notwehr den Betrüger Ed Bailey (Lee Van Cleef) mit einem Messer ausgeschaltet. Als Wyatt Earp Jagd auf Bankräuber machen will, bietet ihm der lungenkranke Holliday seine Unterstützung an, die er zunächst widerwillig – mangels Alternativen - annimmt. Unter ihrem Feldzug gegen die Banditen leiden allerdings die Beziehungen zu ihren Frauen. Laura stellt frustriert fest, dass Wyatt ihr zuliebe nicht auf seinen Kampf für die Gerechtigkeit verzichten kann, während Hollidays Freundin Kate Fisher (Jo Van Fleet) sich ausgerechnet an Johnny Ringo (John Ireland) hängt, der mit der Clanton-Gang gemeinsame Sache macht. Die Situation spitzt sich zu, als Wyatts Bruder Virgil (John Hudson) als Marshal in Tombstone den Ärger mit den Clantons nicht mehr allein bewältigen kann. Als Wyatt in Tombstone eintrifft, ermorden Ike Clanton (Lyle Bettger) und seine Männer Wyatts jungen Bruder Morgen (DeForest Kelley), worauf Wyatt Rache schwört, aber von seinem Freund Doc gerade noch zur Vernunft gebracht werden kann. Schließlich versucht Wyatt, den betrunkenen, noch jungen Billy Clanton (Dennis Hopper) davon abzuhalten, sich an der bevorstehenden blutigen Auseinandersetzung zu beteiligen, doch hält der Junge schließlich zu seiner Familie. Am vereinbarten Treffpunkt O.K. Corral kommt es zur legendären Schießerei zwischen der Clanton-Bande auf der einen und Doc Holliday mit den Wyatt und seinen Brüdern auf der anderen Seite …
Basierend auf dem Zeitungsartikel „The Killer“ von George Scullin, verarbeitete der spätere Bestseller-Autor Leon Uris („Exodus“, „Topaz“) die Ereignisse der legendären Schießerei am O.K. Corral zu einem packenden Drama, bei dem die entscheidende Schießerei nur den kurzen Höhepunkt im Finale ausmacht. Uris und Regisseur John Sturges ging es eher darum, die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Wyatt Earp und Doc Holliday zu thematisieren, wobei Holliday die weit interessantere Figur darstellt. Wie der todgeweihte Revolverheld und Spieler lässig mit seinem Schicksal umgeht und mit seinem Temperament auch seine Freundin Kate ausgerechnet in die Arme von Wyatts Erzfeinden treibt, macht den Großteil des Unterhaltungswertes von „Zwei rechnen ab“ aus.
Schon die Breitwandaufnahmen der weiten Prärie unter blauem Himmel und Frankie Laines Titellied „Gunfight at the O.K. Corral“ sorgen für die perfekte Einführung in einen klassischen Western, der zwar auch den Kampf der Guten gegen die Bösen thematisiert, aber eben auch die Freundschaft zwischen zwei außergewöhnlichen Männern. Während Burt Lancaster („Verdammt in alle Ewigkeit“) den rechtschaffenen Wyatt Earp souverän abgeklärt spielt, bietet Kirk Douglas („Spartacus“) als todkranker Spieler für die vielschichtigere Darstellung. Sein bevorstehender Tod lässt ihn das Leben in vollen Zügen genießen, wobei er ganz offen ausspricht, lieber durch eine Kugel zu sterben als im Bett dahinzusiechen. Auch seine schwierige Beziehung zu Kate ist komplexer angelegt als die zwischen Wyatt und der Spielerin Laura.
So bietet „Zwei rechnen ab“ ein interessantes Portrait zweier außergewöhnlicher Männer mit wunderbaren Darstellern, tollen Bildern und einem eher konventionell inszenierten Showdown, an den Sturges mit neuer Besetzung 1967 mit „Die fünf Geächteten“ anschließen sollte.
"Zwei rechnen ab" in der IMDb

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