James Bond 007 - Casino Royale

Nach vier Einsätzen als James Bond 007 in „GoldenEye“, „Der Morgen stirbt nie“, „Die Welt ist nicht genug“ und „Stirb an einem anderen Tag“ verabschiedete sich nach Sean Connery, George Lazenby, Roger Moore und Timothy Dalton auch Pierce Brosnan von der Hauptrolle des besten Doppel-Null-Agenten im Geheimdienst Ihrer Majestät und machte so den Weg frei für eine grundsätzliche Neuausrichtung des in die Jahre gekommenen Franchise. 40 Jahre nach dem Start der Agentenfilm-Reihe mit „James Bond 007 jagt Dr. No“ ist die Figur des britischen Top-Agenten nach dem Vorbild von Ian Flemings Titelfigur seiner gleichnamigen Romanreihe zu einem comichaften Karikatur eines Superhelden verkommen und hatte wenig gemein mit der eleganten Darstellung durch Sean Connery in den 1960er Jahren.
Vier Jahre nach „Stirb an einem anderen Tag“ schlüpfte Daniel Craig in die Rolle des berühmtesten Agenten der Welt und verlieh ihm endlich das kantige und charismatische Gesicht, das seine Vorgänger allesamt vermissen ließen. Vorhang auf für „Casino Royale“!
Nachdem der ehemalige SAS-Agent James Bond (Daniel Craig) einen verräterischen MI6-Sektionsleiter und dessen Kontaktmann eliminiert hatte und seine 00-Lizenz zum Töten erhielt, wird er auf Madagaskar auf den Auftragskiller und Saboteur Mollaka (Sebastien Foucan) angesetzt. Doch statt ihn nur festzunehmen und ihn wegen seiner Auftraggeber zu befragen, kann er ihn nach aufreibender Verfolgungsjagd durch die Elendsviertel und eine Großbaustelle erst auf einem videoüberwachten Botschaftsgelände stellen. Bevor Bond selbst von den Wachen festgenommen werden kann, zündet er eine Bombe, der auch Mollaka zum Opfer fällt. Die Bilder von Bonds Vorgehen auf diplomatischem Boden gehen natürlich um die Welt und zwingen MI6-Chefin M (Judi Dench) dazu, Bond von dem Fall abzuziehen.
Doch Bond will natürlich beweisen, dass er seinen 00-Status zurecht verliehen bekommen hat, und verfolgt durch das Handy des getöteten Attentäters eine Spur auf die Bahamas zu einem gewissen Alex Dimitrios (Simon Abkarian), einem weiteren Mittelsmann des geheimnisvollen Mr. White (Jesper Christensen). In letzter Sekunde kann Bond verhindern, dass ein weiterer von Dimitrios bezahlter Attentäter auf dem Flughafen von Miami den Prototypen eines neuen Passagierflugzeuges in die Luft jagen kann. Als sich der MI6 mit der Frage auseinandersetzt, wer von dem Scheitern des Jungfern-Fluges profitiert hätte, stoßen M und ihre Rechercheure ebenso wie Bond bei seinen eigenen Ermittlungen auf den Terroristen-Bankier Le Chiffre (Mads Mikkelsen). Da er durch die verhinderte Explosion millionenschwere Einlagen verloren hat, ist Le Chiffre gezwungen, im Casino Royale von Montenegro beim Pokern den Verlust wieder wettzumachen. M schleust Bond als besten Spieler des Geheimdienstes ebenfalls in diese prominente Pokerrunde ein und lässt ihm den Einsatz durch die attraktive wie kluge Schatzamt-Mitarbeiterin Vesper Lynd (Eva Green) überbringen. Vor Ort erhalten die beiden Unterstützung durch den umtriebigen Agenten René Mathis (Giancarlo Giannini) und den ebenfalls undercover agierenden und am Poker-Turnier teilnehmenden CIA-Agenten Felix Leiter (Jeffrey Wright). Doch Le Chiffre ist mittlerweile hinter Bonds wahre Identität gekommen und versucht ihn, nicht nur aus dem Spiel zu drängen, sondern auch aus dem Leben …
Es hat lange gedauert, bis der erste Ian-Fleming-Roman „Casino Royale“ endlich in der hier vorliegenden Version verfilmt werden konnte. Fleming verkaufte die Filmrechte nämlich schon kurz nach der Veröffentlichung an den Fernsehsender CBS, der die Story 1954 für eine Episode der Serie „Climax!“ verwertete. 1967 produzierte die CBS-Konzernmutter Columbia Pictures schließlich die missglückte James-Bond-Parodie „Casino Royale“ mit David Niven, Peter Sellers und Woody Allen in den Hauptrollen, ehe 1999 Sony und das Bond-Studio MGM die Rechte für „Spider-Man“ und „Casino Royale“ tauschten. Von über 200 Darstellern, die für die Rolle des James Bond in Betracht gezogen wurden (u.a. Karl Urban, Ewan McGregor und Hugh Jackman), machte schließlich Daniel Craig das Rennen, was sich schließlich als perfekte Wahl erwies.
Martin Campbell, der bereits bei „GoldenEye“ Regie führte, verzichtete auf die erdrückenden Special-Effects-Orgien, die „Stirb an einem anderen Tag“ verdorben hatten, und konzentrierte sich mit den beiden Drehbuch-Autoren Neal Purvis und Robert Wade ganz auf Ian Flemings Romanplot. Natürlich kommt die Action nicht zu kurz. Das zeigt schon die lange Eröffnungssequenz mit der halsbrecherischen Verfolgungsjagd, die auch bei Bond sichtbare Spuren hinterlässt. Überhaupt wirkt Bond nicht wie seine Vorgänger wie der unbesiegbare Super-Agent mit ebensolchen Super-Kräften, sondern wie ein drahtiger und taffer Agent, der sich in nahezu jeder Situation zu helfen versteht, aber auch immer wieder in wirklich lebensbedrohliche Situationen gerät. So wird Bond nicht nur brutal gefoltert, sondern auch schwer vergiftet, steckt immer wieder auch in Nahkämpfen ordentlich Prügel ein. Dazu präsentiert „Casino Royale“ einen glaubwürdigen Plot mit überzeugenden Schurken, und Bond muss beweisen, dass er auch ohne die technischen Spielereien von Q und die Flirts mit der Sekretärin Moneypenny seinen Job machen kann.
Daniel Craig („Layer Cake“, „München“) braucht keine Anlaufzeit, um die legendäre Rolle des James Bond auszufüllen. Er strahlt jederzeit eine starke physische Präsenz aus und mit seinen blauen Augen eine konzentrierte Fokussierung, der auch schließlich Vesper Lynd erliegen muss. Eva Green („Penny Dreadful“, „Franklyn“) ist als Bond-Girl erstklassig. Ihr gelingt es wie ganz wenige vor ihr, Sex-Appeal, Charisma und einen scharfen Intellekt miteinander zu verbinden. Doch nicht nur die glänzend besetzten Figuren überzeugen in dem James-Bond-Reboot, auch an der Inszenierung gibt es nichts zu bemängeln. Schon die comicartige Titelsequenz hebt sich wohltuend von den Vorgängern ab, dazu sorgen die realistisch wirkenden Action-Sequenzen, das spannende Poker-Turnier mit seinen ungewöhnlichen Ereignissen in den Spielpausen und das imponierende Finale in Venedig für größte Unterhaltungswerte, die durch David Arnolds gewohnt mitreißenden Score gekonnt akzentuiert werden.
Mit „Casino Royale“ ist den James-Bond-Machern ein packendes Agenten-Action-Abenteuer gelungen, das mehr mit der populären „Jason Bourne“-Reihe als mit den früheren Bond-Produktionen gemein hat.
"James Bond 007 - Casino Royale" in der IMDb

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