XX... unbekannt

Nach einigen Krimis und Thrillern sowie ihrem familienfreundlichen ersten Farbfilm „Robin, der rote Rächer“ (1954) wollte die britische Filmschmiede Hammer ihre Konturen schärfen und hatte mit dem im semidokumentarischen Stil gedrehten Science-Fiction-Horror „Schock“ einen so großen Erfolg, dass sich nicht nur an ein Sequel der Adaption der erfolgreichen BBC-Miniserie „The Quatermass Experiment“ gemacht wurde, sondern Hammer mit „XX… unbekannt“ (1956) auch ein weiteres Science-Fiction-B-Movie hinterherschickte. 

Inhalt: 

Als Soldaten in der Nähe von Glasgow in einem Sumpfgebiet den Gebrauch von Geigerzählern üben, stößt Lansing (Kenneth Cope) auf eine ungewöhnlich starke Strahlungsquelle, die zunächst Lieutenant Bannerman (Peter Hammond) auf den Plan ruft. An der Stelle, an der Lansing die extrem starke Strahlung festgestellt hat, beginnt das Grundwasser zu sprudeln, wenig später reißt der Boden auf und eine Explosion tötet Lansing und verletzt einen weiteren Soldaten schwer. Mit der Untersuchung der Ereignisse wird Dr. Royston (Dean Jagger) beauftragt, der in einem nahe gelegenen Labor mit nuklearer Strahlung experimentiert. Zusammen mit Inspektor Mac McGill (Leo McKern) von der königlichen Atomaufsichtsbehörde sucht Royston weitere Opfer erhöhter nuklearer Strahlung auf und entdeckt in einem Turm, in dem ein Junge beim Spielen Verbrennungen erlitt, auf den Schnapsbrenner Old Tom (Norman MacOwan), bei dem Royston ein Probefläschchen aus seinem Labor findet. Doch es strahlt ebenso wenig Radioaktivität aus wie sein zwischenzeitlich verwüstetes Labor oder die ursprüngliche Explosionsstelle. 
Royston entwickelt die Theorie, dass sich parallel zur Entwicklung des Menschen als intelligenteste Spezies auf Erden unterirdisch eine andere Art von Intelligenz entwickelt haben könnte. Offensichtlich bricht sich dieses Wesen nun Bahn zum Labor, wo es die fetteste Mahlzeit seines Lebens erhofft … 

Kritik: 

Hammer setzte bei „XX… unbekannt“ auf das gleiche Erfolgsrezept wie bei „The Quatermass Xperiment“, wobei vor allem das X im Titel wieder auf den Horror-Faktor der Produktion verweisen sollte. Der bisherige Produktionsmanager Jimmy Sangster durfte sein erstes Drehbuch schreiben und avancierte folglich zu einem der bedeutendsten Autoren bei Hammer, war er doch für die Klassiker „Frankensteins Fluch“, „Dracula“, „Frankensteins Rache“, „Die Rache der Pharaonen“ u.v.a. bis 1972 verantwortlich. Er brachte auf dem Höhepunkt der Angst um ein nukleares Wettrüsten im Kalten Krieg geschickt zum Ausdruck, indem er den sympathischen Forscher Dr. Royston auch die tödlichen Nebenwirkungen seiner Arbeit spüren ließ. Regisseur Leslie Norman, der den erkrankten Kollegen Joseph Losey ersetzte, inszenierte das in Schwarzweiß gedrehte Drama ohne besonders eindrucksvolle Effekte und ließ das „Monster“ in Form einer amorphen Masse durch das Bild wabern. 
Den einzelnen Figuren wird kaum Raum zur persönlichen Entfaltung gewährt. Das Geschehen ist dabei fest in Männerhand. Eine Krankenschwester darf als Gespielin bei einem Schäferstündchen mit Unwin (Neil Hallett) herhalten, ansonsten dirigieren Laborleiter John Elliott (Edward Chapman), Inspektor McGill und eben Dr. Royston die Ermittlungen und schließlich die Bekämpfung des Wesens, das sich von nuklearen Quellen ernährt. Mit einigen netten Effekten werden die tödlichen Verletzungen der Menschen illustriert, die dem Wesen zu nahe gekommen sind, ansonsten hält sich das Spannungsniveau auf eher schwachem Niveau. 
An Brian Donlevys Darstellung des Dr. Quatermass kommt sein US-amerikanischer Kollege Dean Jagger („Der Kommandeur“, „Das Gewand“) nicht heran, aber er verleiht seiner Figur eine menschliche und lösungsorientierte Note, die die Sorgen seiner Mitmenschen und damit auch des Publikums zu nehmen versteht. Mit dem nachfolgenden „Quatermass“-Sequel „Feinde aus dem Nichts“ war Hammers Ausflug ins Genre des Science-Fiction-Horrors auch erst einmal beendet. Die Remakes der Universal-Klassiker „Dracula“, „Frankenstein“ und „Die Mumie“ erwiesen sich als kassenträchtiger! 

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