Comtesse des Grauens

Der 1935 im ungarischen Budapest geborene Filmemacher Peter Sasdy hatte in den 1960er Jahren durchweg an Fernsehserien wie „Emergency-Ward 10“, „Geisterschwadron“, „Sir Arthur Conan Doyle“ und „Wuthering Heights“ gearbeitet, ehe er 1970 von Hammer Films engagiert wurde, um mit „Wie schmeckt das Blut von Dracula?“ ein weiteres Sequel der allmählich heruntergewirtschafteten „Dracula“-Reihe und damit sein Langfilmdebüt zu inszenieren. Im selben Jahr drehte er auch für Hammer „Comtesse des Grauens“ – mit Ingrid Pitt in der Rolle der legendären Elisabeth Báthory (1560–1614), der nachgesagt worden ist, über 600 junge Frauen und Mädchen getötet zu haben, um in deren Blut zu baden und so ihre Jugend zu erhalten. 

Inhalt: 

Zum Begräbnis ihres Mannes beobachtet die Gräfin Báthory (Ingrid Pitt), wie der junge attraktive Leutnant Imre Toth (Sandor Eles) verspätet zur Trauergemeinde während der Grabrede stößt. Bei der anschließenden Testamentseröffnung paaren sich freudige und enttäuschte Gesichter. Während der junge Leutnant, Sohn des besten Freundes des verstorbenen Grafen, sich über die ihm zugedachten Reitpferde freut und der Gelehrte Meister Fabio (Maurice Denham) die bemerkenswerte Bibliothek des Grafen sein eigen nennen kann, ist die Gräfin selbst entrüstet, dass sie das Vermögen ihres Mannes zur Hälfte mit ihrer Tochter Ilona (Lesley-Anne Down) teilen soll, während der heimliche Geliebte der Gräfin, Captain Dobi (Nigel Green) nur mit ein paar alten Rüstungen und Waffen abgespeist wird. Als sich die Gräfin von einer ihrer Bediensteten ein Bad bereiten lässt, flucht sie über das zu heiße Wasser, dann schneidet sich die Zurechtgewiesene mit einem Obstmesser und besudelt mit ihrem Blut auch das Gesicht der Gräfin. 
Die stellt zu ihrer Verwunderung beim Säubern ihres Gesichts vor dem Spiegel fest, dass die mit Blut bespritzten Hautpartien wesentlich jünger wirken. Sie weist ihre Dienerin Julie (Patience Collier) an, das Mädchen töten zu lassen, und sieht nach dem anschließenden Blutbad jünger aus als ihre eigene Tochter, die sich noch auf der Anreise befindet. Um fortan als Ilona durchzugehen und die Begierde des schmucken Leutnants zu wecken, lässt sie durch Dobi ihre Tochter im Wald entführen, doch muss der Captain auch mitansehen, wie seine nun junge Geliebte eine Affäre mit dem Leutnant beginnt. Doch die verjüngende Wirkung des Blutes hält nicht lange an. Die Gräfin muss nicht nur immer neue junge Frauen für ihre eigene Jugend ausbluten lassen, sondern wird nach jedem „Rückfall“ auch älter. 
Meister Fabio kommt schließlich dem Geheimnis um das Versteckspiel der angeblich kranken Gräfin und ihrer Tochter auf die Spur und steht Dobis Glück mit der Báthory im Weg … 

Kritik: 

Über die Geschichte der blutrünstigen Gräfin Báthory ranken sich viele Gerüchte und Legenden. Nachgewiesen ist ihre Lebensgeschichte insofern, als sie im Alter von 15 Jahren mit dem Grafen Ferenc Nadasdy verheiratet wurde, der allerdings seine Zeit mehr auf Kreuzzügen gegen die Türken als bei seiner Frau verbrachte. Dass er viele seiner türkischen Gefangenen in seiner Freizeit folterte, muss bei der Gräfin tiefen Eindruck hinterlassen haben, denn auch sie malträtierte ihre Dienerinnen mit glühenden Eisen oder Nadeln, die sie ihnen unter die Fingernägel stach, warf sie nackt in den Schnee, wo diese mit Wasser übergossen wurden, damit sie erfroren, fesselte, schlug und peitschte sie. Im Drehbuch von Fernseh-Autor Jeremy Paul („Die kleine Prinzessin“, „Das Haus am Eaton Place“) fanden diese Grausamkeiten naturgemäß keinen Platz. Die Story von „Contess Dracula“ – so der irreführende Originaltitel (denn eine Vampirin in Draculas Tradition war die Gräfin definitiv nicht) – konzentriert sich stattdessen auf den Verjüngungsprozess der Gräfin durch das Baden im Blut von Jungfrauen, doch genau da liegt das Problem des Films. Denn indem nicht mal das Töten der jungen Frauen gezeigt wird, mangelt es dem Gruselfilm an Hammer-typischen Horrorelementen. Ohne dramatische Höhepunkte plätschert das Drama etwas uninspiriert vor sich hin und verlässt sich ganz auf die durchaus sinnliche Ausstrahlung von Ingrid Pitt, die zuvor in „Gruft der Vampire“ zu Hammers neuem Star avanciert war. Neben Pitt, die in der Darstellung der immer schneller alternden Gräfin auch respektablen Mut zur Hässlichkeit demonstrierte, gefallen vor allem die Gothic-Atmosphäre innerhalb der Burgmauern (hier konnte Hammer auf die imposanteren Sets der Großproduktion „Königin für 1000 Tage“ zurückgreifen) und die gelungene Ausstattung. Für einen wirklich gelungenen Horrorfilm ist das leider zu wenig. 

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