Die Würger von Bombay

Seit seinem Hammer-Debüt mit dem Thriller „Erpresserin“ (1952) zählt Regisseur Terence Fisher zum Stamm-Ensemble der britischen Filmproduktionsgesellschaft, die nicht zuletzt durch Fishers Klassiker-Adaptionen „Frankensteins Fluch“ (1957), „Dracula“ (1958), „Der Hund von Baskerville“ (1959) und „Die Rache der Pharaonen“ (1959) Kassenerfolge feiern durfte. Mit „Die Würger von Bombay“ (1959) inszenierte Fisher im Anschluss allerdings einen exotischen Gruselstoff, der zwar in Indien angesiedelt war, aber überwiegend auf den Sets von „Dracula“ in den Bray Studios entstand. 

Inhalt: 

Die in Bombay angesiedelten britischen Kaufleute beschweren sich lautstark bei Colonel Henderson (Andrew Cruickshank) von der British East India Company, dass mehrere ihrer Handelskarawanen spurlos verschwunden zu sein scheinen. Um die Wogen zu glätten, verspricht Henderson, seinen besten Mann mit der Untersuchung der Vorkommnisse zu beauftragen. Captain Harry Lewis (Guy Rolfe) macht sich bereits Hoffnungen auf den Job, nachdem er seinen Vorgesetzten bei dem Treffen mit den Kaufleuten auch auf den Umstand hingewiesen hatte, dass mehr als 2000 Eingeborene ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt sind. 
Während Lewis bereits seiner Frau Mary (Jan Holden) von seinem geplanten Karrieresprung berichtet, beauftragt Henderson jedoch den hochnäsigen Captain Connaught-Smith (Allan Cuthbertson) mit der Angelegenheit. Da Lewis mitbekommt, dass sein Kollege nicht wirklich sinnvoll in der Sache tätig wird, ermittelt er auf eigene Faust. Er bekommt zwei Mörder in die Hände, die ihre Opfer auch ausrauben wollten, und stellt bei ihnen Schals sicher, wenig später stößt er auch auf ein Massengrab. Als er Henderson von seinen Beobachtungen berichtet, lässt dieser trotzdem Connaught-Smith seiner Geschäfte nachgehen. Lewis gerät aber in Gefangenschaft einer Sekte, die von einem Hohepriester (George Pastell) geführt wird und die Göttin Kali verehrt. Lewis kann sich in letzter Sekunde durch die Unterstützung eines Mungos im Gepäck der Tötung durch eine Kobra entziehen und fliehen, aber er ist sich sicher, dass es bei der British East India Company einen Spitzel geben muss, der die Sekte mit Informationen über die Handelskarawanen versorgt. 
Als die britischen Kaufleute ihre Trecks zusammenschließen und von Connaught-Smith anführen lassen, reihen sich die Thuggees in die Mitte der Karawane und planen eine groß angelegte Plünderungs- und Tötungsmission. Währenddessen glaubt Lewis‘ Hausdiener Ram Das (Tutte Lemkow) seinen seit zehn Jahren verschollenen Bruder Gopali (David Spenser) wiedergefunden zu haben. Doch der wird von seinem Hohepriester dazu auserkoren, seinen Bruder zu töten … 

Kritik: 

In seinem ersten Drehbuch hat David Zelag Goodman („Flucht ins 23. Jahrhundert“, „Wer Gewalt sät“) den mörderischen Kali-Kult der Thuggees als Ausgangspunkt für ein Drama vor dem Hintergrund der britischen Kolonialherrschaft in Indien zu nehmen und vor allem ihr grausiges Treiben in den Mittelpunkt zu stellen. Rituelle Beschwörungsreden im Dschungel, die mit rhythmischen Trommelschlägen untermalt werden, sorgen von der ersten Szene an für das entsprechende Setting. 
Wie ernst es dem Kult ist, wird immer wieder durch das Setzen von Brandmalen, Verbrennungen, Blenden und dem Entfernen von Körperteilen ebenso betont wie durch das lautlose Töten und die Massengräber, in die die Toten mit aufgeschlitzten Bäuchen geworfen werden. 
Die Krimihandlung wird dabei fast zur Nebensache. Der Spion im Kreis der British East India Company ist dabei so obligatorisch wie die Konkurrenz zwischen den beiden so unterschiedlichen Captains. Tiefergehende Charakterisierungen sucht man in diesem exotischen Abenteuerfilm ebenso vergebens wie dramatische Wendungen. 
„Die Würger von Bombay“ präsentiert sich als dialoglastiges Aufeinandertreffen einer Kultur auf ihre Besatzungsmacht, die kaum Einblick in die Natur ihrer religiösen Bräuche und Abarten besitzt, was letztlich die Geschäfte Schaden nehmen lässt. Handwerklich bietet „Die Würger von Bombay“ solide Kost, von Fishers stilsicherer Inszenierung über Bernard Robinsons Produktionsdesign, Arthur Grants gelungen komponierten Schwarzweiß-Bildern bis zu James Bernards farbenfrohen Score und die tadellosen Darstellerleistungen – doch mehr eben auch nicht.  

Kommentare

Beliebte Posts