Die Schlangengrube und das Pendel

Der deutsche Filmemacher Harald Reinl (1908-1986) ist für einige der bekanntesten Edgar-Wallace-Filme, Karl-May-Adaptionen und Thriller wie „Der Frosch mit der Maske“ (1959), „Im Stahlnetz des Dr. Mabuse“ (1961), „Der Schatz im Silbersee“ (1962), „Winnetou 1 – 3“ (1963-1965) und „Der unheimliche Mönch“ (1965) verantwortlich gewesen. Als das Publikumsinteresse an solchen Produktionen in den Swinging Sixties nachzulassen begann, ließen sich die Produzenten bei Constantin Film von den britischen Horror-Produktionen von Hammer Films inspirieren und brachten 1967 mit „Die Schlangengrube und das Pendel“ einen farbenfrohen Grusel-Spaß ins Kino, der lose auf der Edgar-Allan-Poe-Geschichte „Die Grube und das Pendel“ basierte. 

Inhalt: 

Vor 35 Jahren war Graf Regula (Christopher Lee) dabei, ein Elixier zu entwickeln, das ihm zu ewigem Leben verhelfen sollte, doch statt der dreizehn benötigten Jungfrauen konnte er nur zwölf in seine Gewalt bringen, der dreizehnten gelang die Flucht und sorgte für die Verurteilung des Grafen. Bevor Richter Reinhard von Marienberg das Urteil – Tod durch Vierteilen – vollstrecken ließ, schwor der Graf Rache an dem Richter und seiner Familie. Heute sind Roger Mont Elise (Lex Barker) und die Baroness Lilian von Brabant mit ihrer Zofe Babette (Christiane Rücker) unterwegs, jeweils einer Einladung von Graf Andomai auf sein Schloss zu folgen. Während der Anwalt hofft, mehr über seine Herkunft zu erfahren – er wurde als Baby mit einem Amulett ausgesetzt -, will die Baroness das Erbe ihrer verstorbenen Mutter antreten. Als die Kutsche der Baroness im Wald überfallen und ihr Kutscher getötet wird, setzen die beiden Damen ihre Reise in der Kutsche von Roger Mont Elise fort. Auf der Fahrt zum Schloss lesen sie auch noch den Priester Fabian (Vladimir Medar) auf. 
Schließlich wird das Quartett von weiteren unheimlichen Ereignissen heimgesucht. Der herzkranke Kutscher stirbt an einem Schock, die beiden Frauen werden von Andomais Diener Anatol (Carl Lange) entführt und zum Schloss gebracht. Nachdem Anatol mit seinem Blut dafür gesorgt hat, den Grafen zurück ins Leben zu holen, erfahren seine Gäste auch den Grund für die Einladung: Roger ist der Sohn des Richters, der ihn zum Tode verurteilt hat, und die Baroness die Tochter der dreizehnten Jungfrau, die damals fliehen konnte. Nun soll ihr so viel Angst beigebracht werden, dass sie sich für die Vollendung von Andomais/Regulas Experiment eignet, während Roger am Boden eines Verlieses gekettet darauf wartet, dass ihn das langsam heruntergelassene messerscharfe Pendel in zwei Teile zerlegt … 

Kritik: 

Als erfahrener Edgar-Wallace-Regisseur ist es Harald Reinl mit seiner Melange aus klassischen Motiven des Dracula-Mythos und schaurigen Elementen von Edgar Allan Poes berühmter Geschichte „The Pit and the Pendulum“ durchaus gelungen, eine teilweise grell ausgeleuchtete Technicolor-Gruselatmosphäre in der Tradition sowohl von Roger Cormans Poe-Verfilmungen als auch den bekanntesten Hammer-Produktionen zu kreieren. Endlos wallende Nebelschwaden, unheimlich ausgeleuchtete Verliese und Wälder, Geier, Schlangen, Spinnen und Ratten sowie nicht zuletzt die Leichen von gefolterten Jungfrauen auf Streckbänken, Hieronymus-Bosch-Gemälde an den Wänden des Schlosskellers und ein in verschiedenen Farben brodelndes Labor sorgen für eine passende Popcorn-Gruselatmosphäre, die allerdings kaum von einer spannenden Geschichte getragen wird. 
Bei der Vermischung verschiedener Motive des Horror-Kanons meinen es Reinl und seine Effektmacher doch etwas zu gut, so dass viele Szenen einfach unfreiwillig komisch wirken. „Dracula“-Darsteller Christopher Lee wird ganz nach Schema F besetzt und fühlt sich sichtlich unwohl in dieser deutschen Produktion, in der allein Reinls damalige Ehefrau Karin Dor („Topas“, „James Bond 007 – Man lebt nur zweimal“) etwas Glanz versprühen kann. 
Auch wenn „Die Schlangengrube und das Pendel“ nicht an den Erfolg der Edgar-Wallace-Produktionen anknüpfen konnte, spielte der Film doch so viel ein, dass ähnliche Produktionen bis Mitte der 1970er Jahre folgen sollten, darunter „Im Schloß der blutigen Begierde“ (1968), „Necronomicon – Geträumte Sünden“ (1968), „Nachts, wenn Dracula erwacht“ (1970), „Gebissen wird nur nachts“ (1971) sowie „Hexen bis aufs Blut gequält“ (1970) und „Hexen – geschändet und zu Tode gequält“ (1973). 

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