Die brennenden Augen von Schloss Bartimore
Anfang der 1960er Jahre hatte die mit farbigen Remakes klassischer Horrorfilme wie „Dracula“, „Frankensteins Fluch“, „Die Rache der Pharaonen“ und „Der Fluch von Siniestro“ gewinnträchtige Produktionsfirma Hammer Films mit wechselndem Erfolg auch jenseits des Horror-Genres mit Thrillern, Kriegsdramen und Abenteuerfilmen zu punkten versucht, doch letztlich vertraute man dem bewährten Rezept, Vampiren und anderen Monstern eine Bühne zu bereiten. Eine besondere Perle in dieser Hinsicht stellt Terence Fishers „Die brennenden Augen von Schloss Bartimore“ (1964) dar, in der es das eingespielte Darsteller-Duo Peter Cushing und Christopher Lee mit einer griechischen Sagengestalt zu tun bekommt.
Inhalt:
Als der Künstler Bruno Heitz (Jeremy Longhurst) von seiner Geliebten Sascha Cass (Toni Gilpin) erfährt, dass sie ein Kind von ihm erwarte und ihn schnell zu heiraten gedenke, will Bruno es sofort ihrem Vater erzählen, um ihm zu erzählen, doch Sascha versucht vergeblich, ihn davon abzuhalten. Da sie Angst hat, ihr Vater würde Bruno töten, folgt sie ihm in die Vollmondnacht hinaus, wo sie jedoch von Grauen erfasst zu Tode kommt. Dr. Namaroff (Peter Cushing) verschweigt in seinem Befund als Leichenbeschauer die Tatsache, dass die Tote zu Stein geworden ist. Namaroffs attraktive Assistentin Carla Hoffman (Barbara Shelley) ist entsetzt, dass der Arzt und Forscher nicht mal vor Gericht die wahren Umstände von Saschas Tod erwähnt. Nur der von der Universität in Berlin angereiste Vater des erhängt aufgefundenen Bruno, Prof. Julius Heitz (Michael Goodliffe), macht auf die in Vandorf herrschende Atmosphäre aus Vertuschung und Angst aufmerksam.
Während der voreingenommene Richter den Fall mit der Erklärung schließt, dass Bruno der Mörder von Sascha gewesen sei, kündigt Prof. Heitz an, dass er alles tun werde, um den Namen seines Sohnes reinzuwaschen. Er besucht seinen alten Studienkollegen Dr. Namaroff, stößt aber erneut auf eine Barriere von Unverständnis und Ignoranz. Durch Nachforschungen stößt er nicht nur auf eine seit Jahren andauernde Reihe von grausamen Todesfällen, sondern auch auf die damit in Zusammenhang stehende Legende von Vandorf, in der die griechischen Sage von den Gorgonen, drei grausamen Schwestern mit den Namen Stenn, Eureale und Medusa eine bedeutende Rolle spielt.
Heitz wird durch einen sirenenhaften Gesang in die Dunkelheit bis zum heruntergekommenen Schloss Bartimore geführt, wo er eine tödliche Begegnung mit Medusa erlebt. Langsam zu Stein erstarrend schafft er gerade noch, einen Brief an seinen anderen Sohn, den in Leipzig an der Universität arbeitenden Paul (Richard Pasco), zu schreiben. Mit seinem Mentor Prof. Meister (Christopher Lee) macht sich Paul auf die Suche nach der wirklichen Todesursache seines Bruders und seines Vaters, wobei er sich in Namaroffs Assistentin verliebt …
Kritik:
Seit seinem Drehbuch für den von ihm selbst inszenierten Horror-Drama „Der Arzt und die Teufel“ (1960) mit Peter Cushing in der Hauptrolle hat sich John Gilling auch für Hammer Films in Position gebracht. Nach dem Krimi „Schatten einer Katze“ (1961) und den beiden Abenteuerfilmen „Die Piraten am Todesfluss“ (1962) und „Die scharlachrote Klinge“ (1963), bei denen Gilling auch Regie führte, lieferte er für „The Gorgon“ das Drehbuch, das für Hammer untypisch erstmals altertümliche Mythen ausschlachtet statt auf den bewährten Fundus von archetypischen Monstern zurückzugreifen. Trotz des wie gewohnt schmalen Budgets von ca. 150,000 £ gelingt es Produktionsdesigner Bernard Robinson wieder, eine wohlig schaurige Atmosphäre zu kreieren, die vor allem in dem verfallenen Schloss und den kunstvollen Matte Paintings wunderbar zum Ausdruck kommt.
Daneben ist es vor allem das charismatische Duo Cushing/Lee in etwas ungewohnten Rollen, das „The Gorgon“ so unterhaltsam macht. Peter Cushing verkörpert zwar wieder den knochentrockenen, humorlosen Akademiker, doch hat seine Figur merklich etwas zu verbergen, während Cushings Figuren sonst vor Leidenschaft brennen, neue Entdeckungen zu machen. Lee ist mit wuschigem Haupthaar und Bart kaum wiederzuerkennen ist diesmal auf der Seite der Guten. Eine hinreißende Darbietung präsentiert auch Barbara Shelley („Das Geheimnis der Blutinsel“, „Ghost Story“) als Love Interest sowohl ihres Vorgesetzten als auch des jungen Paul Heitz. Untermalt von der unheimlichen Musik von Hammers Hauskomponisten James Bernard („Dracula“, „Frankensteins Fluch“) entfaltet „Die brennenden Augen von Schloss Bartimore“ eine angenehme Grusel-Atmosphäre. Einziger Schwachpunkt des Films stellt Medusas wenig erschreckende Maske dar.
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