Hände voller Blut

Ende der 1960er Jahre konnte die britische Produktionsfirma Hammer Films mit Werken wie „Robin Hood, der Freiheitsheld“, „Bestien lauern vor Caracas“, „Draculas Rückkehr“, „Frankenstein muss sterben!“, „Banditen auf dem Mond“ und „Crescendo – Die Handschrift des Satans“ kaum noch das Interesse des Kinopublikums wecken. Im Vergleich zur populärer werdenden und weitaus drastischeren Giallo-Welle wirkten die Hammer-Produktionen zu zahm und ließen es an Einfallsreichtum vermissen. Nachdem der ungarische Regisseur Peter Sasdy mit seinem Spielfilm- und Hammer-Debüt „Comtesse des Grauens“ zwar durch Hauptdarstellerin Ingrid Pitt eine erotischere Komponente in die Geschichte der Gräfin Báthory einbrachte und auch in atmosphärischer Hinsicht punkten konnte, engagierte Hammer ihn auch für eine interessante Variation des populären Jack-the-Ripper-Themas. „Hände voller Blut“ (1971) weist schon weitaus mehr Gore-Effekte auf und leitete zusammen mit „Das Grab der blutigen Mumie“ und „Nur Vampire küssen blutig“ die neue Welle härterer Hammer-Produktionen ein. 

Inhalt: 

Als Jack the Ripper (Danny Lyons) nach einem seiner Morde mit blutverschmierten Händen vom Pöbel verfolgt nach Hause kommt, trifft seine Frau die Erkenntnis, mit wem sie da verheiratet ist, wie ein Schlag. Der berüchtigte Prostituierten-Mörder ersticht seine Frau vor den Augen seiner dreijährigen Tochter Anna, die über diesen Moment nie hinweggekommen ist. Als junge erwachsene Frau mimt Anna (Angharad Rees) bei den Séancen ihrer Tante Granny Golding (Dora Bryan), bei der sie aufgewachsen ist, aus ihrem Versteck heraus die Stimme aus dem Jenseits und wird darüber hinaus an Männer für sexuelle Gefälligkeiten vermietet, so auch an den Abgeordneten Dysart (Derek Godfrey), der die scheue Anna mit einer Brosche gefügig zu machen versucht. Doch das funkelnde Licht in den Edelsteinen der Brosche und das an ihrer Wange gehauchte „Anna“ lassen die junge Frau zu einer rasenden Bestie werden. Sie ersticht die zur Hilfe eilenden Tante mit einem Schürharken, der entsetzte Dysart flieht und begegnet an der Haustür dem Psychoanalytiker Dr. Pritchard (Eric Porter), der zuvor wie Dysart an der Séance von Mrs. Golding teilgenommen hatte. 
Der Freud-Schüler nimmt sich des verängstigten Mädchens an, quartiert sie in das Zimmer seiner verstorbenen Frau ein und versucht, durch Hypnose in das Unterbewusstsein der traumatisierten Frau vorzudringen, um herauszufinden, was zu ihren Aussetzern führt, die zu grausamen Morden führen. Währenddessen plant Pritchards Sohn Michael (Keith Bell) seine Hochzeit mit der blinden Laura (Jane Merrow). Pritchard macht jedoch nur langsam Fortschritte bei seiner Therapie mit Anna und sieht sich gezwungen, ihre Morde an den dem Hausmädchen Dolly (Marjie Lawrence) und der Prostituierten Long Liz (Lynda Baron) zu vertuschen. Schließlich erkennt er, dass er sein eigenes Leben einsetzen muss, um Anna von ihrer schweren Bürde zu befreien … 

Kritik: 

Nachdem Hammer seit Ende der 1950er meist sehr erfolgreich die klassischen Figuren des Horrorkanons – von Dracula und seiner Schar von Vampiren über den Werwolf und Frankenstein mit seinen Kreaturen bis zu Jekyll & Hyde, Mumien, Hexen und Zombies - mit wortwörtlich frischem Blut versorgt hat, mussten die Fans des Studios bis 1971 warten, ehe sie auch den legendären Jack the Ripper thematisierten. Interessanterweise begnügten sich Produzentin Aida Young („Als Dinosaurier die Erde beherrschten“, „Geheimauftrag für John Drake“), Fernseh-Drehbuchautor Lewis Davidson („Hier Interpol – Inspektor Duval“, „Simon Templar“) und Regisseur Peter Sasdy nicht damit, die zuvor schon häufiger verfilmte Geschichte des berühmten Serienkillers noch einmal neu zu verfilmen, sondern setzen die traumatisierte Tochter des Mörders auch ihrer Mutter in den Mittelpunkt von „Hände voller Blut“
Als Auslöser für Annas mörderische Ausbrüche reichen glitzernde Edelsteine, Kronleuchter oder Licht-Reflexionen auf Messern in Verbindung mit an sich harmlosen Wangenküsschen aus, die aber bei der jungen Frauen das gehauchte „Anna“ ihres Vaters heraufbeschwören. Annas Morde werden dann auch weitaus konkreter dargestellt als noch bei „Comtesse des Grauens“, wobei Maskenbildner Roy Ashton wieder ganze Arbeit leistete. Von den Darstellern hinterlässt Eric Porter („Bestien lauern vor Caracas“, „Der Schakal“) als Dr. Pritchard den besten Eindruck, aber auch die schauergotische Atmosphäre und der Score von Christopher Gunning verleihen dieser späten Hammer-Produktion eine besondere Note.  

Kommentare

Beliebte Posts