Hetzjagd
Ähnlich wie Terence Fisher („Dracula“, „Frankensteins Fluch“) gehört auch Val Guest – gerade in den frühen Jahren – zu den meist eingesetzten Regisseuren der Hammer Film Productions. Neben Abenteuerfilmen wie Hammers ersten Farbfilm „Robin Hood, der rote Rächer“ (1954) und „Die gelbe Hölle“ (1958) ist Guest vor allem durch seine semidokumentarisch wirkenden Dramen „Schock“ (1955), „Feinde aus dem Nichts“ (1957) und „Yeti, der Schneemensch“ (1957) bekannt geworden. 1960 entstand mit „Hetzjagd“ ein Thriller in bester Film-noir-Tradition.
Inhalt:
Als der Schwerverbrecher Don Starling (John Crawford) aus dem Gefängnis ausbricht, tötet er einen Wachmann und sucht seine früheren Kumpanen in Manchester auf, mit denen er den Buchmacher Gus Hawkins (Donald Pleasance) um 4000 Pfund erleichtert. Auf der Flucht bringt er versehentlich ein 19-jähriges Mädchen um, das er vor den Augen eines Zeugen im Straßengraben außerhalb der Stadt „entsorgt“. Das ruft Starlings ehemaligen Kumpel aus Kindertagen, Harry Martineau (Stanley Baker), auf den Plan, der ganz im Gegensatz zu Starling den anderen Weg eingeschlagen und Karriere bei der Kriminalpolizei gemacht hat. Martineau widmet sich ganz der Jagd nach seinem alten Weggefährten, was seine ohnehin zutiefst frustrierte Frau Julia (Maxine Audley) noch mehr ins Abseits drängt. Stattdessen flirtet der Inspektor lieber mit der Lucretia „Lucky“ Luske (Vanda Godswell), Starlings Ex-Frau.
Die Jagd nach dem Räuber und Mörder gestaltet sich schwierig, denn ebenso wie Martineau kennt sich auch Starling bestens aus in der Stadt und ist abgebrüht genug, sogar eine Affäre mit Hawkins‘ junger Frau Chloe (Billie Whitelaw) zu unterhalten und auf dem Dachboden der Hawkins-Villa einen Unterschlupf zu finden. Über grüne Farbreste sowohl an der Hand des toten Mädchens als auch an den Händen von Starlings Mitstreitern kommen die Cops Starlings Aufenthaltsort immer näher …
Kritik:
Val Guest hat nicht nur die Regie bei diesem britischen Noir geführt, sondern auch das Drehbuch zur Adaption von Maurice Procters Roman „Hell Is A City“ geschrieben. Zusammen mit dem versierten Kameramann Arthur Grant („Die Piraten am Todesfluss“, „Sie sind verdammt“) hat Guest in diesem dialoglastigen Krimi-Drama viel Wert auf die Atmosphäre in Manchester gelegt, Hinterhöfe, Bars, Mietskasernen und das Polizeirevier in den Mittelpunkt gestellt, gewährt dazu kurze, leider nicht allzu tiefe Einblicke in das Leben von Martineau auf der einen und des Buchmachers auf der anderen Seite. Irgendwie träumen alle von einem besseren Leben, von der erfüllten Liebe, dem großen Geld, doch scheinen alle Träume zum Scheitern verurteilt.
Die Spannung des atmosphärisch dichten Dramas spitzt sich ganz in dem Duell zwischen Starling und Martineau zu, wozu Stanley Black mit einem vitalen Jazz-Score die passende Noir-Musik beisteuert. Die Story bewegt sich allerdings überaus vorhersehbar und ohne große Kniffe und Wendung auf das actionreiche Finale zu. Wenn Guest sich bei der Verbrecherjagd etwas mehr Mühe mit der Charakterisierung seiner Figuren gemacht hätte, wäre aus „Hetzjagd“ vielleicht ein großer britischer Noir geworden, mit den doch arg stereotypen Rollen bleibt leider außer dem stimmigen Lokalkolorit leider kein nachhaltiger Eindruck zurück.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen