Cash on Demand

Auch wenn Hammer Films Anfang der 1960er Jahre schon längst ihr Erfolgsrezept mit farbigen Remakes der Universal-Horror-Klassiker „Dracula“, „Frankenstein“, „Die Mumie“ und „Der Wolfsmensch“ gefunden hatten, kehrte das britische Studio immer wieder gelegentlich zu seinen Ursprüngen zurück. Nachdem Hammer Anfang der 1950er Jahre vor allem kriminalistische Hörspiele adaptiert und mit „Das Gangster-Syndikat“ 1954 auch einen atmosphärisch stimmigen Neo-Noir mit US-Darsteller Dan Duryea abgeliefert hatte, inszenierte Quentin Lawrence 1961 mit „Cash on Demand“ die kammerspielartige Adaption eines Theaterstücks von Jacques Gillies

Inhalt: 

Zwei Tage vor Weihnachten sind die Angestellten einer kleinen Bank bereits am Arbeitsplatz und noch dabei, Geld für die interne Weihnachtsfeier zu sammeln, als ihr Chef, der äußerst penible, humorlose und hartherzige Harry Fordyce (Peter Cushing) die Räumlichkeiten betritt. Dafür dass sich der Fülle für die Kunden in einem inakzeptablen Zustand befindet, fängt sich Pearson (Richard Vernon) gleich einen Rüffel ein. Fordyce richtet die ohnehin geordneten Utensilien auf dem Schreibtisch in seinem Büro noch akkurater aus und bestellt einmal Pearson zu sich, um ihn für eine andere Nachlässigkeit zu rügen. Pearson lässt verlautbaren, dass er gerne an eine andere Bank wechseln würde, doch sein Chef macht deutlich, dass er kein vorteilhaftes Empfehlungsschreiben von ihm bekommen würde. 
Wenig später hält ein Mann mit seinem Sportwagen vor der Bank und stellt sich als Colonel Gore Hepburn (André Morell) vor, der als Inspektor der Versicherungsgesellschaft die Sicherheitsmaßnahmen der Bank überprüfen soll. Über die persönlichen Belange von Fordyces Mitarbeitern scheint er bereits informiert zu sein. Als Fordyce und Hepburn allein im Büro des Bankmanagers sind, offenbart sich schnell die wahre Natur von Hepburns Besuch: Durch einen Anruf seiner verängstigten Frau erfährt Fordyce, dass seine Familie in Geiselhaft genommen wurden und erst eine Stunde nach der erfolgreichen Flucht von Hepburn mit den Geldreserven der Bank freigelassen werden. Fordyce sieht sich gezwungen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, lässt von einem seiner Angestellten Hepburns Gepäck aus dem Wagen holen und räumt mit dem distinguierten Bankräuber zusammen den Tresor aus, trägt sogar selbst die nun mit 93.000 £ gefüllten Koffer und Taschen zum Wagen des raffinierten Gauners. Als er aber erfährt, dass seine Angestellten mittlerweile wegen Hepburns verdächtigen Auftretens die Polizei informiert haben, sieht Fordyce das Leben seiner Frau und seines Sohnes in akuter Gefahr … 

Kritik: 

Regisseur Quentin Lawrence hat bereits das für die Fernsehserie „Theatre 70“ entstandene Stück „The Gold Inside“ inszeniert – mit André Morell und Richard Vernon in den Rollen, die sie auch in der nachfolgenden Kinoproduktion verkörpern sollten. Als Hauptdarsteller engagierte Hammer mit Peter Cushing seinen Star aus den Produktionen „Dracula“, „Frankensteins Fluch“, „Yeti, der Schneemensch“, „Frankensteins Rache“, „Der Hund von Baskerville“ und „Die Rache der Pharaonen“. Cushing brilliert wie gewohnt als humorloser Mann der Vernunft, sieht durch die Bedrohung seiner Familie aber seine bislang so streng geordnete Existenz bedroht. Immer wieder betont dieser Hepburn gegenüber, dass seine Frau und sein Sohn alles seien, was er habe. 
André Morell („Ben Hur“, „Die Brücke am Kwai“) präsentiert fast das genaue Gegenteil. In seiner Rolle als gerissener wie charmant auftretender Hepburn strahlt er eine unzweifelhafte Autorität, aber auch Humor und Gelassenheit aus, mit der er seine Opfer betört. 
„Cash on Demand“, als Echtzeit-Produktion mit einem Budget von gerade mal 37.000 £ realisiert, fokussiert sich ganz auf das Psycho-Duell zwischen Fordyce und Hepburn, wobei die Handlung auf ein rudimentäres Set aus einem kleinen Straßenausschnitt direkt vor der Bank, dem Schalterraum, dem Büro des Bankmanagers, dem Treppenhaus runter zum Tresorraum und dem Tresorraum selbst beschränkt ist. Die Spannung bezieht sich dabei auf die Frage, ob Hepburn mit seinem Plan durchkommt und Fordyce seine geliebte Familie wieder in seine Arme nehmen darf. Dabei ist vor allem die Entwicklung von Peter Cushings Figur interessant, wie unter der Bedrohung seiner Liebsten selbst allmählich seine spröde Hülle aufbricht und etwas Charme und Menschlichkeit nach außen dringt. 
Das kurzweilige und spannende Kammerspiel wurde von Arthur Grant („Yeti, der Schneemensch“ „Die Braut des Teufels“) in bestechendem Schwarzweiß fotografiert und vom einfallsreich effizienten Produktionsdesigner Bernard Robinson („Dracula“, „Frankensteins Fluch“) ausgestattet. Leider gibt es bis heute keine deutsche Version dieses schnörkellosen Krimi-Dramas.  

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