Stirb langsam 4.0

Nach drei immer teureren, aber auch stetig erfolgreicheren „Stirb langsam“-Filmen, die Bruce Willis zwischen 1988 und 1995 als neuen Action-Titanen etablierten, schien das Konzept auserzählt, doch da Willis jenseits des bahnbrechenden Action-Franchises nur in Filmen wie „The Sixth Sense“, „Unbreakable“ und „Sin City“ punkten konnte, war es für ihn nach zwölf Jahren Pause doch wieder Zeit, die Welt von richtig bösen Terroristen zu befreien. Mit Len Wiseman („Underworld“, „Total Recall“) wurde ein neues Regie-Talent engagiert, der dem „Stirb langsam“-Look ein schickes Upgrade verpasste, das arg übertriebene Action-Feuerwerk aber recht seelenlos inszenierte. 

Inhalt: 

Der aus New York stammende Cop John McClane (Bruce Willis) vergrault in seiner neuen Heimat Washington, D.C. gerade einen jungen Mann, der in seinem Auto McClanes Tochter Lucy (Mary Elizabeth Winstead) an die Wäsche will, als er von seinem Chef damit beauftragt wird, den Hacker Matthew Farrell (Justin Long) zu einem Verhör durch das FBI zu geleiten. Die Geheimdienstbehörde wurde nämlich gerade durch einen Hackerangriff empfindlich gestört und versucht, der Wurzel des Übels Herr zu werden, indem alle bekannten Hacker zu der Sachlage befragt werden sollen. Wie sich bald herausstellt, ist ausgerechnet der ehemalige Pentagon-Sicherheitsexperte Thomas Gabriel (Timothy Olyphant) für das Chaos verantwortlich. Zusammen mit seiner Gefährtin Mai Linh (Maggie Q) und seiner Crew legt er zunächst das Transportwesen, dann die Kommunikation und schließlich die Stromversorgung im ganzen Land lahm. Vorsorglich lässt er durch ein Exekutionskommando alle Hacker eliminieren, die zuvor mit der Zuarbeit einzelner Hacker-Komponenten beauftragt wurden. 
Da Matthew Farrell das Glück hat, sich in der Obhut von McClane zu befinden, kann er Gabriels Häschern gerade so entkommen und wird von McClane auf Umwegen und nach einigen Kollateralschäden als einziger der gesuchten Hacker beim FBI abgeliefert. Während FBI, Heimatschutz und örtliche Polizei das Chaos in den Griff zu bekommen versuchen, machen McClane und Matthew Jagd auf Gabriel, der es letztlich auf die Finanzdaten der USA abgesehen hat, die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in einer getarnten Außensteller der NSA gesichert werden. 
Mit Hilfe des versierten Hackers Warlock (Kevin Smith) kommen McClane und sein junger Begleiter Gabriel immer näher, doch auch das Killer-Kommando hängt McClane noch immer an den Fersen … 

Kritik: 

John McClane ist im 21. Jahrhundert angekommen. Seine Gegner sind nun keine ehemaligen Freiheitskämpfer oder Drogenbosse, sondern IT-Experten, die es auf digitale Finanzdaten abgesehen haben, nicht mehr auf Wagenladungen voller Scheine oder Goldbarren. Doch auch die neue Art von Verbrechern benötigt Fußsoldaten mit Feuer- und Kampfkraft, und genau da ist der mittlerweile 52-jährige und kahlköpfige Bruce Willis als John McClane wieder zur Stelle. Für alles andere hat er einen Hacker an seiner Seite. Len Wiseman hat das vierte „Stirb langsam“-Abenteuer nach dem Artikel „A Farewell to Arms“ von John Carlin und dem Drehbuch von Mark Bomback („Unstoppable – Außer Kontrolle“, „Planet der Affen: Revolution“) als Hochglanz-Action-Feuerwerk inszeniert, das zunächst eindrucksvoll vor Augen führt, wie sehr die Welt nahezu vollständig von Computer-Netzwerken abhängig ist. Ein paar in die Tastatur getippte Befehle lassen alle Ampeln auf Grün springen und so den Verkehr einer Großstadt lahmlegen, trennen ganze Städte vom Stromnetz. Wiseman zeigt auf beängstigende Weise auf, was die sensible Technik in den falschen Händen anrichten kann. Doch nach dem einschüchternden Szenario legt sich McClane ganz Oldschool-mäßig mit den Cyber-Terroristen an, wobei Wiseman genüsslich eine Materialschlacht ohnegleichen inszeniert. Die Logik bleibt dabei zunehmend auf der Strecke. Wenn McClane fast im Alleingang den US-amerikanischen Geheimdiensten vormacht, wie den Terroristen beizukommen ist, wird deutlich, wie sehr er den von Matthew bewunderten Superhelden personifiziert. 
Während dem New Yorker Cop in den vorangegangenen Teilen aber charismatische Bösewichter gegenüberstanden, nimmt man Timothy Olyphant („Justified“, „Snowden“) zwar den Computer-Nerd ab, doch als Bösewicht gewinnt er überhaupt keine Kontur. Da wird ihm durch Maggie Q („Nikita“, „Death of Me“) als seine Martial-Arts beherrschende Partnerin locker die Show gestohlen. Dafür funktioniert die Kombination zwischen dem Oldschool-Cop McClane und dem pfiffigen Hacker sehr gut und sorgt für ähnlich unterhaltsame Momente wie zwischen Willis und Samuel L. Jackson in „Stirb langsam – Jetzt erst recht“
Die übertriebenen Special-Effects-Orgien auf Kosten der menschlichen Note im Plot sorgen aber für Qualitätseinbußen. „Stirb langsam 4.0“ avancierte zum erfolgreichsten Teil der Reihe, so dass eine weitere Fortsetzung quasi unumgänglich wurde, aber das Franchise hat spürbar seinen Reiz verloren. 

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