Die Hexe des Grafen Dracula

Seit Ende der 1950er Jahren waren die Hammer Film Productions in Großbritannien tonangebend, was das Horrorgenre betrifft. In dem Fahrwasser von so erfolgreichen Blockbustern wie „Dracula“, „Frankensteins Fluch“ und „Die Rache der Pharaonen“ versuchten auch andere Produzenten, sich ein Stück vom Kuchen zu sichern. Neben Anglo-Amalgamated und Amicus machte ab 1967 die von Tony Tenser gegründete Firma Tigon British mit einigen Filmen Furore. Nach dem gelungenen Einstand mit „Das Blutbiest“ (1967), für den Hammer-Ikone Peter Cushing gewonnen werden konnte, folgte 1968 mit „Die Hexe des Grafen Dracula“ eine lose Adaption von H.P. Lovecrafts Geschichte „Träume im Hexenhaus“ – mit Christopher Lee und Boris Karloff in den Hauptrollen. 

Inhalt: 

Als der Antiquitätenhändler Peter Manning (Denys Peek) hypnotisiert an einer schwarzen Messe teilnimmt, wird er von einer geheimnisvoll aussehenden und mit einer gehörnten Krone versehenen Frau dazu gedrängt, seinen Namen mit Blut in ein dickes Buch zu schreiben und die auf einem Tisch gefesselte nackte Frau zu erstechen, um den Pakt zu erfüllen. Anschließend wird ihm ein Brandzeichen in die Brust gebrannt. 
Sein Bruder Robert (Mark Eden) erhält daraufhin einen Brief von ihm, in dem er seine Rückkehr für den morgigen Tag ankündigt. Allerdings ist der Brief bereits zehn Tage alt, weshalb sich Robert Sorgen macht und sich auf den Weg zu der Adresse macht, die auf dem Briefpapier verzeichnet ist, auf dem Peter geschrieben hat. Unterwegs nach Craxted Lodge wird Robert von einem Tankwart darauf aufmerksam gemacht, dass in dem Ort der Jahrestag der Hexenverbrennung gefeiert wird. Als er das Anwesen von Mr. Morley (Christopher Lee) erreicht, stolpert er zunächst in eine ausgelassene Party, auf der er Morleys hübsche Nichte Eve (Virginia Wetherell) kennenlernt, die ihn mit ihrem Onkel bekannt macht. Der will zwar nichts von Roberts Bruder gehört haben, lädt aber seinen Gast ein, die Nacht bei ihm im Hause zu verbringen. 
In der Nacht wird Robert allerdings von einem Alptraum heimgesucht, in der er – ohne es zu wissen - eine ähnliche Zeremonie mitmacht, der sein Bruder zum Opfer gefallen ist. Wie er später bei seinen Nachforschungen im Dorf und von Morleys Freund Professor John Marsh (Boris Karloff) erfährt, wird der Jahrestag mit einem berühmten Hexenprozesses zusammenhängt, in dem eine Hexe namens Lavinia Morley (Barbara Steele), von der Mr. Morley ein direkter Nachfahre ist, zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde. Erst als Robert in seinem Zimmer den Geheimgang zum Dachboden entdeckt, wo er genau die Anordnung aus seinem Traum wiederfindet, fügen sich die Einzelteile zusammen, auf die ihn bereits der psychisch labile Diener Elder (Michael Gough) aufmerksam machen wollte … 

Kritik: 

Da sich die 1932 veröffentlichte Geschichte von H.P. Lovecraft kaum auf Spielfilmlänge dehnen ließ, der US-amerikanische Autor aber schon Pate für Horror-Produktionen wie „Die Folterkammer des Hexenjägers“ (1963) und „Im Banne des Dr. Monserrat“ (1967) stehen durfte, entschloss sich Tenser, den Plot zeitgemäß in die Swinging Sixties zu verlegen. Bereits die ersten Sequenzen von „Curse of the Crimson Altar“ – so der passendere Originaltitel – berauschen den Zuschauer mit satten Technicolor-Farben, ausgefallenen Kostümen und Masken und einer schwarzen Messe, die schließlich von rauschenden Bildern einer ausgelassenen Feier junger Erwachsener abgelöst wird. 
Das Drehbuch von Mervyn Haisman und Henry Lincoln („Dr. Who“) versucht so einige Elemente unter einen Hut zu bringen, Hexen und schwarze Messen, geheimnisvolle Aristokraten mit sonderbarem Stammbaum, ein merkwürdiges Anwesen, an das der örtliche Friedhof grenzt, begehrenswerte Frauen, die teilweise ihre körperlichen Vorzüge zur Schau stellen, und das Geheimnis verschwundener Menschen. All das kann Regisseur Vernon Sewell („Das Blutbiest“) zwar nicht besonders elegant zusammenfügen, aber die teilweise surrealen, farbprächtigen Bilder, die mit dem Genuss bewusstseinserweiternder Substanzen einhergehen, und die anregende Atmosphäre aus dubiosen schwarzen Messen und freizügiger Sexualität machen „Die Hexe des Grafen Dracula“ zu einem kurzweiligen Grusel-Vergnügen.  

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