Das Dunkel der Nacht
Der 1935 im ungarischen Busapest geborene Peter Sasdy hat in den 1960er Jahren ausschließlich für britische Fernsehserien wie „Geisterschwadron“, „Sherlock Holmes“ und „Wuthering Heights“ Regie geführt, ehe er 1970 von Hammer Films das Angebot erhielt, mit „Wie schmeckt das Blut von Dracula?“ seinen ersten Kinofilm zu inszenieren. Immerhin machte er seine Arbeit für den fünften Film der „Dracula“-Reihe von Hammer so gut, dass Sasdy im Anschluss für das britische Studio noch „Comtesse des Grauens“ und „Hände voller Blut“ (beide 1971) übernehmen durfte, doch da war Hammers Stern bereits arg am Sinken gewesen. 1973 entstand mit „Das Dunkel der Nacht“ ein Grusel-Krimi, der gleich mehrere Hammer-Veteranen vereinte, was den Film allerdings nicht vor einem Flop bewahren konnte.
Inhalt:
Auch wenn Colonel Charles Bingham (Christopher Lee) längst pensioniert ist, weckt der vermeintliche Selbstmord eines seiner Freunde seinen Ermittlerinstinkt. Da sein Freund zu gleich drei Treuhändern des Van-Taylen-Fonds zählte, die in letzter Zeit durch wahrscheinlich vorgetäuschte Selbsttötungen das Zeitliche gesegnet haben, sucht Bingham den befreundeten Pathologen Mark Ashley (Peter Cushing) auf, um den Todesfällen auf den Grund zu gehen. Ashley mag sich an diesen Spekulationen zunächst nicht beteiligen, ebenso wenig will er sich mit dem Fall seines Kollegen Dr. Peter Haynes (Keith Barron) befassen, der als Psychiater die junge Mary Valley (Gwyneth Strong) behandelt. Sie zählt zu den Überlebenden eines Busunglücks, bei dem der Fahrer mysteriöserweise verbrannt ist, obwohl der Bus selbst bei dem Unfall nicht in Brand geraten ist. In ihren Alpträumen erwähnt das traumatisierte Mädchen ein Feuer, in dem sie umzukommen Angst hat, obwohl sie selbst auch nicht im Bus mit Feuer in Berührung gekommen war.
Da aber drei weitere Treuhänder des Van-Taylen-Fonds bei dem Busunglück ums Leben gekommen sind, scheint es eine Verbindung zwischen den Todesfällen und auch zu Marys Waisenhaus zu geben, das sehr darauf bedacht ist, das Mädchen wieder in seine Obhut zu bekommen. Währenddessen versucht Marys leibliche Mutter, die wegen Prostitution und dreifachen Mordes vorbestrafte Anna Harb (Diana Dors), Kontakt zu ihrer Tochter aufzunehmen. Als ihr dieses Anliegen nicht gewährt wird, wendet sie sich an die Journalistin Joan Foster (Georgia Brown), die ein Treffen mit Marys behandelndem Arzt Dr. Haynes ausmacht. Als dieser an Marys Bett mit der Hutnadel ihrer Mutter erstochen aufgefunden wird, nehmen sich Bingham und Ashley der Sache mit Nachdruck an …
Kritik:
Da sowohl Hammer Films als auch die konkurrierende Produktionsgesellschaft Amicus ins Schlingern geraten waren und sich ihre Stars kaum noch leisten konnten, hat Christopher Lee mit Hammer-Produzent Anthony Nelson Keys die Firma Charlemagne Films gegründet, die neben John Blackburns „Nothing but the Night“ die Optionen für zwei weitere Bücher („Portrait of Barbara“ und „Bury Him Darkly“) um Colonel Bingham erwarben, doch sollte nur der erste Film realisiert werden und überhaupt der einzige bleiben, den Charlemagne produziert hat.
Die Gründe dafür werden schnell ersichtlich. Nach vielversprechendem Beginn mit den drei inszenierten Selbstmorden, wobei Sasdy mit subjektiver Kamera und schwarzen Handschuhen sogar etwas Giallo-Feeling aufkommen lässt, präsentiert sich „Das Dunkel der Nacht“ als wenig originelle Whodunit-Story, in der es selbst den gestandenen Hammer-Mimen Christopher Lee und Peter Cushing kaum gelingt, den Film mit Klasse zu füllen. Dazu bietet das Drehbuch von Brian Hayles („Dr. Who“, „Tauchfahrt des Schreckens“) zu wenig Spannungsmomente, ist die Regie von Peter Sasdy zu träge und altbacken ausgefallen.
Etwas Schwung kommt erst zum Ende auf, als das Waisenhaus in den Fokus der Ermittle gerät, aber der Schwenk zum Übernatürlichen kommt ebenso überraschend wie unglaubwürdig rüber. Von den über 20 Filmen, die Lee und Cushing miteinander gedreht haben, zählt „Das Dunkel der Nacht“ sicherlich zu den schlechtesten.
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