Das Geheimnis von Schloss Monte Christo

Der spanische Filmemacher José Luis Merino (1927-2019) hat in seiner bunten Vita so unterschiedliche Filme wie die Western-Musical-Komödie „Lass die Finger von der Puppe“ (1966), den Abenteuerfilm „Der Mann, der aus dem Norden kam“ (1967), den Italo-Western „Requiem für Django“ (1968) und das Kriegs-Drama „Höllenkommando“ (1969) stehen, sich gelegentlich aber auch im Horror-Genre versucht. So entstand 1970 mit „Das Geheimnis von Schloss Monte Christo“ ein Gruselfilm mit Elementen aus „Frankenstein“, „Der Wolfsmensch“ und „Phantom der Oper“, ohne aber eigene Akzente setzen zu können. 

Inhalt: 

Als die junge Chemikerin Ivanna Rakowsky (Erna Schurer) mit der Kutsche zu ihrer neuen Anstellung auf Schloss Monte Christo fahren will, kostet es sie schon einige Mühe, von der in der Nähe gelegenen Ortschaft eine Möglichkeit zur Weiterfahrt zu finden. Die Dorfbewohner sind angesichts eines weiteren toten Mädchens, dem sechsten in wenigen Monaten, noch zu sehr geschockt und machen zudem den auf dem Schloss lebenden Baron Janos Dalmar (Carlos Quiney) für die grausamen Morde verantwortlich. Als sich der Kutscher, der gerade noch den Sarg des jüngsten Opfers transportiert hatte, sich gegen entsprechende Bezahlung bereit erklärt, die attraktive Wissenschaftlerin zu ihrem Ziel zu bringen, wird sie fast von ihm vergewaltigt, bevor sie endlich bei Janos‘ arroganten Haushälterin Olga (Cristiana Galloni) vorsprechen kann. Zwar bekommt Ivanna zunächst sogar vom Hausherrn die kalte Schulter gezeigt, doch lässt sie sich nicht mit einer Entschädigung von drei Monatsgehältern abspeisen. Letztlich überzeugt sie den Baron, seine schriftliche Vereinbarung einzuhalten. 
Doch so einfach gestaltet sich die Arbeit mit dem Baron nicht. Ivanna hat nicht nur unter dem schroffen Umgangston des Barons zu leiden, sondern ihr bleibt auch der Zugang zum vermeintlich baufälligen Labor im Obergeschoss verwehrt, wo Janos‘ Bruder Igor (Enzo Fisichella) unter mysteriösen Umständen verstorben war. Doch Ivanna wird bald erfahren, dass Igor durch ein Feuer zwar entsetzlich entstellt wurde, aber nicht umgekommen ist. Dass der von Hass erfüllte Igor für die Morde an den Mädchen verantwortlich ist, vermag Janos immer schwieriger zu vertuschen, zumal sich der aus der Stadt angereiste Kriminalinspektor (Mariano Vidal Molina) als hartnäckig bei seinen Ermittlungen erweist. Trotz der widrigen Umstände und der wechselhaften Laune ihres Arbeitgebers verliebt sich Ivanna in ihn, wird aber von schrecklichen Träumen heimgesucht. Dass der Baron aber auch ein Auge auf das junge Dienstmädchen Cristiana (Agostina Belli) geworfen hat, schmeckt Ivanna am wenigsten … 

Kritik: 

Merino, der zusammen mit María del Carmen Martínez Román („Das Haus der tausend Freuden“, „Töte, Django“) und Enrico Colombo („Requiem für Django“, „Der Hexentöter von Blackmoor“) auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, hat mit „Das Geheimnis von Schloss Monte Christo“ einen sichtlich von den britischen Hammer-Produktionen beeinflussten Grusel-Thriller nach bewährtem Muster abgedreht, ohne allerdings die atmosphärische Dichte zu erreichen, für die bei Hammer der einfallsreiche Produktionsdesigner Bernard Robinson, erstklassige Filmemacher wie Terence Fisher und Kameraleute wie Arthur Grant und Jack Asher zuständig gewesen sind. 
Bei der Umsetzung der vorhersehbaren Geschichte setzte Merino eher auf die Attraktivität der Hauptdarstellerinnen Erna Schurer (die zuvor als Model, Fernsehmoderatorin und Bühnenschauspielerin gearbeitet hatte) und Agostina Belli (die zunächst im Exploitation-Genre Karriere machte, bevor sie mit Lina Wertmüller und Dino Risi sowie an der Seite von Stars wie Kirk Douglas, Oliver Reed und Marcello Mastroianni arbeiten durfte). Immer wieder dürfen die beiden ihre nackten Körper zur Schau stellen, doch wird ihnen schauspielerisch kaum etwas abverlangt. 
Merino beschränkt sich auf die konventionellen Zutaten des Gothic-Horror-Genres, um etwas Spannung und unheimliche Atmosphäre aufkommen zu lassen, doch verliert sich das Grusel-Drama in seiner uninspirierten Inszenierung ohne jegliche Höhepunkte. 

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