Stirb langsam
Jenseits seiner Rolle in der Fernsehserie „Das Model und der Schnüffler“ (1985-1989) war es dem im deutschen Idar-Oberstein geborenen Bruce Willis nur vergönnt, sich in den beiden Blake-Edwards-Filmen „Blind Date – Verabredung mit einer Unbekannten“ und „Sunset – Dämmerung in Hollywood“ auf der Kino-Leinwand zu präsentieren. Das änderte sich schlagartig, als er die Hauptrolle in John McTiernans Action-Thriller „Stirb langsam“ (1988) angeboten bekam. Als draufgängerischer wie einfühlsamer Einzelkämpfer John McClane modellierte er den Typus des Action-Helden neu und wird bis heute vorwiegend mit Rollen in diesem Genre besetzt. John McTiernan wiederum setzte mit dem ersten Teil der „Stirb langsam“-Reihe einen neuen Maßstab, an dem sich alle nachfolgenden Action-Filme orientieren mussten.
Inhalt:
Um seine auf der Karriereleiter steil nach oben gekletterte Noch-Ehefrau Holly (Bonnie Bedelia) und seine beiden Kinder zu Weihnachten in Los Angeles zu besuchen, überwindet der New Yorker Cop John McClane (Bruce Willis) sogar seine Flugangst. Am Flughafen wird er von einer fetten Limousine abgeholt, die der gut aufgelegte Chauffeur Argyle (De'voreaux White) sicher zum Nakatomi Plaza fährt. Das 40-stöckige Hochhaus ist fast leergefegt. Nur jenseits des 30. Stockwerks des Gebäudes findet die Weihnachtsfeier der japanischen Firma statt, in der Holly zur rechten Hand des US-amerikanischen Geschäftsführers Takagi (James Shigeta) aufgestiegen ist. So irritiert McClane ist, dass seine Frau in der Firma unter ihrem Mädchennamen arbeitet, gestaltet sich das Wiedersehen der beiden zurückhaltend.
Um sich einander wieder näherzukommen, bleibt an dieser Stelle auch keine Zeit, denn noch während sich McClane im Waschraum frisch macht, stürmen zwölf Terroristen unter Führung des gewieften Hans Gruber (Alan Rickman) das Gebäude und nehmen die Festgesellschaft als Geiseln. McClane gelingt es zwar, barfuß mit seiner Dienstwaffe in die oberen, noch nicht fertiggestellten Stockwerke zu entkommen, einen der Terroristen auszuschalten und dessen Maschinenpistole und Funkgerät zu erbeuten, doch sein Notruf an die Polizei wird für blinden Alarm gehalten. Erst als er einen weiteren getöteten Terroristen auf den Streifenwagen von Sgt. Al Powell (Reginald VelJohnson) fallen lässt und die Geiselnehmer das Maschinenfeuer auf den Streifenpolizisten eröffnen, rückt Verstärkung an.
Doch nicht mal ein Panzerwagen vermag die Festung der Terroristen einzunehmen. Als das FBI anrückt, scheint Grubers Plan aufzugehen, denn ihm geht es nicht um die Freilassung etlicher Kampfesgenossen in aller Welt, sondern schlicht und einfach um die Räumung des elektronisch gesicherten Tresors. Allerdings funkt Gruber und seinen Leuten der New Yorker Cop immer wieder dazwischen …
Kritik:
Die beiden Drehbuchautoren Jeb Stuart („Und wieder 48 Stunden“, „Auf der Flucht“) und Steven E. de Souza („Nur 48 Stunden“, „Judge Dredd“) haben den Roman „Nothing Lasts Forever“ von Roderick Thorp zu einem zweistündigen Action-Feuerwerk adaptiert, das vor intelligenten Einfällen, markigen Onelinern, krachender Action und einem wunderbar aufgelegten Cast nur so strotzt, dass bis zur letzten Sekunde dieses mehr als zweistündigen Spektakels nie langweilig wird.
Das ist neben dem grandiosen Drehbuch vor allem Jan de Bonts („Flatliners“, „Basic Instinct“) einnehmender Kameraarbeit und McTiernans krachender Inszenierung zu verdanken – aber natürlich auch der wunderbar charismatischen Darstellung von Bruce Willis als kumpelhaft wie cool auftretender und leger gekleideter Cop, der hier gleich an mehreren Fronten kämpft: Was zunächst wie der Kampf um seine Frau anmutet, entwickelt sich im Verlauf der Geschichte ebenso zu einem blutigen Kampf gegen die Terroristen, aber auch gegen die wenig hilfreiche Polizei und das FBI sowie nicht zuletzt gegen die verworrene Architektur des hochmodernen Gebäudes, in dem sich McClane durch Versorgungsrohre und Fahrstuhlschächte, Treppenhäuser, Büros und an Fassaden entlang seinen Weg zur Befreiung der Geiseln, zur Rettung seiner Frau und zur Ausschaltung der Terroristen bahnen muss. Willis‘ Figur kommentiert seine an sich ausweglose Mission immer wieder mit witzigen Onelinern, die ebenso wie Willis selbst den Wiedererkennungswert für die bislang vier Sequels verkörpern.
Bei aller inszenatorischer Finesse und den manchmal herrlich übertriebenen Special Effects und Ballereien, bei denen McClane wie durch ein Wunder nicht zu Schaden kommt, bleibt dennoch Raum für die Nebenfiguren, allen voran für Bonnie Bedelia („Aus Mangel an Beweisen“, „Needful Things“) als McClanes taffe Ehefrau, aber auch für Figuren wie den traumatisierten Streifencop Al, Hollys koksenden Kollegen Ellis oder den amüsanten Chauffeur Argyle. Dazu sorgt Michael Kamen mit seinem vielfarbigen Score, der klassische Weihnachtslieder ebenso wie Beethovens „Ode an die Freude“ mit einbezieht, für eine stimmige musikalische Untermalung.
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