Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben
Der irische Filmemacher John Moore hat bereits das Videospiel „Max Payne“ (2008) auf der Leinwand zum Leben erweckt und die beiden Klassiker „Der Flug des Phoenix“ und „Das Omen“ einer Frischzellenkur unterzogen. 2013 oblag es ihm, diese Mission auch beim nach wie vor erfolgreichen, inhaltlich aber bereits strauchelnden Action-Franchise „Stirb langsam“ durchzuführen. In Sachen Action ist ihm das zweifellos gelungen, die Story gerät bei dem furios übertriebenen Spektakel allerdings unter die Räder.
Eigentlich will der New Yorker Cop John McClane (Bruce Willis) mal Urlaub machen, doch dann erfährt er, dass sein Sohn Jack (Jai Courtney), zu dem er seit Jahren keinen Kontakt mehr hat, in Russland wegen eines von ihm ausgeführten Attentats in Moskau vor Gericht gestellt werden soll. Zuvor hatte der einflussreiche russische Politiker Viktor Chagarin (Sergey Kolesnikov) geplant, den Gefangenen Yuri Komarov (Sebastian Koch) zu töten, wenn dieser ihm nicht eine geheime Akte aushändigt, die ihn belasten soll. McClane ist gerade in Moskau gelandet und auf dem Weg zum Gericht, als er beobachtet, wie sein Sohn den Bombenanschlag auf das Gerichtsgebäude nutzt, um mit Komarov zu fliehen, wobei sich McClane ihnen anschließt und mit den beiden vor dem Terroristen Alik (Radivoje Bukvic) und seinen Männern flieht, der von Chagarin beauftragt worden war, Komarov nicht aussagen zu lassen. Erst als Jack, Komarov und er selbst in einem Safehouse der CIA untergekommen sind, erfährt McClane, dass sein Sohn als Undercover-Agent der CIA in Moskau tätig ist.
Seine Mission lautet, Komarov außer Landes zu bringen, doch dafür will der Staatsfeind mit Hilfe seiner Tochter Irina (Yulia Snigir) die Akte wieder in seine Hände bekommen. Das versucht Chagarin mit allen Mitteln zu verhindern, doch dann dämmert es McClane, dass die Dinge ganz anders liegen …
Kritik:
In „Stirb langsam 4.0“ war es noch John McClanes Tochter Lucy (Mary Elizabeth Winstead), die für die persönliche Note in John McClanes Alleinkampf gegen Terroristen sorgte, nachdem seine Frau Holly nur in den ersten beiden Filmen dabei sein durfte. Drehbuchautor Skip Woods („Passwort: Swordfish“, „X-Men Originis: Wolverine“) verstärkt diesen Effekt in seiner Story zum fünften Werk der „Stirb langsam“-Reihe, indem er dem Helden John McClane einen Sohn an die Seite stellt, der ganz aus dem gleichen Holz geschnitzt ist wie er. Während sich die über die Jahre Entfremdeten auf der Flucht vor dem machtgierigen Chagarin wieder näherkommen, sorgt von Anfang an ein rasendes Tempo und halsbrecherische, leider viel zu oft deutlich sichtbare Computer-generierte Action dafür, dass die Story zunehmend in den Hintergrund rückt.
Dabei ist es eigentlich unnötig, so absurde Elemente wie die hanebüchene Erklärung für die Tschernobyl-Katastrophe ins Spiel zu bringen. Doch das Kopfschütteln wird sogleich von der nächsten gewaltigen Explosion, dem brachialen Feuerhagel, abstürzenden Hubschraubern und Massenkarambolagen auf Moskaus Straßen weggefegt.
John Moore lässt sein Publikum während der nicht mal hundertminütigen Action-Hatz kaum Luft holen, doch jede kurze Verschnaufpause kündigt bereits den nächsten Paukenschlag an. Das von Kameramann Jonathan Sela („John Wick“, „Gesetz der Rache“) in schicken, kontrastreichen Bildern eingefangene Spektakel macht zwar Laune, kann aber nicht mehr mit den markigen Onelinern punkten, die vor allem zu den ersten beiden „Stirb langsam“-Filmen den Unterhaltungswert maßgeblich mitprägten. In „Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben“ wird die Handlung zwar von den USA nach Russland verlegt, doch den Unterschied merkt man nur in den Unterhaltungen zwischen den Landsleuten. Ansonsten beschränkt sich der obligatorische Ost-West-Konflikt in einer wenig aufmunternden Aneinanderreihung von Klischees.
Immerhin wird der Bösewicht hier ambivalenter und vor allem zurückhaltender in Szene gesetzt, was dem Plot einen interessanten Dreh verleiht, aus dem allerdings hätte mehr herausgeholt werden können. Aus dem seit 2015 in Planung befindlichen 6. Teil der Reihe scheint vorerst nichts zu werden.
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