Der rote Schatten

Die Hammer Film Productions waren von Ende der 1950er bis Anfang der 1970er Jahre fraglos das prägende Label, unter dem in Großbritannien die interessantesten und populärsten Horror-, Science-Fiction- und Thriller-Produktionen veröffentlicht wurden. Daneben schafften es nur wenige andere Firmen, sich erfolgreich in dieser Nische einzunisten, etwa Anglo-Amalgamated, die in Ende der 1950er Jahre die drei, thematisch lose miteinander verbundenen Filme „Das schwarze Museum“ (1958), „Augen der Angst“ (1959) und „Der rote Schatten“ (1960) produzierten. 
Ähnlich wie in der Hammer-Produktion „Den Tod überlistet“ (1959) spielt der in Koblenz geborene Anton Diffring in „Der rote Schatten“ einen Mediziner mit einer von Wahnsinn befeuerten Vision, die seine genialen Fähigkeiten in abnorme Dimensionen abdriften lässt. 

Inhalt:

Nachdem eine seiner geheimen Operationen misslungen ist und seine Patientin Evelyn Morley (Colette Wilde) vor Entsetzen beim Anblick ihres nach wie vor verunstalteten Gesichts im Wutrausch alle Spiegel in im Schlafzimmer zerstört, sieht sich der von der Polizei gesuchte plastische Chirurg Dr. Marc Rossiter (Anton Diffring) 1947 gezwungen, England sofort zu verlassen. Zusammen mit den Geschwistern Angela (Jane Hylton) und Martin (Kenneth Griffith), die ihn bei seinen Operationen unterstützen, flieht er nach Frankreich, wo sie seit einem Monat versuchen, einen idealen Ort zu finden, wo Rossiter unter dem neuen Namen Schüler seine Künste wieder praktizieren kann. Auf dem Weg nach Bordeaux fragt Rossiter an einer Landstraße ein kleines Mädchen namens Nicole nach dem Weg und erfährt, dass es durch eine Kriegsverletzung im Gesicht hässliche Narben zurückbehalten hat. Nicole gehört zu einem heruntergewirtschafteten Zirkus, der von ihrem trinkfreudigen Vater Valet (Donald Pleasance) unterhalten wird. Schüler operiert das Mädchen und macht es wieder hübsch, wie Nicole begeistert nach der erfolgreichen Operation feststellt. Schüler findet, dass der Zirkus ein idealer Zufluchtsort für ihn und seine beiden Assistenten sein könnte. 
Als der wieder einmal betrunkene Valet in seinem Überschwang über die gelungene Operation an seiner Tochter mit dem Bären tanzt, quetscht dieser in zu Tode, ohne dass der den Vorfall beobachtende Schüler eingreift. Als neuer Zirkusbesitzer nimmt er verunstaltete, am Rande der Gesellschaft stehende Frauen bei sich auf, verschafft ihnen durch seine Schönheitsoperationen gleich eine neue Identität und bildet sie zu Artisten aus. Indem er die Geheimnisse ihrer dunklen Vergangenheit bewahrt, bindet er die Frauen an den zunehmend erfolgreicheren, in ganz Europa gastierenden Zirkus Schüler. Sollten sie dennoch den Zirkus verlassen wollen, sorgt Schüler mit Martins tatkräftiger Unterstützung dafür, dass sie nirgendwo mehr hingehen. 
Nach einigen dieser Unglücksfälle wird die Polizei auf den „Unglückszirkus“ aufmerksam. Scotland Yard schickt den als Journalisten getarnten Inspector Arthur Ames (Conrad Phillips) zum Zirkus und freundet sich dort mit der erwachsen gewordenen Nicole (Yvonne Monlaur) an. Derweil hat Schüler mit den egozentrischen Aushängeschildern seines Zirkus zu kämpfen. Während seine erste Artistin Elissa Caro (Erika Remberg) als „Königin der Luft“ entsetzt reagiert, dass Schüler die Kunstreiterin Magda von Meck (Vanda Hudson) als Hauptattraktion ankündigt. Dass diese wiederum den Zirkus verlassen möchte, um reich heiraten zu können, kann Schüler ebenso wenig zulassen wie Elissas Drohung, Schülers Geheimnis zu verraten … 

Kritik: 

Der von Regisseur Sidney Hayers („Hypno“, „Schmutziges Geld“) nach einem Drehbuch von George Baxt („Stadt der Toten“, „Schatten einer Katze“) entstandene „Circus of Horrors“ stellt den blutigsten Teil der sogenannten „Sadian Trilogy“ dar und fasziniert durch die gelungene Mischung aus Zirkusfilm und Horror-Drama. Dabei überzeugt vor allem der mit kantigem Gesicht und stechendem Blick versehene Anton Diffring („Agenten sterben einsam“, „Der blaue Max“) als skrupelloser Schönheitschirurg und Zirkusbesitzer, der es nicht ertragen kann, dass seine „Kunstwerke“ seine Lebenswelt verlassen und möglicherweise sein dunkles Geheimnis ausplaudern. 
Seinen zweischneidigen Unterhaltungswert bezieht „Der rote Schatten“ dabei aus den temporeich inszenierten Zirkusnummern, die überwiegend von sehr attraktiven Frauen dargestellt werden, mit denen Schüler auch seine Affären unterhält, und den teilweise extrem grausigen Todesfällen. 
Weniger gelungen sind dabei die teils von Menschen dargestellten Tiere, was besonders bei dem Menschenaffen ärgerlich auffällt, der Schüler im Finale zu Leibe rückt. 
Dank der ungewöhnlichen Geschichte und der wunderbaren Darstellerleistungen versteht es „Der rote Schatten“ auch nach über sechzig Jahren noch für kurzweilige, mit Elementen des Grand Guignol gewürzte Unterhaltung zu sorgen, auch wenn das Finale enttäuscht.  

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